Müller, Schmidt & Co - Warum wir Nachnamen haben

Müller, Schmidt & Co - Warum wir Nachnamen haben

Ob Meier, Kowalski oder Müller-Lüdenscheid jeder Mensch in Deutschland hat zusätzlich zu seinem Rufnamen auch einen mehr oder weniger außergewöhnlichen Nachnamen. Weil wir so viele Menschen sind und die Städte sehr groß, ist das aus dringend notwendig. Sonst würden wir uns nämlich ständig verwechseln. Wir erklären euch, woher die Familiennamen kommen und wie sich das Namensrecht bis heute verändert hat.


Bis ins 12. Jahrhundert gab es in Deutschland nur Vornamen. Da die Dörfer und Siedlungen recht klein waren, genügte das auch. Und gab es doch einmal Unklarheiten, sagte man eben Hans, der Schmied, der lange Kunibert oder der Altenfurter Johannes. Mit solchen Namenszusätzen konnte man eine Person durch Aussehen, Beruf oder Herkunft genauer beschreiben und Verwechslungen vermeiden. 

Namensgebung bis 1600 abgeschlossen

Ein weiterer Grund für die Einführung von Nachnamen war, dass sich im Mittelalter immer mehr Menschen die gleichen Rufnamen teilten. Eine neue Namenmode hatte dazu geführt, dass die einstige Namensvielfalt verloren gegangen war. Die Entstehung von festen Nachnamen ging von Italien und Frankreich aus und verbreitete sich über ganz West-, Mittel- und Südeuropa. Etwa bis zum 16. Jahrhundert war die Namensgebung abgeschlossen. Nur einige Regionen in Norddeutschland wehrten sich.

Beruf, Aussehen oder Herkunft

Aber wie kamen die Menschen zu ihren Namen? Die Vergabe von Nachnamen funktionierte folgendermaßen: Man suchte nach einem Wort, das eine Person zu einer bestimmten Zeit auf irgendeine Weise genauer charakterisierte und sie aus der Masse hervorhob. Hatte jemand vielleicht eine Glatze, so wurde er Kahl genannt, war er Müller von Beruf, so wurde das auch sein Nachname oder wohnte er auf einem Hügel oder Berg wurde er vielleicht Berger genannt.

Die größte Gruppe von Familiennamen sind Siedlungsnamen. Sie beschreiben den Wohnort ihres Trägers. Dazu gehören Gewässer, Siedlungen, Flure, Hügel, Täler etc. Zugezogene wurden gerne nach ihrem Herkunftsort benannt, z.B. Nürnberger. Auch Berufsbezeichnungen wie Müller, Schneider, Wirt oder Fleischer wurden in Familiennamen umfunktioniert. Äußerlichkeiten waren als Namensgeber ebenfalls sehr beliebt. Ob Klein, Lang, Kraußhaar oder Lahm das alles bezieht sich auf körperliche Eigenheiten.

Ausländische Einflüsse

Nicht alle Namen passen auf den ersten Blick in dieses Schema, weil sich viele im Laufe der Generationen auch verändert haben. Andere sind durch regionale Besonderheiten und Ausdrücke aus dem Dialekt geprägt. Manche stammen aber auch aus dem Ausland. So ist z.B. der Nachname Kowalski polnischer Herkunft, Lafontaine kommt eindeutig aus dem Französischen und Wowereit aus dem baltischen Sprachraum. Und dann gibt es noch Nachnamen, die mit Vornamen gebildet werden. Hansen ist z.B. der Sohn von Hans. Diese Namensgebung ist noch heute vielfach in Skandinavien gebräuchlich.   

 Von Kirche und Staat registriert

Mit der Einführung von Familiennamen konnte auch zuverlässiger über die Bewohner einer Stadt oder Gemeinde Buch geführt werden. Die Kirchen wachten darüber, dass Geburten, Todesfälle, Taufen und Hochzeiten in so genannten Kirchenbüchern verzeichnet wurden. Im 19. Jahrhundert wurde diese Aufgabe von den neu eingeführten Standesämtern übernommen. Es überwacht heute auch die Vergabe von Rufnamen.

Namensrecht

Namensrechtlich bewegte sich in Deutschland lange nicht viel. Seit der Einführung von Familiennamen, die zugleich auch Ehenamen waren, verlor die Frau ihren bisherigen Namen. Der wurde jedoch durch den Zusatz geborene an den neuen Namen angehängt. Auch ehelich geborene Kinder automatisch den Familiennamen des Vaters.

Neuregelung

Große Neuerungen traten erst 1976 in Kraft. Ab dem 1. Juli konnten Ehepartner nun erstmals den Nachnamen der Frau oder den des Mannes als Familiennamen führen. Der Ehepartner, dessen Name nicht als Familienname gewählt wir, war berechtigt, seinen Geburtsnamen dem neuen Familiennamen voranzustellen. Es gab also erstmals Doppelnamen für Frauen und Männer. Auch wenn Frauen und Männer inzwischen unterschiedliche Namen tragen können, muss ein Familienname gewählt werden, den dann auch das Kind bekommt.

Wenn ihr etwas über die Bedeutung eures Vor- oder Nachnamens herausbekommen möchtet, klickt bei Onomastik.com. Im Forum können euch vielleicht andere User einen Tipp geben. Eine professionelle Namensberatung der Uni Leipzig gibt es auch, allerdings kostenpflichtig.

 Nic - 14.03.2006 / Foto: S. Weissenborn

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