Reinhard Mohn

Am 29. 6. 1921 wurde in Gütersloh der deutsche Verleger Reinhard Mohn geboren. Unter seiner Führung wurde der Bertelsmann-Verlag zum drittgrößten Medienkonzern der Welt.

Reinhard Mohn war in fünfter Generation Mitglied der Gründerfamilie von Bertelsmann.

Sein Vater war Heinrich Mohn, der den Verlag C. Bertelsmann von 1921 bis 1947 leitete.

Reinhards Großvater Johannes Mohn hatte 1887 von seinem Schwiegervater Heinrich Bertelsmann die Leitung des Gütersloher Druck- und Verlagshauses Bertelsmann übertragen bekommen.

Der Bertelsmann-Verlag


Im Hintergrund: Bilder der Vorfahren von Reinhard Mohn; v. l.: Heinrich Bertelsmann (Sohn des Gründers Carl Bertelsmann), dessen Schwiegersohn Johannes Mohn sowie Heinrich Mohn (Sohn von Johannes Mohn und Vater von Reinhard Mohn).


Am 1. Juli 1835 gründete der Drucker und Buchhändler Carl Bertelsmann in Gütersloh den C. Bertelsmann Verlag. Nach dem Tod des Firmengründers, übernahm im Dezember 1850 sein Sohn Heinrich Bertelsmann die Geschäftsleitung.

Hatte der Verlag unter dem Gründer hauptsächlich christliche Lieder und Texte veröffentlicht, erweiterte Heinrich das Programm um die Belletristik. Unter diesem Fachbegriff verstehen Verleger unterhaltsame Romane und Erzählungen.


Nach dem Tod Heinrich Bertelsmanns 1887 übernahm sein Schwiegersohn Johannes Mohn die Leitung des Verlagshauses. Er repräsentierte die dritte Familiengeneration von Bertelsmann und führte den Verlag durch die unsicheren Zeiten des Ersten Weltkriegs.

1921 übergab er die Geschäftsführung an seinen Sohn Heinrich Mohn, der den Verlag kontinuierlich weiter entwickelte. 1939 - vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges - hatte er bereits 400 Mitarbeiter.

Lesefutter für die Front

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Verlag mit den sogenannten Feldausgaben zum wichtigsten Buchlieferanten der Soldaten an der Front.

Nach dem Abitur diente dort auch Reinhard Mohn. 1943 geriet er als Leutnant des Afrika-Korps in amerikanische Gefangenschaft.

1944 verfügten die Nationalsozialisten die Schließung des Bertelsmann-Verlags, ein Jahr später wurden durch einen alliierten Bombenangriff die Produktionsstätten völlig zerstört. Nach dem Kriegsende begann der sofortige Wiederaufbau.

Beginn einer neuen Ära

1946 kehrte Reinhard Mohn aus der Gefangenschaft heim. Ursprünglich hatte er Ingenieur werden wollen, doch der Vater wünschte sich, dass der Sohn in das familieneigene Druck- und Verlagshaus eintreten möge, nachdem der ältere Sohn Heinrich im Krieg gefallen war.

Reinhard Mohn stellte sich der neuen Aufgabe. Mit der Übernahme der Leitung des Hauses begann eine der bemerkenswertesten Unternehmerkarrieren in Westdeutschland.

Der "rote Mohn"

Bereits als junger Firmenchef wollte Reinhard Mohn die innere Struktur seines Hauses von den Prinzipien Fairness, Partnerschaft und Gerechtigkeit geprägt wissen.

Später beteiligte er die Bertelsmann-Mitarbeiter am Unternehmensgewinn, was ihm in der Wirtschaft den unzutreffenden Beinamen der rote Mohn einbrachte.

Seine Triebkraft wurde nicht von soziale Utopien gespeist, sondern von der Überzeugung, dass der motivierte Mitarbeiter, der sich an seinem Arbeitsplatz im vorgegebenen Rahmen frei entwickeln kann, zufriedener ist und damit mehr leistet.

Der Buchclub als Grundstein des Erfolgs

Entscheidend für den Erfolg war die 1950 erfolgte Gründung des Bertelsmann Leserings.

Heute ist er als "Club Bertelsmann" oder "Der Club" bekannt. Ein Buchclub vermarktet Bücher direkt an die Leser, also unter Ausschaltung des Buchhandels. Über Kataloge oder die Website können Interessierte Bücher aussuchen und sich zusenden lassen.

