Wer war Hugo Stinnes?

Vor 140 Jahren am 12. Februar 1870 wurde einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer geboren. Hugo Stinnes leitete vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg ein Imperium aus Industrie- und Handelsbetrieben. Er war einer der einflussreichsten Männer in der Weimarer Republik.

Hugo Stinnes war das Kind einer erfolgreichen Unternehmerfamilie.


Das Familienunternehmen

Hugo Stinnes wurde am 12. Februar in Mülheim an der Ruhr in eine erfolgreiche Unternehmerfamilie hinein geboren. Bereits sein Großvater hatte 1808 eine Firma für Kohlehandel und Bergbau gegründet. Nach einem Studium in den Fächern Bergbau und Chemie fing der junge Hugo 1890 ebenfalls im Familienunternehmen an.

Eigene Wege

Doch schon bald herrschte zwischen Hugo Stinnes und dem Geschäftsführer der Firma Streit, sodass sich Stinnes an die Gründung eines eigenen Unternehmens machte. Im Alter von 23 Jahren gründete er die Hugo Stinnes GmbH, die ebenfalls auf den Handel mit Kohle spezialisiert war und bald das Kapital des Familienunternehmens übertraf.

Das Erfolgsrezept von Stinnes war die Verbindung von Handel und Produktion bzw. Förderung. Er stellte sein Produkt selbst her und wickelte auch den Handel ab. Nach diesem Prinzip baute er sich ein Netzwerk an Unternehmen auf. Darunter waren eine Reederei (um den Transport nach Übersee zu sichern), sowie der Handel mit Stahlprodukten und Schwerindustriebetriebe.

 

Eine Aktie des von Hugo Stinnes gegründeten Unternehmens RWE.



Das Unternehmen wächst

Hugo Stinnes war während seines Lebens an einer Vielzahl von Gründungen erfolgreicher Großbetriebe beteiligt. Die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE) gibt es zum Beispiel heute noch. So wuchs sein Imperium immer weiter, da er sich kaum um Partnerunternehmen kümmern musste, weil er die meisten der nötigen Firmen selbst kontrollierte.

Erfolge in der Krise

Während des Ersten Weltkriegs verlor Hugo Stinnes einen erheblichen Teil seines Vermögens, wie zum Beispiel die Reederei. Auch seine Kohlezechen konnte er wegen der Besetzung des Rheinlandes nur bedingt nutzen.


Während der Inflation war das Geld so sehr entwertet, dass es Briefmarken über 20 Milliarden Mark gab.


Dennoch gelang es ihm nach dem Krieg weiterhin erfolgreich zu bleiben. Er finanzierte seine Unternehmen durch Kredite von Banken, was zur Zeit der Inflation (Geldentwertung) sehr leicht war, weshalb er weiterhin Gewinn machte. Dies brachte ihm den Namen Inflationskönig ein.

Hugo Stinnes in der Politik

Zu Beginn seiner Karriere zeigte sich Hugo Stinnes relativ unpolitisch. Als er vom Ausbruch des Weltkriegs erfuhr war er entsetzt, weil er um sein Unternehmen fürchtete. Von nun an mischte er sich in die Politik ein. So forderte er die Regierung auf, Rohstoffe, Maschinen und Arbeitskräfte aus dem besetzten Belgien zu beschaffen. Dies führte zur Deportation von zirka 20.000 Belgiern, die im Ruhrgebiet Zwangsarbeit leisten mussten.

Nachdem der Krieg zu Ende und das Kaiserreich in der Novemberrevolution gestürzt worden war, beteiligte sich Stinnes aktiv an der Neuorganisation der Arbeitsverhältnisse. Als Vetreter der Arbeitgeber verhandelte er die Arbeitsverhältnisse. Dabei wurden Gewerkschaften anerkannt, sowie der Achtstundentag in Deutschland eingeführt. Seither war er die wichtigste Stimme der deutschen Industriellen.

Der Reichstag ruft

Um seinen politischen Einfluss zu stärken, trat Stinnes 1920 in die Deutsche Volkspartei (DVP) ein und zog bald darauf in den Reichstag der Weimarer Republik ein. In dieser nationalliberalen Partei vertrat er stehts die Interessen der deutschen Industrie und damit auch seine eigenen. Sein rationaler und marktorientierter Politstil brachte ihm viele Feinde ein, sowohl unter den Kommunisten als auch unter den antisemitischen Nationalsozialisten.

 

Trauerzug für einen der einflussreichsten Männer der Weimarer Republik.



Dennoch war Hugo Stinnes einer der einflussreichsten Männer der Weimarer Republik. Das Time-Magazine titelte 1923 über ihm als den neuen Kaiser von Deutschland. Stinnes starb am 10. April 1924 in Berlin weil er sich von einer Gallenblasenoperation nicht mehr erholte. Im Jahr seines Todes war er an 4.554 Unternehmen beteiligt und saß in vielen davon im Aufsichtsrat. Sein Imperium zerbrach jedoch nur ein jahr nach seinem Tode.



11.02.2010 // Text: Jan Wrede; Bilder: Portrait: Feldman (pd), Aktie: RWE (pd), Marke: Deutsche Reichspost (pd), Trauerzug: Deutsches Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt