Was ist eigentlich ein Streik?

Wer dieser Tage mit der Bahn fahren will, muss mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen. Der Grund? Die Lokführer streiken. Warum legen Menschen ihre Arbeit nieder? Welche Bedeutung haben Streiks für die Wirtschaft und seit wann gibt es schon Streiks?

Foto: Streikende bei einer Kundgebung.

Das Wort Streik kommt vom englischen strike, was Schlag oder Streich heißt. Wenn Arbeitende gemeinsam aufhören zu arbeiten um damit etwas zu erreichen, so nennt man das Streik. Es gibt die unterschiedlichsten Formen von Streik. Je nachdem, was die Streikenden erreichen wollen, handelt es sich entweder um einen politischen Streik oder was in Deutschland die Regel ist um einen Arbeitskampf für bessere Arbeitsbedingungen oder um mehr Lohn zu erreichen.


Wer streikt?


In der Regel müssen Angestellte in einer Gewerkschaft organisiert sein, um in Streik treten zu dürfen. Meist streiken die Angehörigen einer bestimmten Branche in einer Region, z. B. die Bergarbeiter im Ruhrgebiet oder die Lokführer der Deutschen Bahn in ganz Deutschland.


Es gibt jedoch auch Generalstreiks, bei denen Menschen, die in den verschiedensten Berufen arbeiten in den Ausstand treten, um politische Forderungen durchzusetzen. In Italien ist diese Form des politischen Protestes üblich um etwa zu zeigen, dass man mit der Regierung nicht einverstanden ist.


Foto: Fernfahrer bleiben aus Protest gegen die Durchfahrtsbeschränkungen Österreichs stundenlang am Brenner stehen.

Streik ist jedoch keineswegs nur eine Sache von Angestellten. So streikten 2006 viele niedergelassene Ärzte um gegen die Gesundheitspolitik der Regierung zu protestieren. Um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten gab es jedoch immer Notdienst-Praxen, die weiterhin offen hatten. In den USA streiken selbstständige Drehbuchautoren um ihre Rechte gegenüber TV- und Filmfirmen durchzusetzen.


Foto: Studierende schlossen sich 2006 dem Generalstreik in Frankreich an. Die Bevölkerung richtete sich damit gegen die neue Arbeitsmarktpolitik.

Es gibt sogar Streiks, die nichts mit dem Arbeitsleben zu tun haben. Ein Beispiel dafür sind Studentenstreiks, die sich gegen Studienbedingungen richten. Manchmal wird auch der Boykott bestimmter Waren oder Firmen als Streik bezeichnet, wenn man z. B. nicht mehr an Tankstellen einer bestimmten Kette tankt, oder Waren einer bestimmten Firma nicht mehr kauft, weil man mit den Vorgehensweisen dieser Unternehmen nicht einverstanden ist.


Seit wann gibt es Streik?


Der erste bekannte Streik der Geschichte fand im Alten Ägypten vor über 3100 Jahren statt. Damals weigerten sich die Bauarbeiter, die den Totentempel von Ramses III. errichteten, weiterzuarbeiten, weil sie bereits seit zwei Monaten nicht mehr bezahlt worden waren. Auch im Mittelalter gab es vereinzelt Berufsgruppen, die ihre Arbeit niederlegten um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Das Wort Streik wurde dafür jedoch noch nicht verwendet.


Die bekannteste Arbeitsniederlegung der Neuzeit war der Streik der Hamburger Hafenarbeiter von 1896 / 97, der elf Wochen andauerte und sich zu einem Generalstreik ausweitete. Auch Seeleute und Angehörige anderer Berufsgruppen weigerten sich in dieser Zeit zu arbeiten.


Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als es vermehrt zu Arbeitskämpfen kam, setzte sich auch der Begriff Streik langsam im allgemeinen Sprachgebrauch durch.

Ist Streik erlaubt?

Foto: Viele Streiks beeinträchtigen das öffentliche Leben wie hier der Streik der Müllabfuhr in Mannheim 2006.

Heute ist das Recht auf Streik im deutschen Grundgesetz festgeschrieben. Voraussetzung dafür ist, dass die Arbeitnehmer in einer Gewerkschaft organisiert sind und dass der Streik als letztes Mittel eingesetzt wird, wenn Verhandlungen zwischen den Tarifparteien ohne Ergebnis geblieben sind.


Unter Tarifparteien versteht man die Gewerkschaften, in denen die Arbeitnehmer organisiert sind auf der einen Seite und die Arbeitgeberorganisationen auf der anderen Seite. Diese beiden Gruppierungen handeln Tarifverträge aus, die bestimmen, wie viel Geld die Arbeitnehmer erhalten und in denen die Arbeitsbedingungen und -zeiten sowie besondere Regelungen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall festgeschrieben sind.


Wird auch in anderen Ländern gestreikt?


In der Schweiz und in Österreich ist die Situation ganz anders: dort müssen die Tarifparteien ihre Konflikte ausschließlich in Form von Verhandlungen klären. Streiks sind dort deshalb ganz selten. In Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien wird wesentlich häufiger gestreikt als in Deutschland. Nicht selten kommt dort deshalb der gesamte öffentliche Verkehr zum erliegen.


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Text: lm - 19.11.07; Fotos: Streikende Frauen; Feuer: verdi; Studentenstreiks, Müllabfuhr: GNU; Fernfahrerstreik: Tessloff Archiv.


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