Durch die hohen Auflagen können diese Bücher günstiger angeboten werden als im Buchhandel, zumal diese Sonderausgaben nicht der gesetzlichen Preisbindung für Bücher unterliegen.

1954 wurde eine Verlagsgemeinschaft zur Betreuung der nun 1 Million Lesering-Mitglieder gegründet.


In seinen besten Zeiten in den 1970er/1980er Jahren hatte der Club in der "alten" Bundesrepublik ohne DDR über 6 Millionen Mitglieder. Heute sind es in der ganzen Bundesrepublik gerade noch die Hälfte davon.


Allerdings betreibt Bertelsmann auch in anderen Ländern Buchclubs. Zusammen haben die Bertelsmann-Clubs mehr als 25 Millionen Mitglieder.

Der Weg zum Medienkonzern

1956 gründete Bertelsmann den Schallplattenring. Mit dem Schallplattenlabels Ariola erfolgte zwei Jahre später der Eintritt in den Musikmarkt. 1979 wurde das amerikanische Label Arista erworben. Später kamen auch noch das Plattenlabel RCA und das Verlagshaus Doubleday hinzu. 1987 später fusionierte das Label Ariola mit der UFA und Sonopress zur BMG (Bertelsmann Music Group).

1964 kaufte Bertelsmann die Ufa-Filmproduktionsgesellschaft und stieg in die Filmbranche ein. Die Anteile an der gleichnamigen Kinokette wurden in den siebziger Jahren wieder verkauft.

1969 erwarb Reinhard Mohn eine Beteiligung von 25 % am Hamburger Verlagshaus Gruner und Jahr und baute diese aus, bis er 1973 die Mehrheitsbeteiligung erreicht hatte.

1971 wurde Bertelsmann in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

1977 erwarb Bertelsmann eine Mehrheitsbeteiligung an Bantam Books, den bis dato größten Verlag der Welt und wurde spätestens damit zu einem Global Player der Medienbranche. Im gleichen Jahr gründete er die Bertelsmann Stiftung, der er 1993 die Mehrheit des Aktienkapitals der Bertelsmann AG übertrug.

1990, mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende des Kalten Krieges expandierte die Bertelsmann AG auch in Osteuropa.

1995 trat Bertelsmann zusammen mit AOL in Europa ins Multimediageschäft ein.


1997 fusionierte die Ufa Film- und Fernseh-GmbH mit der luxemburgischen CLT. Im Jahr 2000 entstand unter dem Namen RTL Group der größte Hörfunk- und Fernsehveranstalter Europas. Im selben Jahr wurde der Verkauf der Anteile an AOL Europe für 6,75 Milliarden US-Dollar verkündet.


1998 wurde der Verlag Random House mit Sitz in New York City aufgekauft.

Die obige Liste ist bei weitem nicht vollständig und markiert nur einige wichtige Eckpunkte in der Geschichte des Konzerns.

Im Dezember 2010 arbeiteten knapp 105.000 Mitarbeiter für Bertelsmann media worldwide. Der Umsatz 2010 betrug rund 15,8 Milliarden Euro. Das Familienvermögen der Mohns wird auf rund 6 Milliarden Euro geschätzt.

Verleger bis ins hohe Alter

1981 gab Reinhard Mohn wegen des Erreichens der konzerninternen Altersgrenze von 60 Jahren den Vorstandsvorsitz ab und übernahm den Vorsitz im Aufsichtsrat.

1991 zog er sich auch aus diesem Gremium zurück und widmete sich als Vorstandsvorsitzender der Arbeit der Bertelsmann Stiftung. 2004 übertrug er seinen Sitz im Präsidium der Bertelsmann-Stiftung an seine Tochter Brigitte Mohn


Am 3. Oktober 2009 verstarb Reinhard Mohn im Alter von 88 Jahren.

Er war 33 Jahre lang mit seiner ersten Frau Magdalene verheiratet. 1982 heiratete er Elisabeth (genannt "Liz") Mohn. Mit beiden Frauen hatte er jeweils drei Kinder.

Mehr über den Verleger Reinhard Mohn erfährst du auf den Seiten der Bertelsmann-Stiftung.

Text: RR, Stand: 27. 6. 2011, Fotos: Bertelsmann-Stiftung: Christoph Gödan (Portrait), Wolfgang Wesener (Ahnengalerie), Thomas Kunsch, Bielefeld (Reinhard und Liz Mohn); Bertelsmann AG / Corporate History (Fotos von 1947 und 1967).


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt