Was ist eigentlich ein "Großer Zapfenstreich"?

Mit dem "Großen Zapfenstreich" ehrt die Bundeswehr Persönlichkeiten, die sich um die Streitkräfte verdient gemacht haben. Es ist ein militärisches Zeremoniell, das genau festgelegt ist und seinen Ursprung im 16. Jahrhundert hat.

Was bedeutet Zapfenstreich?

Die Bezeichnung "Zapfenstreich" stammt aus dem Militärwesen und bezieht sich auf das Leben in einem Militärlager zur Zeit der Landsknechte. Lansknechte waren das geordnete Fußvolk im Heer. In ihren Lagern gab es früher, wie ihr vielleicht aus dem Stück "Mutter Courage" von Bertold Brecht wisst, nicht nur Soldaten und die dazugehörigen Verpflegungstrupps, sondern auch mitziehende Marketender, also Händler, die mit dem Heer mitzogen und ihre Waren an die Soldaten verkauften. Auch Bier und Wein wurden ausgeschenkt.

Um im Lager für Ruhe zu sorgen ertönte ein Trompeten-, Horn- oder Trommelsignal, und dann mussten die Zapfhähne "gestrichen", also geschlossen werden. Es gab nichts mehr zu trinken und im Feldlager musste Ruhe herrschen. Seit dem 17. Jahrhundert wird der Begriff Zapfenstreich in den Kasernen auch für das Ende der Ausgehzeit verwendet.

Wieso Zapfenstreich?

Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: Laut Duden ist mit Streich ein Schlag auf den Zapfen des Fasses gemeint. Damit sollte das Ende des Ausschankes mitgeteilt werden. Daneben gibt es die Erklärung, dass früher zu einer bestimmten Uhrzeit ein Kreidestrich über den Zapfen der Fässer gemacht wurde. Damit sollte kontrolliert werden, ob nach dieser Uhrzeit verbotenerweise noch Bier oder Wein ausgeschenkt wurde. Und dann gibt es noch die Erklärung, dass die Wache mit ihrem Säbel auf den Zapfen der Bierfässer schlug, was auch als streichen bezeichnet wurde, um klar zu machen, dass Feierabend war.


Seit wann gibt es den Großen Zapfenstreich?

Die Ursprünge dieser feierlichen Form der deutschen Militärmusik gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Die Zeremonie wurde bei besonderen Anlässen in der kaiserlichen Armee, der Reichswehr und der Deutschen Wehrmacht gepflegt und auch die Bundeswehr hält an diesem militärischen Brauch fest.

Die heutige Form mit Aufmarsch und Musik wurde von Wilhelm Wieprecht, dem Direktor aller Musikkorps des Preußischen Gardekorps, zusammengestellt. Die Zeremonie wurde unter seiner Leitung am 12. Mai 1838 in Berlin zum ersten Mal aufgeführt.

Wann wird der Große Zapfenstreich heute gefeiert?

Er wird bei feierlichen Gelegenheiten, wie Verabschiedungen von Ministern oder Kanzlern abgehalten und entspricht einer militärischen Ehrung. Es ist wie ein militärisches Schauspiel im Freien, bei dem alle Beteiligten dem Zeremoniell folgend mitmachen. Die Abfolge von militärischen und musikalischen Elementen ist genau festgelegt. Dazu werden meistens auch zahlreiche Gäste eingeladen.

Am Abend marschieren verschiedene Einheiten der Bundeswehr in ihren Paradeuniformen in bestimmter Reihenfolge auf. Beteiligt sind neben Spielmannszug und Musikkorps zwei Züge Soldaten unter Gewehr sowie Fackelträger. Das spielende Musikkorps vereint die beiden traditionellen Teile der deutschen Militärmusik: die Trommeln und Pfeifen als Instrumente der Landsknechte und die Trompeten und Pauken der Reitereinheiten. Der Ablauf ist streng geregelt.

Unterschiedlich ist der Große Zapfenstreich nur in einem: Zum Abschied darf sich nämlich der Geehrte noch ein oder mehrere Lieder wünschen, die in das Zeremoniell miteingebaut werden. Der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck wünschte sich die Arbeiterhymne "Wann wir schreiten Seit´ an Seit". Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sich "Mackie Messer" von Kurt Weill, "Summertime" und "I did it my way" von Frank Sinatra gewünscht.

Am Ende wird die Nationalhymne gespielt und der zu Ehrende wird "abgemeldet".

-ab-24.11.2005 Text / Foto: http://www.bundeswehr.de/ Hartmut le Coutre.

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