Von "Aktion Sorgenkind" zu "Aktion Mensch"

Vor 40 Jahren, am 09. Oktober 1964, strahlte das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) zum ersten Mal eine Sendung der Aktion Sorgenkind aus. Mit einer Mischung aus Quiz, Show und Lotterie sollten Spenden zugunsten der Behindertenhilfe zusammengetragen werden. Solch eine Sendung war damals etwas Neues. Durch die Sendung sollten Menschen mit Behinderungen und soziale Missstände ins Bewusstsein der Menschen gelangen. Behinderung sollte niemanden mehr ausgrenzen, doch dazu waren Gelder und auch eine andere Einstellung zu den Behinderten nötig. Viel Arbeit lag vor der Aktion Sorgenkind:

Das aktuelle Logo der "Aktion Mensch"

Wie entstand die Idee?

Anlass waren damals die Folgen des so genannten Contergan-Skandals. Das bis dahin als harmlos geltende Schlaf- und Beruhigungsmitteln Contergan hatte bei zahlreichen Neugeborenen zu schlimmen Missbildungen geführt. Ihre Mütter hatten die Pillen während der Schwangerschaft bedenkenlos geschluckt, weil es damals noch keine gesetzliche Regelung für die Zulassung von Medikamenten gab.

Den betroffenen Familien wollte man helfen, aber nicht nur ihnen, sondern auch Menschen, die nach einem Unfall behindert waren oder durch schlimme Erkrankungen nicht mehr als gesund galten. Besonderes Augenmerk legte man - und legt man bis heute - auf Kinder und Jugendliche. Es gab zu wenig passende Einrichtungen und Ausbildungen für Behinderte und zu wenig Unterstützung für deren Familien.

Der beliebte Showmaster Peter Frankenfeld

Show, Quiz, Lotterie, Musik

Moderator Peter Frankenfeld startete 1964 in der ersten Sendung von Vergissmeinnicht den ersten Spendenaufruf. So wurde die Aktion Sorgenkind mit einem Spendenscheck von 500.000 Mark aus der Taufe gehoben. Neben Spenden und Losen gab es noch andere Aktionen, mit denen man die gute Sache unterstützen konnte: Stars machten Schallplatten, von denen ein Teil des Preises an die Aktion Sorgenkind ging.

Wim Thoelke mit seinen "Assistenten" Wum und Wendelin

"Der große Preis"

Bei der Gestaltung der Sendungen ging man mit dem Geschmack des Publikums. Neue Sendungen kamen. So Wim Thoelkes Drei mal neun 1969 oder Der große Preis 1974. Das beliebte Ratequiz wurde zum Flaggschiff der "Aktion Sorgenkind". Wum und Wendelin, die beiden Zeichentrickfiguren von Loriot erinnerten immer wieder an den Sendetermin und daran, dass man sein Los nicht vergessen sollte. 1978 wurde dann auch das Jahreslos der Fernsehlotterie eingeführt und die Einspielergebnisse stiegen auf über 100 Millionen Mark pro Jahr.

Als 1992 der beliebte Showmaster Wim Thoelke starb, geriet auch die Organisation in eine Krise. Andere Moderatoren versuchten ihr Glück doch zunächst erfolglos. Man stellte fest, dass ein Imagewandel benötigt wurde. Außerdem hatte sich - auch dank der Arbeit der "Aktion Sorgenkind" - die Einstellung zu Behinderten gewandelt.

Plakataktion "Sehen mit allen Sinnen

Gleichberechtigung aller Menschen

So gibt es 1995 zum Beispiel ein neues Logo und die "Pro-Respekt"-Kampagne wird in Angriff genommen. Gefördert werden nun auch neue Wohn- und Arbeitsformen für Menschen mit Behinderungen. Es startet "mach mit", eine Sendung im ZDF, die Menschen mit Behinderungen immer stärker in den Mittelpunkt der Berichterstattung rückte.

Und schließlich wurde ein erfolgreicher Nachfolger von Wim Thoelke gefunden: Dieter Thomas Heck und seine Sendung Das große Los. Außerdem setzte man sich auch immer mehr für eine Gleichstellung von behindert und nicht-behindert ein. Das zeigt sich auch im Namen: Aus der Aktion Sorgenkind wird Aktion Mensch.

Viele Ideen und noch viel zu tun

Bis heute hat Aktion Mensch über 1 Milliarde Euro an Spenden für Behinderte erhalten. Monat für Monat fördert die "Aktion Mensch" rund 150 Projekte und Einrichtungen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe sowie - seit 2003 - der Kinder- und Jugendhilfe unterstützt. Ein Kuratorium aus Vertretern der Wohlfahrtsverbände, verschiedener Behindertenorganisationen und des ZDF prüft die Anträge und verteilt die Mittel, die aus Lotterie und Spenden zur Verfügung stehen.

"Respekt - Graffiti" von Heiner Oberkamps (16), Harsefeld bei einem Wettbewerb der "Aktion Mensch".

Und es werden Kampagnen durchgeführt, die sich für die Gleichberechtigung aller Menschen stark machen. Außerdem werden auch Aktionen zu bestimmten sozialen Themen ins Leben gerufen, wie www.1000fragen.de, bei der Fachleute mit Fragenden über das Thema Bioethik diskutieren können.

Mit re:spect gibt es eine Jugendplattform auf der es um Musik, Livestyle, Graffiti, Bücher oder Breakdance geht, eben um junge Themen, bei denen ihr auch mitmachen könnt und sollt!

Oder es gibt eine Aktion zum barrierefreien Surfen, so dass Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen im Internet problemlos surfen können.

Zu den vielen Aktivitäten der "Aktion Mensch" findet ihr auf der entsprechenden Website www.aktion-mensch.de viele Infos!

-ab-06.10.04 Text / Fotos: Logo, Plakataktion, Graffiti: www.aktion-mensch.de; Wim, Wum und Wendelin sowie Peter Frankenfeld: www.zdf.de.

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