Umbruch in der arabischen Welt

Die Bürger der arabischen Länder stürzen ihre Herrscher. Statt Korruption und Unterdrückung wollen sie Freiheit und Demokratie. Hier findest du eine aktuelle Zusammenfassung der Revolutionen im Orient.

Grüne Revolution im Iran

Im Juni 2009 demonstrierten Tausende Bürger des Iran auf den Straßen der Hauptstadt Teherans, weil die Regierung die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen gefälscht hatte.

Präsident Ahmadinedschad reagierte mit Härte und liess Polizisten auf wehrlose Menschen einprügeln. Unter den vielen Toten war auch die die Studentin Neda Soltani, die durch ihren gewaltsamen Tod zur Ikone der iranischen Widerstandsbewegung wurde.


Dieser Aufstand geht als "grüne Revolution" in die Geschichte des Iran ein. Die iranische Opposition hatte bewusst die Farbe grün gewählt, die als Farbe des Islam gilt. Damit sollte politisch-religiös motivierten Anfeindungen der Regierung die Substanz genommen werden.

Der Aufstand konnte die Regirung im Iran nicht stürzen, zeigte aber viel Wirkung in anderen Teilen der islamischen Welt.



Jasminrevolution in Tunesien



Als Jasminrevolution werden die politischen Ereignisse bezeichnet, die sich seit dem 17. Dezember 2010 in Tunesien zutragen. Jasmin ist die Nationalblume Tunesiens.



Auslöser der landesweiten Massenunruhen war die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi am 17. Dezember 2010 in der Stadt Sidi Bouzid.

Die Unruhen weiteten sich schnell über einen Volksaufstand zu einer Revolution  gegen das Regime und die Lebensbedingungen in Tunesien aus.

Nach 23 Regierungsjahren verließ das tunesische Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali am 14. Januar 2011 fluchtartig das Land. Am folgenden Tag wurde Fouad Mebazaâ zum Übergangspräsidenten bestimmt. Innerhalb einer Frist von 60 Tagen soll ein neuer Präsident gewählt werden. Die Wahl eines neuen Parlaments soll in sechs Monaten stattfinden.



Unruhen in Bahrein



Seit Februar 2011 treten auch im Inselstaat Bahrein im Persischen Golf massive Bürgerproteste gegen die Regierung auf. Dabei gab es mehrere Tote.

Diese Proteste sind jedoch mit denen in anderen arabischen Ländern nicht vergleichbar, weil es in Bahrein keinen absoluten Herrscher gibt.

Bahrain ist eine konstitutionelle Monarchie. Das bedeutet, dass die Macht des Königs durch eine geschriebene Verfassung eingeschränkt wird. Der König ernennt und entlässt die Regierung und hat darüber hinaus das Recht, das Abgeordnetenhaus aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben.

Alle Bahrainer im Alter ab 18 Jahren sind wahlberechtigt. Die 40 Mitglieder des Abgeordnetenhaus werden alle vier Jahre neu gewählt.

Bei den Protesten in Bahrein geht es um Reformen. Eine Revolte wie in anderen arabischen Ländern findet hier nicht statt.

Seit 2004 wird in Bahrain das Formel-1-Rennen Großer Preis von Bahrain veranstaltet. 2011 wurde es wegen der Unruhen abgesagt.



Tag des Zorns in Ägypten



Die Revolution in Tunesien 2010/2011 inspirierte auch die Ägypter. Der Aufstand begann am 25. Januar 2011, dem Tag des Zorns.

Die Massenproteste weiter Teile der Bevölkerung führten zum Sturz des seit Oktober 1981 regierenden Staatspräsidenten Muhammad Husni Mubarak.

Die Demonstranten forderten Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie für ihr Land.

Am 11. Februar 2011 übernahm ein Militärrat aus hochrangigen Offizieren die Macht und versprach freie und demokratische Wahlen sowie die Aufhebung des seit 30 Jahren geltenden Notstandsgesetzes zusichert, das Mubarak diktatorische Vollmachten verliehen hatte.



Bürgerkrieg in Libyen



Der Aufstand in Libyen richtet sich gegen das dort herrschende Regime unter Muammar al-Gaddafi.


Auslöser waren auch hier die Vorgänge in Tunesien und in Ägypten.


Ab dem 15. Februar eskalierten die Konflikte. Dabei gingen Einheiten der Polizei, des Militärs und Söldnertruppen mit Schusswaffen gegen Demonstranten vor. Hunderte von Libyern kamen dabei ums Leben.

Große Teile des Militärs, viele Politiker und Diplomaten schlugen sich auf die Seite der Aufständischen.

Die Oppositionellen kontrollieren inzwischen den Osten des Landes. Die Gaddafi-Regierung übt großen Einfluss auf die Städte im Westen und Süden aus, darunter die Hauptstadt Tripolis.

Die Ereignisse in Libyen sind noch im Fluss - ändern sich ständig.



Wie geht es weiter?



Auch in anderen orientalischen Ländern will das Volk mit gestalten. So ging beispielsweise im Westjordanland in Palästina die Jugend auf die Straße, um die Regierung und die radikale Hamas dazu zu bewegen, endlich einen gemeinsamen Weg zu gehen und Frieden mit Israel zu schließen. Die Demonstranten wurden verhaftet.



Aufstände gibt es auch in Algerien und im Jemen. In Algerien verkündete Präsident Abd al-Aziz Bouteflika die Aufhebung des seit 19 Jahren bestehenden Ausnahmezustands.

Der Präsident Jemens, Ali Abdullah Salih, kündigte nach über 30-jähriger Herrschaft an, für keine weitere Amtsperiode zu kandidieren.

Sogar in Saudi Arabien springt der Funke des Protests über. Nach mehreren Demonstrationen hat die Opposition für den 11. März 2011 einen Tag des Zorns angekündigt.



In Jordanien wurde Maruf al-Bachit, wie bereits zuvor 2005, von König Abdullah II. mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt.



Im Februar erreichten die Proteste sogar China, wurden aber rasch aufgelöst. Das Regime hat Suchbegriffe wie etwa Demokratie oder Jasmin im Internet blockieren lassen.

Mehr Informationen zum Thema findest du hier.



Text: RR, Stand: 3. 3. 2010, Fotos: Wikipedia



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