Premiere für Verkehrspolizisten
Berlin ist die Metropole in Deutschland, die Hauptstadt boomt. Ein reges Treiben auf den Straßen, Hektik und Chaos. Das ist heute so, so war es aber auch schon vor hundert Jahren.
Metropole BerlinSo sah es 1902 in der Straße Unter den Linden in Berlin aus.
Damals herrschte ein so großes Verkehrschaos, dass man sich etwas einfallen lassen musste um der Situation Herr zu werden. Vor allem rund um den Potsdamer Platz herrschte Großstadtleben. Stündlich passierten 1.743 Fuhrwerke aller Art den Treffpunkt von fünf Straßen und 318 Straßenbahnen kreuzten den Platz im Laufe eines Tages. Und dann die großen Zufahrtsstraßen der Stadt. Der Kurfürstendamm, die Leipziger Straße, die Friedrichstraße und Unter den Linden - und genau dort entschloss man sich am 21. Dezember 1902 dem Wirrwarr Einhalt zu gebieten.
Ordnung schaffen
Foto: Heute tragen Verkehrspolizisten, die den Verkehr regeln müssen einen weißen Mantel um besser erkannt zu werden.
Der Blaue, so genannt wegen seiner Uniform, regelt, oder versucht es zumindest, den Verkehr. Die Trillerpfeife soll auf ihn aufmerksam machen und zugleich signalisieren, dass er jetzt eine neue Anweisung an die Verkehrsteilnehmer gibt. Die Zeichen und ihre Bedeutung waren vorher in einer Dienstanweisung festgelegt worden.
Dienstanweisung für Verkehrspolizisten
"Hochheben des rechten Armes, die offene Handfläche demjenigen den das Zeichen angeht, zugewendet: Langsamfahren, Vorsicht - letzteres für Fußgänger. Aneiferndes Zuwinken mit dem Arm in der Vorwärtsrichtung des Fuhrwerkes, auch für ängstliche Fußgänger als Aufforderung zum Überschreiten einer freien Fahrbahn anzuwenden: Zufahren, Anfahren, Beschleunigung des Gehens."
Gefährlicher Job
Allerdings half die Trillerpfeife dem Verkehrspolizisten nicht immer um auf sich aufmerksam zu machen, im Gegenteil: So mancher Verkehrspolizist wurde Opfer seines Dienstes. In den Zeitungen von damals liest man immer wieder von durchgehenden Pferden, die die Verkehrspolizisten überrannten. 1910 stellte man daher die Verkehrsregler auf ein Podest.
Regeln und Vorschriften für alle
Geregelt wurde damals fast alles. Es gab eine Gehordnung für die Fußgänger, in der unter anderem stand, dass man eine Straße nicht schräg zu überqueren habe. Fahrradfahrer benötigten eine Fahrradkarte mit Name und Adresse, hatte man sie nicht dabei, kostete das die damals empfindliche Strafe von drei Reichsmark. Und für die Autofahrer galt, nicht schneller zu fahren als ein pferdegezogenes Fahrzeug, knapp 15 Stundenkilometer.
Ampeln statt Verkehrspolizisten
Und heute? So richtig geläufig sind den Autofahrern die Handzeichen der Verkehrspolizisten nicht mehr. Chaos herrscht, wenn die Ampeln ausfallen, der Verkehrspolizist mit den Händen oben, mit den Armen winkend oder dem Rücken zugewandt, ist für die meisten völlig ungewohnt. So wie damals, als am 21. Dezember 1902 zum ersten Mal ein Polizist in Berlin den Verkehr regeln sollte.
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19.12.02 Text: sw; Fotos: Berlin historisch und Verkehrspolizist: PD.
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