"Homo heidelbergensis" Unser Vorfahr aus der Steinzeit

1907 wurden in einer Sandgrube bei Heidelberg die Überreste eines Urmenschen gefunden. Der "Homo heidelbergensis" lebte vor gut 800.000 Jahren. Der sensationelle Fund führte zu einem tieferen Verständnis der Entwicklungsgeschichte des Menschen.

"Heute habe ich den Adam gefunden!", rief der Tagelöhner Daniel Hartmann, als er einen fossilen Unterkiefer in Mauer, einer Gemeinde bei Heidelberg, entdeckte. Natürlich war es nicht Adams Unterkiefer, den er fand. "Homo heidelbergensis" (Homo=Mensch) war nur einer von vielen Vorläufern des modernen Menschen.

Foto: Unterkiefer des "Homo heidelbergensis"



Diese Entdeckung war ein wichtiger Hinweis auf einen bislang unbekannten Vorfahr. Der Urmensch wurde wie ihr sicher schon bemerkt habt nach seinem Fundort Heidelberg benannt.



Begraben in 25 Metern Tiefe

In einer Tiefe von 25 Metern unter der Erde wurde der Knochen neben zahlreichen weiteren Fossilien gefunden (siehe Bild unten). Dass der Fund so tief begraben lag, deutet darauf hin, dass der Urzeitmensch nicht in dieser Umgebung lebte. Die Forscher vermuten, dass er mit dem Ur-Neckar, der vor einer halben Million Jahren durch das Gebiet des heutigen Mauer strömte, dorthin transportiert wurde. Mit Sand, Kies und anderen Knochen lagerte sich der Unterkieferknochen an der Erdoberfläche ab und wurde über Jahrtausende hinweg mit immer neuen Erdschichten bedeckt.

Seinen Ursprung hat der Homo heidelbergensis in Afrika, das von Forschern als Wiege der Menschheit bezeichnet wird. Von dort verbreiteten sich die Vorläufer des modernen "Homo sapiens" bis ins heutige Europa.

So wurden fossile Knochen des "Homo heidelbergensis" in Äthiopien, Sambia und auch in Frankreich, Griechenland und England gefunden.


Die Vorfahren unseres Vorfahren

Unklar ist, wer die Vorläufer des "Homo heidelbergensis" sind. Entweder entwickelte er sich aus "Homo antecessor" ("Vorfahr des Menschen"), der vor etwa 780.000 Jahren in Europa lebte, oder aus "Homo erectus" (aufgerichteter Mensch), welcher vor etwa 1,8 Millionen Jahren lebte. Jedoch lässt sich der "Homo heidelbergensis" vom "Homo erectus" (siehe Bild unten) in vielfacher Weise abgrenzen: Sein Gehirnvolumen war um einiges größer. Außerdem hatte er einen schlankeren Körperbau und eine steilere Stirn. Auch wies der "Homo heidelbergensis" kleinere Überaugenwülste auf und erreichte eine Körpergröße bis 1,70 Meter. Der Homo erectus war etwas kleiner.

Gefährliches Urzeitleben

Mit dem Unterkieferknochen wurden in Mauer noch zahlreiche andere Tierknochen gefunden, welche halfen, die räumliche Umgebung des "Homo heidelbergensis" noch besser zu erschließen. Er lebte mit Raubtieren wie Waldnashörnern, Flusspferden, Wildkatzen, Waldelefanten und Wildpferden zusammen.

Auch wurden Knochen von Bären, Wölfen, Leoparden, Säbelzahnkatzen und Hyänen entdeckt. Er lebte also in einer Umgebung, in der er vor Raubtieren ständig auf der Hut sein musste. Einige dieser Tiere boten ihm aber auch eine Nahrungsgrundlage.

Foto: Büste eines nachgebildeten "Homo erectus"



Handwerkliches Geschick

Der "Homo heidelbergensis" ernährte sich nämlich hauptsächlich von der Jagd. Mit seinen selbst gefertigten Werkzeugen und Speeren war er in der Lage, auch größere Tiere wie Pferde und sogar Nashörner zu erlegen. Seine Wurfspeere hatten eine Länge bis 2,50 Meter und wurden aus Holz hergestellt. Er war in der Lage, aus einer Entfernung von bis zu 25 Metern sogar Elefanten und Nashörner zu erlegen. Die Werkzeuge waren größtenteils aus Stein.



Man vermutet auch, dass der "Homo heidelbergensis" schon über eine einfache Sprache verfügte und sich die Urmenschen so besser verständigen konnten. Vermutlich war die Sprache nicht annähernd so kompliziert wie heute. Jedoch war sie für den Urmenschen ein weiterer Schritt auf dem Weg zum heutigen Menschen, dem "Homo sapiens" (sapiens=klug, weise; Homo sapiens= Kluger Mensch).


Foto: Vor etwa 20.000 Jahren wurde der "Homo heidelbergensis" vom Neandertaler verdrängt und starb allmählich aus. Der "Homo sapiens" wiederum nahm vor 10.000 Jahren den Lebensraum des Neandertalers ein. 

Text: Luisa Blendinger 16.10.2007 Bilder: Homo heidelbergensis Schädel: PD, Nauzleon; Unterkiefer: PD, Immanuel Giel; Fundort:GFDL, p.schmelzle; Homo erectus: GFDL, Lillyundfreya;

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