Wie wird eine Hochrechnung gemacht?
Jede Fernsehanstalt beauftragt ein eigenes Meinungsforschungsinstitut, das die Hochrechnungen machen soll. Die Landesrundfunkanstalten der ARD zum Beispiel vertrauen dabei auf die Erhebungen der Infrastest dimap aus Berlin. Das ZDF dagegen der Forschungsgruppe Wahlen e.V. aus Mannheim. So erhalten die verschiedenen Sender zum Teil auch voneinander abweichende Zahlen. Welches Institut am Ende näher am tatsächlichen Ergebnis liegt, zeigt sich erst, wenn Montagmorgen alle Wahlbezirke in Deutschland ausgezählt sind und das amtliche Endergebnis feststeht.
Prognose und Hochrechnung des ZDF
Die Forschungsgruppe Wahlen e.V. befragt in ganz Deutschland 30.000 Wähler, die in ihren Wahlkreisen gerade ihre Stimmen abgegeben haben. Rund 500 Mitarbeiter des Institutes stehen vor den Wahllokalen und machen mit den zufällig ausgesuchten Wählern Kurzinterviews zu ihren Stimmabgaben. Durch die hohe Anzahl von 30.000 Befragten kann das Institut auch Aussagen über die Altersgruppen und sozialen Schichten und ihre Stimmabgabe geben. Also: Ob besonders Erstwähler eine Vorliebe für eine bestimmte Partei haben. Oder ob berufstätige Frauen ab 35 Jahren eine andere Partei vorziehen. Ob vor allem Menschen ab 65 Jahren zum Wählen gegangen sind und so weiter.
Die Prognose
Die Daten werden dann per Computer an weitere Mitarbeiter geschickt, die sie ständig neu auswerten. So kann um 18.00 Uhr die erste Prognose abgegeben werden, obwohl die Stimmen noch gar nicht ausgezählt sind. Die Prognose beruht also nur auf den Befragungen, nicht auf tatsächlichen Wahlergebnissen.
Die Hochrechnungen
Dann folgen die ersten Hochrechnungen. In diese Berechnungen fließen dann schon Ergebnisse der ersten ausgezählten Wahlgebiete mit ein. So werden die Zahlen bis 19.30 Uhr immer genauer. Während die Hochrechnungen ständig mit neuen Daten von immer mehr ausgezählten Wahlkreisen verfeinert werden, zählen Wahlhelfer überall in Deutschland die Stimmen weiter aus.
Bei der Wahl 1998 gab es bei den ZDF Hochrechnungen eine Abweichung von nur 0,17 Prozent pro Partei.
Prognose und Hochrechnungen bei der ARD
Auch bei den Berechnungen der ARD werden die Wähler direkt nach ihrem Gang zur Wahlurne über ihre Wahl befragt. Statistiken haben gezeigt, dass sich viele Wähler erst kurzfristig für eine Partei oder ihren Kanditaten entscheiden. Daher ist das System der Befragung am Wahltag genauer, als längerfristige Befragungen.
Die befragten Stimmbezirke werden je nach Region und Stärke der Parteien zufällig ausgewählt. Es sind etwa 400 Stück Dann werden bei der ARD rund 20 000 wahlberechtigte Bürger vor den Wahllokalen befragt. Die Befragten bekommen einen Fragebogen zum Selbstausfüllen. Alle Bögen werden ohne Angaben von Namen oder persönlichen Daten abgegeben. Diese Daten werden von den Mitarbeitern des Instituts an die Zentrale weitergegeben und diese berechnen die Trends.
Jedes Wahlforschungsinstitut erstellt nach einer eigenen "Formel" seine Prognose. Dabei fließen immer auch die Wahlergebnisse der Vorjahre ein, die soziale Struktur eines Wahllokals, die Wählerschichten und auch die Zahl der Briefwähler. Die amtlichen Endergebnisse werden normalerweise für Montagmorgen 4.45 Uhr erwartet. Dann sieht man, wie genau die Hochrechnungen eigentlich waren und welches Insitut die Nase mit seinen Hochrechnungen vorne hatte.
Kein Ergebnis am 18. September
Das endgültige Ergebnis sollte im Jahr 2005 allerdings erst sehr spät feststehen. Aufgrund des Todes der Direktkandidatin Kerstin Lorenz (NPD) hatte der Kreiswahlleiter des Wahlkreises 160 (Dresden I) die Bundestagswahl für seinen Wahlkreis abgesagt. Er musste nun einen Nachholtermin bestimmen. Das bedeutete, dass insgesamt 219.397 Wahlberechtigte am 18. September nicht wählen konnten. Wenn man bedenkt, dass bei der Bundestagswahl 2002 nur 6000 Stimmen das Ergebnis herbeiführten, konnte 2005 das Ergebnis nach dem offiziellen Wahltag noch offen bleiben.
-ab-20.09.02/-rr-12.09.2005/Jan Wrede 09.04.09
Fotos: www.zdf.de/www.wahl.tagesschau.de
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