Papier zu Geld gemacht

Vor 345 Jahren, im Juli 1661, wurde im Königreich Schweden die erste Banknote Europas ausgegeben. Das war ein großer Fortschritt gegenüber zum Teil großen und unhandlichen Münzen. Wir erzählen euch mehr über die Geschichte des Papiergeldes.


Steingeld von der Insel Yap, nahe Gachpar: Es blieb immer am gleichen Platz, nur der Besitzer wechselte. Je länger und spannender die Geschichte von Transport und Herstellung eines solchen "Geldstücks" war, desto wertvoller war es.

Ein Griff ins Portemonnaie, einen Schein gezückt, Ware bezahlt so problemlos wie heute war der Zahlungsverkehr nicht immer. Dabei muss man gar nicht bis in die Südsee schauen, wo es zum Teil Steingeld in Form von Scheiben mit bis zu drei Metern Durchmesser gab.

Auch in Europa war unhandliches Münzgeld bis 1661 gang und gebe. So wog die größte Münze Schwedens im Wert von zehn Talern rund 20 Kilogramm sie bestand vollständig aus Kupfer. Das war so genanntes Kurantgeld. Das heißt, dass der Wert der Münze dem Wert des Metalls entsprach, aus dem sie bestand.

Palmstruch gründet "Stockholm Banco"

Das Hantieren mit großen und schweren Münzen fand Johann Palmstruch sehr unpraktisch. Der Kaufmann aus Riga, der lange in der Handelsnation Holland gelebt hatte, gründete die Stockholm Banco. Er finanzierte den schwedischen Staatshaushalt und bekam dafür das Recht, eine Bank zu gründen und Geld nach seinen Bedingungen zu verleihen. 50% der Einnahmen gingen allerdings an den schwedischen Finanzminister.


Eine der frühen schwedischen Banknoten ("Serien-Nr: 347") aus dem Jahr 1666. Johann Palmstruch selbst hat unterschrieben und seine Bankangestellten.

Palmstruch nahm die großen Kupfermünzen an und gab dafür eine Art Quittungen aus die ersten Banknoten. Sie waren gedruckt und auf ganze Beträge von 5 bis 1000 Kupfertaler ausgestellt. Außerdem waren es Inhaberpapiere.

Inhaberpapier heißt, dass jedem, der im Besitz einer solchen Banknote war, der Gegenwert in Metall zustand. Es waren also keine auf Namen ausgestellten Schuldscheine. Mit einer solchen Banknote konnte man zur Stockholm Banco gehen und sich eine dem Notenwert entsprechende Menge Kupfer aushändigen lassen.

Von der Goldmünze zum Papiergeld

Banknoten waren damals also eine schriftliche Bestätigung, dass eine bestimmte Menge Wertmetall, Kupfer oder Gold, bei der Bank hinterlegt war und der Besitzer der Note war zum Tausch des eigentlich wertlosen Papiers gegen das wertvolle Metall berechtigt.

Johann Palmstruch ging aber noch einen Schritt weiter. Denn er hielt das Metall nicht die ganze Zeit in der Bank vorrätig, sondern verlieh es selbst wieder. Er verdiente also an einem doppelt: Zum einen an der Ausstellung des Geldscheins, zum anderen am Verleih der Wertmetalle. Auch wurde Kredit gewährt, es wurden also Noten ausgestellt, ohne dass dafür Metall hinterlegt worden war.

Ungedeckte Banknoten

Das führte dazu, dass nicht alle Banknoten durch die Stockholm Banco gedeckt waren. Das heißt,  es konnten nicht gleichzeitig alle Banknoten wieder zurück in Metall getauscht werden. 1663 kam die Bank deshalb in Zahlungsschwierigkeiten. Palmstruch konnte nicht mehr alle Einlösungswünsche erfüllen. 1666 wurden dennoch neue Banknoten für Silbertaler herausgegeben. 1668 sprang der schwedische Staat ein und übernahm die Deckung der ausgegebenen Banknoten.

Nicht nur das, die Schwedische Staatsbank wurde gegründet und unter ihrer Aufsicht verfügt, dass jede ausgegebene Banknote durch den  auf ihr verzeichneten Betrag gedeckt, also eine entsprechende Menge an Wertmetall in der ausgebenden Bank hinterlegt sein musste.

Palmstruch selbst wurde wegen des Konkurses seiner Bank zum Tode verurteilt. Befreundete Bankhäuser aus England und den Niederlande sorgten jedoch für seine Begnadigung und retteten ihn 1670 wenige Monate bevor er eines natürlichen Todes starb.

Übrigens:

Das Fremdwort pekuniär für finanzielle Dinge betreffend geht auf das lateinische pecunia = Geld zurück. Und pecunia wiederum leitet sich von pecus = Vieh ab. Der Ursprung der Geldwirtschaft kann also sprachlich auf Tausch und Handel mit Vieh zurückgeführt werden.

Der lateinische Spruch  pecunia non olet bedeutet Geld stinkt nicht. Er beruht auf der Steuer, die Kaiser Vespasian auf öffentliche Toiletten erhob. Weil er dafür kritisiert wurde, roch er an einer Münze und sagte den heute zum geflügelten Wort gewordenen Satz. Heute wird dient der Spruch dazu, Erwerb oder Besitz von Geld aus zweifelhaften Geschäften zu rechtfertigen.

Schon im Jahr 1630 gab der Rat der Stadt Stralsund im Zuge des Bündnisses mit dem Schwedenkönig Gustav II. Adolf so genannte Restzettel aus, eine Art von Papiergeld, und das 30 Jahre vor Palmstruch. Allerdings waren die Restzettel nicht weit verbreitet.

Für ältere Jugendliche und Lehrer geeignet sind die Informationen der Deutschen Bundesbank

Hier finden jüngere Kinder eine verständliche Einführung in die Geschichte des Geldes

Videos und weiterführende Informationen findest du auch im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank





Text: -jj- 12.7.2006 // Bilder: Yap Steingeld: Eric Guinther/GFDL; Schwedische Banknote mit freundlicher Genehmigung und © von http://www.myntkabinett.se; Kuh mit freundlicher Genehmigung und ©  http://www.geldmuseum.de;


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