Vorsitzender des Ministerrates der DDR Willi Stoph

Willi Stoph war Innnenminister, Verteidigungsminister und als Vorsitzender des Ministerrates der zweite Mann in der Deutschen Demokratische Republik. Außerdem war er für drei Jahre als Staatsratsvorsitzender Staatsoberhaupt der DDR. Er war von der Gründung bis zum Ende der DDR immer an der Spitze der Macht.

Willi Stoph engagierte sich schon früh für die Kommunistische Partei und nahm am Widerstand gegen die Nazis teil.

Kommunistischer Widerstand

Willi Stoph wurde am 9. Juli 1914 in Berlin geboren. Er kam aus einer Arbeiterfamilie, die die kommunistischen Parteien unterstützte. Er war früh Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands und trat 1931 in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Er hatte keine Ausbildung, sondern arbeitete zunächst gelegentlich als Maurer, später als Bautechniker. Er beteiligte sich am kommunistischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten, als diese 1933 an die Macht kamen.

Doch die KPD wurde verboten und Stoph 1941 in die Wehrmacht eingezogen. Nachdem er 1942 verwundet worden war, nahm er wieder illegal am Widerstand teil und hatte auch Kontakt zu verschiedenen Untergrundorganisationen. Als der Krieg 1945 vorbei war, kam Willi Stoph in sowjetische Kriegsgefangenschaft in Polen. Doch er flüchtete bald aus dem Gefangenenlager und ging wieder nach Berlin.

Aufstieg in der DDR

In der Nachkriegszeit war Willi Stoph wieder in der KPD tätig und leitete die Bauabteilung der Partei. 1946 wurde die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) aus der KPD und der SPD gebildet und Stoph übernahm auch hier leitende Posten. Als Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Volkskammer war er Mitbegründer des Ministeriums für Staatssicherheit (auch Stasi) und baute die Volkspolizei aus. Ab 1950 war Stoph Mitglied des Zentralkommitees der SED dem höchsten Parteiorgan und Abgeordneter in der Volkskammer dem DDR-Parlament. Diese beiden Ämter hatte er bis 1989 inne.

Willi Stoph (links) war einer der wichstigsten Männer in der DDR. Nur SED-Chef Honecker (rechts) stand vor ihm.



Ministerämter für Stoph

1952 wurde Willi Stoph zum Innenminister ernannt. In seiner Amtszeit, die bis 1955 dauerte, ereignete sich am 17. Juni 1953 der Volksaufstand in der DDR. Stoph, der durch sein Amt über die nationalen Streitkräfte verfügte, ließ den Aufstand mit Hilfe von sowjetischen Truppen blutig niederschlagen. Ab 1955 übernahm er die Verantwortung über andere wichtige Ämter, wie zum Beispiel die Stasi, oder die kasernierte Volkspolizei.

1956 wurde er zum Verteidigungsminister der DDR ernannt und war damit einer der Stellvertreter des Oberkommandierenden der Streitkräfte des Warschauer Pakts. Ab 1962 erlangte er das Amt des Stellvetreters des Ministerratsvorsitzenden. Später gehörte er auch zum Staatsrat, dem Staatsoberhaupt der DDR, das von mehreren Politikern gebildet wurde. Von seinen Parteigenossen wird Willi Stoph als strenger, höchst disziplinierter Mensch beschrieben, der in allen seinen Ämtern die Parteilinie streng befolgt hat.


Willi Stoph wollte den Dialog zwischen der DDR und der Bundesrepublik fördern und traf sich mit Kanzler Brandt.

Erster und Zweiter Mann im Staat

Ab 1964 war Willi Stoph Vorsitzender des Ministerrates und Stellvertreter des Staatsratsvorsitzenden. Damit war er der zweitmächtigste Mann in der DDR. In dieser Funktion versuchte er, den Dialog mit der Bundesrepublik Deutschland in Gang zu bringen und traf sich zweimal mit Kanzler Willy Brandt. 1973 starb der Vorsitzende des Staatsrates Walter Ulbricht und Willi Stoph wurde zu seinem Nachfolger bestimmt. Damit war er im Prinzip der erste Mann im Staat der DDR.

Doch drei Jahre später wurde die Regierungsspitze verändert. Nach sowjetischem Vorbild sollte das Parteioberhaupt auch Staatsratsvorsitzender werden. Also übernahm SED-Parteichef Erich Honecker 1976 dieses Amt und Stoph musste wieder auf seinen alten Posten als dessen Stellvertreter zurück.

Mit dem Fall der Berliner Mauer war das Ende der DDR so gut wie besiegelt.



Das Ende der DDR

Willi Stoph übte weiter dieses Amt aus, bis 1989 die DDR kurz vor ihrem Ende stand. Immer mehr Menschen flüchteten aus der DDR und demonstrierten gegen das sozialistische System. Nach langem Hin und Her bewegte Stoph Honecker schließlich zum Rücktritt. Dann beschloss er am 7. November 1989 auch den Rücktritt der gesamten Regierung. Daraufhin wurde er von allen anderen Ämtern entbunden und aus der Partei ausgeschlossen.

In der DDR wurde ein Verfahren gegen Stoph eingeleitet, weil man ihn der Korruption und des Amtsmissbrauchs verdächtigte. Auch später, als die DDR Geschichte und Deutschland wiedervereint war, wurde er wegen der Todesopfer an der Berliner Mauer angeklagt. Beide Male wurde er wegen gesundheitlichen Gründen nicht verurteilt, musste also keine Verantwortung dafür übernehmen. Willi Stoph starb am 13. April 1999 in Berlin.


16.04.09 // Text: Jan Wrede; Bilder: Mauerfall: cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5/GNU (Lear21); alle anderen Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0; Peter Koard, Rainer Mittelstädt)

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