Theodor Heuss

Vor 125 Jahren wurde Theodor Heuss geboren. Er war Journalist, Politiker und erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Wenn ihr noch alte D-Mark Geldstücke zu Hause habt, könnt ihr vielleicht eins finden, auf dem sein Kopf abgebildet ist.

Theodor Heuss wurde am 31.Januar 1884 in Brackenheim als jüngster Sohn eines Straßenbaumeisters geboren. Er studierte Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte, Staatswissenschaften und Nationalökonomie in Berlin und München.


Staatswissenschaft umfasst alles, was zum Verständnis und zur Führung eines Staates notwendig ist, unter anderem Verwaltung, Rechtslehre, Wirtschaft und Gesellschaftskunde. Wenn man Nationalökonomie studiert, dann beschäftigt man sich mit Waren- und Geldkreisläufen und wie der einzelne damit umgeht. Heute heißt Nationalökonomie auch Volkswirtschaftslehre.


Chefredakteur der Zeitschrift Die Hilfe


Theodor Heuss war also umfassend gebildet und arbeitete 1905 bis 1912 als Chefredakteur für die Zeitschrift Die Hilfe des evangelischen Pfarrers Friedrich Naumann in Berlin. Darin wurde ein sozialer Liberalismus vertreten. Das heißt, dass die Menschen ihr Leben so frei wie möglich gestalten sollten, ohne dabei auf Kosten der Schwachen und Armen zu leben und zu handeln.


Von 1912 bis 1918 war Heuss Chefredakteur der Neckar-Zeitung in Heilbronn und verfasste gleichzeitig Artikel für die Zeitschrift Der Kunstwart. Von 1920 bis 1933 war er Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin. 1918 war er Gründungsmitglied der Deutschen Demokratischen Partei, die schließlich mit anderen kleineren Parteien zusammenschloss und zur Deutschen Staatspartei wurde.


Kritisches Buch über Hitler


Von 1924 bis 1928 und von 1930 bis 1933 war er Abgeordneter im Deutschen Reichstag. 1932 schrieb er ein Buch mit dem Titel Hitlers Weg, in dem er den Nationalsozialismus untersuchte und kritisierte. Das Buch wurde 1933 von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt. 1933 stimmte Theodor Heuss für das Ermächtigungsgesetz, was Hitler schließlich uneingeschränkte Machtfülle verlieh.


Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz


Dabei hatte sich Heuss zunächst gegen das Gesetz ausgesprochen und wollte dagegen stimmen. Doch er erfuhr, dass auch die bis heute existierende, damals hauptsächlich katholische Zentrumspartei dem Gesetz zustimmen wollte, weil Hitler bestimmte Garantien gegeben hatte.


Daraufhin entschloss er sich ebenfalls zur Zustimmung. Denn Heuss' Fraktion der Deutschen Staatspartei sollte geschlossen abstimmen. Bis auf einen, der ebenfalls seine Meinung änderte, waren seine Fraktionskollegen schon vorher für das Ermächtigungsgesetz.


Verwarnungen durch das Propagandaministerium


Bald darauf wurde er als Dozent der Hochschule für Politik entlassen und sein Reichstagsmandat wurde ihm aberkannt Er schrieb weiter für Die Hilfe, aber nach einigen Verwarnungen durch das nationalsozialistische Propagandaministerium hörte er damit auf.


1941 wurde er fester Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung, doch 1942 erteilen die Nazis Zeitungen ein Veröffentlichungsverbot für Texte von Heuss. Bei einigen Blättern konnte er weiter veröffentlichen, teils unter dem Pseudonym Thomas Brackheim und dem Kürzel r.s.


Lizenz zum Drucken


1945 erhielt er von der Militärregierung der Vereinigten Staaten für Deutschland eine der ersten Lizenzen für eine Nachkriegszeitung, nämlich die heute noch existierende Rhein-Neckar-Zeitung. Zudem wurde er zum ersten Kultminister des damaligen Bundeslandes Württemberg-Baden, das später Teil von Baden-Württemberg wurde. Kultminister wurden später in Kultusminister umbenannt und sind für die Schulen, teil auch Hochschulen und die Künste zuständig.


Der erste Bundespräsident


Als Mitglied des Parlamentarischen Rates war er am Beschluss des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland zuständig. Ende 1948 wurde er zum Vorsitzenden der frisch gegründeten FDP gewählt. Am 12. September 1949 wurde er von der Bundesversammlung zum Bundespräsidenten, dem höchsten Staatsamt der Bundesrepublik berufen. Das blieb er bis 1959.


Heuss führte sein Amt überparteilich ohne sich von Parteigezänk beeinflussen zu lassen. Das brachte ihm große Anerkennung im Inland ein. Im Ausland trug er durch seine liberale Einstellung zum wachsenden Ansehen Deutschlands in der Nachkriegszeit bei.


Engagierte Frau


Verheiratet war Theodor Heuss seit April 1908 mit Elly Heuss-Knapp, die 1950 das Müttergenesungswerk gründete. Das Werk kümmert sich bis heute um die psychische und körperliche Gesundheit von Müttern und ihren Kindern. Theodor Heuss starb am 12.Dezember 1963 in Stuttgart und ist auf dem dortigen Waldfriedhof begraben.

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Text: -jj- Bilder: Heuss: Bundesarchiv/cc-by-sa 3.0; Münze NobbiP/GFDL; Briefmarke PD

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