Neues Gesetz: SMS erst ab 16 - MMS ab 18

Jugendliche und Geld - ein heikles Thema. Seit es Handys gibt, ist die Zahl der verschuldeten Kinder und Jugendlichen dramatisch gestiegen. Um dem entgegen zu wirken, beschloss die mit der Telekommunikation befasste Bundesnetzagentur nun, ab September 2011 eine Altersbeschränkung für SMS und MMS einzuführen. Was das bedeutet und ob ihr betroffen seid, erfahrt ihr im folgenden Artikel ...


Völlig ungeplant entwickelten sich SMS zum Kassenschlager für Handynetzbetreiber.

Kurze Textnachrichten, sogenannte SMS, zu versenden ist heute eine Standardfunktion jedes Handys. SMS steht dabei für"Short Message Service", also Kurznachrichtendienst. Dabei waren SMS früher eigentlich eine technische Einrichtung, um Informationen über Netzstörungen an den Nutzer zu senden. Doch der Dienst hat sich, zur Überraschung der Telefonfirmen, als richtiger Schlager erwiesen - trotz der Beschränkung auf 160 Zeichen.


Geldregen für Telefonfirmen


Zu Beginn wurden SMS von den Netzbetreibern kostenlos angeboten. Doch schnell zeigte sich, dass damit große Summen verdient werden können, weil die anfallende Datenmenge viel geringer ist, als bei einem Telefongespräch. Heute kosten SMS in Deutschland zwischen 3 und 39 Cent - ein Riesengeschäft für die Betreiber. Denn jedes Jahr wird eine unglaubliche Anzahl dieser Kurznachrichten versendet - 2009 waren es in Deutschland über 30 Milliarden!



Als die Bilder laufen lernten


Moderne Handys können Fotos und Filme versenden.



Nachdem die Handys technisch immer ausgereifter wurden und mittlerweile auch Kameras zur Standardausstattung gehören, entwickelte sich auch die SMS technisch weiter zur sogenannten MMS. Damit können zusätzlich zu Text auch Bilder und Filme versendet werden. Weil hier viel mehr Daten transportiert werden, sind die Kosten für den Netzbetreiber höher - sie werden direkt an den Kunden weiter gegeben.


Schuldenfalle Handy


Gerade die Kosten waren es, die viele Eltern zu Beschwerden bei der Bundesnetzagentur bewogen haben. Die Agentur kümmert sich um alle Belange rund um das Telefon und das Telefonnetz und steht in direktem Kontakt mit den Telefonfirmen. Die meisten Jugendlichen geben einen Großteil ihres verfügbaren Geldes für das Handy aus - und viele Jugendliche verschulden sich sogar dafür.


Verwirrung im Unterricht


Außerdem haben auch viele Lehrer sich Hilfe suchend zunächst an die zuständigen Schulämter gewandt, die schließlich eine Petition an Bundeskanzlerin Angela Merkel gesendet haben. Denn zum einen sind verschuldete Jugendliche oft nervös und können dem Unterricht nicht mehr gut folgen.


Zum andern tragen gerade die MMS dazu bei, dass Bilder und Filme versendet werden, die für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind und den Unterricht erheblich stören. Auch Schikane und Mobbing breiten sich dank der schnell verschickten Fotos und Filme immer weiter aus.


Die Kanzlerin greift ein


Da Kinder und Jugendliche die Zukunft sind und sie oftmals nicht in ganzem Umfang die Folgen ihres Tuns begreifen, müssen sie manchmal im besten Sinne vor sich selbst geschützt werden.

In einer sogenannten Elefantenrunde im Kanzleramt wurde im vergangenen Jahr mit Angela Merkel als Vorsitzender und unter Einbeziehung der Kultusministerkonferenz und der Telefongesellschaften nun eine gesetzliche Ergänzung des Mediendienstestaatsvertrags, kurz MDStV, erarbeitet.


Das Gesetz - SMS ab16 und MMS ab 18


Kanzlerin Angela Merkel erweiterte den MDStV um den §318 - eine finanzielle und inhaltliche Jugendschutzklausel. Bis Ende Juni 2011 werden alle minderjährigen Handybesitzer und ihre Eltern von der Bundesnetzagentur angeschrieben. Ihr erhaltet einen Erfassungsbogen, den ihr bis spätestens Mitte August 2011 ausgefüllt und unterschrieben zurücksenden müsst. Geht der Bogen nicht rechtzeitig bei der Agentur ein, wird euer Handy gesperrt.


Freischaltung durch Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur in Bonn. Sie kümmert sich um alles rechtlichen Fragen, die mit Telekommunikation zu tun haben.




Habt ihr den Bogen rechtzeitig zurückgesendet, dann wird bei der Bundesnetzagentur eine Datei über euch angelegt, wobei das Geburtsdatum das Allerwichtigste ist. Seid ihr unter 16, wird die SMS-Funktion eures Handy gesperrt. An eurem 16. Geburtstag wird die Funktion automatisch von der Agentur freigeschaltet. MMS werdet ihr, wegen möglicher jugendgefährdender Inhalte, erst ab eurem 18. Geburtstag empfangen und versenden können! Auch das wird elektronisch von der Bundesnetzagentur überprüft und eingerichtet.


Der neue Paragraph tritt am 12.9.2011 in Kraft - da sind in Bayern als letztem Bundesland die Sommerferien zu Ende. Kanzlerin Merkel erhofft sich dadurch, dass weniger Kinder und Jugendliche in die Schuldenfalle Handy tappen. Und sie hofft, dass auch in der nächsten PISA-Studie zur Schulbildung Deutschland besser abschneidet, weil nun die Störungen durch SMS und MMS in Schulen drastisch reduziert werden.


Text: -jj- 25.3.2011 // Bilder: Bundesnetzagentur Leit/PD; Handy Jontintinjordan cc-by-sa 3.0; MMS Maria Tobias cc-by-sa 3.0; Merkel World Economic Forum cc-by-sa 2.0;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt