Kurt Bittel und die Königsstadt Hattuscha

Vor 100 Jahren wurde der Archäologe Kurt Bittel geboren. Er erwarb sich international hohes Ansehen, unter anderem durch die Ausgrabung der hethitischen Königsstadt Hattuscha in der Türkei. Zudem war er Experte für die Kelten in Mitteleuropa. Mehr über diesen Wissenschaftler erfahrt ihr hier ...

Kurt Bittel wurde am 5. Juli 1907 in Heidenheim an der Brenz geboren. Er begann früh, sich für Geschichte und Archäologie zu interessieren. Schon mit 13 machte er erste Ausgrabungen an einem Grabhügel bei Oggenhausen.

Seine Doktorarbeit schrieb er mit 22 Jahren über die Kelten in Württemberg. Durch ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) kam er 1931 nach Hattuscha in der heutigen Türkei und begann mit Ausgrabungen.

Vergessenes Königreich

Hattuscha liegt etwa 150 km östlich von Ankara im Norden des antiken Kappadokiens. Seit etwa 1500 v.Chr. gilt Hattuscha als Haupt- und Königsstadt des Reichs der Hethiter (im Bild blau). Dabei geriet das Reich der Hethiter bis ins 19. Jahrhundert hinein in Vergessenheit. Auch klassische Autoren der Antike wie Herodot hatten keine Erinnerung mehr an das ehemalige Großreich und deuteten Funde als ägyptisch.

Ende des 19 Jahrhunderts identifizierten Forscher das Königreich Cheta und Beschreibungen des Hatti-Landes mit dem in der Bibel genannten Volk der Hethiter. 1905 fand der Archäologe Hugo Winckler ein königliches Archiv mit in Keilschrift beschriebenen Tafeln. Winckler konnte zeigen, dass er in den Überresten der Hauptstadt eines mächtigen Reichs gegraben hatte.

Tontafeln als Zeitdokumente

Auch Kurt Bittel fand weitere Tontafelarchive hethitischer Könige. Darauf war die internationale Korrespondenz verzeichnet. Außerdem konnten auch Angaben der Verwaltung gefunden werden. Auch der erste bekannte und bedeutende Friedensvertrag befand sich in den von Winckler und Bittel gefundenen Tontafelarchiven. Ramses II. und Hattusili II. legen darin ihre Streitigkeiten bei. Noch heute ist das DAI in Hattuscha aktiv und holt immer noch neue Keilschrifttexte aus dem Boden. Auf dem Bild rechts ist das so genannte "Löwentor von Hattuscha" zu sehen.



Kurt Bittel war bis 1977 Ausgrabungsleiter in Hattuscha und trug viel zum Verständnis der hethitischen Kultur bei. Zwischenzeitlich wurde Bittel zum Professor für Vor- und Frühgeschichte an der Eberhard-Karls-Universität. Er machte Grabungen an der Heuneburg und entdeckte Daskyleion bei Bandirma. Von 1960 bis 1972 war er erster Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts. 1967 erhielt er den Orden Pour le Merite und förderte die Einrichtung des Museums im Römerbad in Heidenheim.

Professor Kurt Bittel verstarb am 30. Januar 1991 in seiner Geburtsstadt Heidenheim an der Brenz, wo er mittlerweile Ehrenbürger ist.

Wer sich für Archäologie interessiert, hat in Hattuscha eine Aufgabe: Ganze Stadtviertel sind noch unerforscht, und auch die Königsgräber sind noch unentdeckt. Wer nicht gleich hinaus in die Welt ziehen will, kann auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 14: Versunkene Städte werfen.

Text: -jj- 5.7.2007 // Bilder: Professor Bittel: © und mit freundlicher Genehmigung von Wolfgang Heinecker/http://www.heidenheim.de; Löwentor Hattuscha He-Ba-Mue/GFDL; Turm/Tempel ChinaCrisis cc-by-sa; Karte Captain Blood/GFDL

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