Menschen der Eiszeit

Bis 20. April zeigt das Erlanger Stadtmuseum, wie Menschen der Eiszeit als Jäger, Handwerker und Künstler lebten. Ein genauer Blick lohnt sich, denn plötzlich sind unsere eiszeitlichen Vorfahren nicht mehr nur primitive Wilde. Das beweisen die ausgestellten Fundstücke wie Stein- und Knochengeräte, Elfenbeinfiguren und Ritzzeichnungen aus Deutschland und Mähren. Spannend!

Plakat zur Ausstellung "Menschen der Eiszeit" in Erlangen

Eiszeiten

Es gibt nicht die eine Eiszeit. Nahezu für jede Periode der Erdgeschichte gibt es Spuren von Vergletscherungen. Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass es mindestens vier große Eiszeitepochen oder Eiszeitalter in der Geschichte der Erde gegeben hat. Das letzte und derzeitig noch andauernde Eiszeitalter begann vor etwa 2,5 Millionen Jahren. Dieses auch quartäre Eiszeitalter genannt, ist durch einen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten geprägt. In den letzten 500 000 Jahren wurden vier Kalt- und drei dazwischen liegende Warmzeiten nachgewiesen.

Menschheitsentwicklung:



In Ostafrika fand man Spuren des "Homo habilis" (Fähiger Mensch), die aus einer Zeit vor 2,5 Millionen Jahren stammen. Vor etwa 1,8 Millionen Jahren entwickelte sich der "Homo erectus", der aufrechtgehende Mensch, der sich von Afrika bis nach Europa ausbreitete. Er lernte mit der Kälte umzugehen und blieb schließlich auch während der Kaltzeiten in Mitteleuropa. Der älteste Menschenfund aus Deutschland ist rund 500.000 Jahre alt. Dieser "Homo heidelbergensis" gilt als Vorfahre des Neandertalers. Zur gleichen Zeit entwickelte sich in Afrika der "Homo sapiens" unser direkter Vorfahre.

Die Altsteinzeit das Paläolithikum

Die Altsteinzeit ist die älteste und längste Periode der Menschheitsgeschichte. Sie umfasst alle Jäger- und Sammlerkulturen der Eiszeit. Sie begann vor rund 2,5 Millionen Jahren mit den ersten genormten Steingeräten und ging vor 12.000 Jahren mit der Eiszeit zu Ende.


In Erlangen ausgestelltes Mammut, Rekostruktion (© Luksch)

Wenn es um die Menschen der Eiszeit geht, dann gibt es die weitverbreitete Meinung, sie seien primitive, spärlich bekleidete Wilde gewesen. Auch heißt es, die ersten Menschen hätten sich von Früchten und Beuteresten der Raubtiere ernährt, weil sie selbst noch keine Jagdgeräte hatten. Sie hätten mit Keilen Mammuts gejagt. Dabei entwickelten die Eiszeitmenschen schon früh Waffen und Jagdstrategien. Funde beweisen, dass sie seit mindestens 300 000 Jahren, auch während der Kaltzeiten in Mitteleuropa gelebt haben und die extremen Herausforderungen der unwirtlichen Umwelt gemeistert haben.

Ein Zelt, so wie es auch in der Ausstellung aufgebaut ist. (Illustration aus WAS IST WAS 65 "Eiszeiten")

So zeigt die Ausstellung anhand von beeindruckenden Funden, dass unsere Vorfahren erfahrene Jäger, Handwerker und auch Künstler waren. Die meisten Exponate stammen aus der Zeit von 100 000 bis 10 000 Jahren.

Jäger:

Wie haben die Jäger gewohnt? Wie trotzten sie der Kälte? Eine Behausung, rekonstruiert nach einem Fund auf den Wrangelinseln, die im arktischen Ozean 200 Kilometer von Sibirien liegen, gibt Aufschluss. Normalerweise lebten die Menschen der Eiszeit unter einem Felsdach oder in Zelten. Doch bei dieser Behausung wurde der Mammutunterkiefer als Fundament benutzt, die Zähne des Mammuts als Gerüst. Ein beeindruckender Anblick!

Blattspitzen gefunden in der Oberneder-Höhle, Kehlheim, Nürnberg (UFG).

Auf welche Tiere trafen die eiszeitlichen Menschen? Mammuts, von denen ein kleines Exemplar den Ausstellungsbesucher im Foyer begrüßt, Bisons, Nashörner, Pferde, Rentiere. Die eiszeitlichen Menschen entwickelten Waffen und Strategien um selbst diese großen und schnellen Tiere erlegen zu können. Ausgestellte Waffen aus Stein, Rengeweih oder Holz und Knochen beweisen das. Und auch diese Gebrauchsgegenstände wie Speerschleudern oder Harpunen wurden schon mit eingeritzten Zeichnungen oder Tierbildern versehen.

Ein brustförmiger Anhänger (MLM) Dolní Vestonice, Mähren (CZ)

Die Handwerker:

Vor 2,5 Millionen Jahren wurden die ersten Steingeräte geschaffen. Langsam, sehr langsam wurden Techniken und Arbeitsschritte verbessert und die Waffen und Werkzeuge immer besser. Zu sehen sind Werkzeuge aus Knochen und Feuerstein und wie sie bearbeitet wurden. Erst der Homo sapiens macht Knochengeräte. Funde beweisen, dass genormte Geräte hergestellt wurden, wie Klingen oder Pfeilspitzen. Und auch die ausgestellte Kleidung aus dem Jungpaläolithikum ist reich mit aufgenähten Schmuckschnecken und Verzierungen bestickt.

Löwenmensch (©Ulmer Museum) Stadel, Lonetal, B.W.

Die Künstler:

Schon die Neandertaler sammelten auffällige Fossilien und Mineralien. 35.000 Jahre alte Zeichnungen in Höhlen, Statuetten oder Ritzzeichnungen auf Stein und Knochen zeigen nicht nur handwerkliches Können. Sie beweisen auch ein Gefühl für Formen, künstlerische Ansprüche und oft auch einen rituellen oder religiösen Wert. Dabei verblüfft die unglaubliche Kunstfertigkeit. Kleine Tierfiguren aus Elfenbein, Löwen- oder Pferdestatuetten hatten sicher auch einen symbolischen Wert.

Daneben gibt es zum Beispiel auch Musikinstrumente wie eine Knochenflöte oder Schwirrknochen oder aber Funde von Neandertalern wie Zähne eines 12-jährigen Jungen.

Eiszeitwerkstatt:

Für alle, die gern selbst aktiv werden, gibt es am 9. März im Stadtmuseum Erlangen von 11.00 bis 17.00 Uhr die Eiszeitwerkstatt. Dabei geht es um die Arbeit der Archäologen, steinzeitliche Handwerksarbeiten werden vorgeführt und können ausprobiert werden und es wird auf steinzeitlichen Musikinstrumenten musiziert. Viel Spaß dabei!

Mehr Infos unter: www.menschen-der-eiszeit.de

Mehr über die Eiszeiten, die Tiere der Eiszeiten und die urzeitlichen Menschen erfährst du in: WAS IST WAS 9 "Der Urmensch", WAS IST WAS 38 "Säugetiere der Vorzeit" und WAS IST WAS 65 "Eiszeiten"

-ab-06.03.2008 Text, Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des Erlanger Stadtmuseums, in Zusammenhang mit dieser Ausstellung.


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