Ludwig Erhard Der Vater des Wirtschaftswunders

Ludwig Erhard amtierte als zweiter Kanzler der jungen Bundesrepublik von 1963 bis 1966. 1949 war er als CDU-Kandidat für die Bundestagwahl angetreten, ohne Mitglied der Partei zu sein. Im selben Jahr wurde er der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik unter Bundeskanzler Konrad Adenauer. Im Dezember 1966 trat Erhard als Bundeskanzler zurück. Am 5. Mai 1977 starb Ludwig Erhard in Bonn.

Am 15. September 1949 wurde der Rheinländer Konrad Adenauer als erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland vereidigt. Fünf Tage später folgte ihm Ludwig Erhard als erster Bundeswirtschaftsminister. Mit seinem Konzept der "Sozialen Marktwirtschaft" gelang dem auch als "Vater des Wirtschaftswunders" bezeichneten Erhard der schnelle Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft. Soziale Marktwirtschaft, D-Mark, Grundgesetz, erste Bundestagswahl all das begann mit Adenauer und Erhard.



Die frühen Jahre

Ludwig Erhard wurde am 4. Februar 1897 in Fürth geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre nahm er am I. Weltkrieg teil und wurde schwer verwundet.

1925 schloss Erhard sein Studium in Volks- und Betriebwirtschaft ab und übernahm den elterlichen Betrieb. Von 1928-42 unterrichtete er an der Nürnberger Handelshochschule ("Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware" von Wilhelm Vershofen).

1943 und 1944 arbeitete er an der Verfassung der Denkschrift "Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung". Er wusste, dass Deutschland den 2. Weltkrieg nicht gewinnen konnte und machte sich Gedanken über den Wiederaufbau und die Wirtschaftsordnung nach dem Krieg. 1945 fiel den Amerikanern diese Schrift in die Hände. Da Erhard zudem politisch nicht vorbelastet war, machte ihn die Besatzungsmacht zum Wirtschaftspolitiker.



Der Wirtschaftsminister

Als einer der Mitbegründer der CDU war Erhardt 1945/46 bayrischer Wirtschaftsminister. und in den beiden folgenden Jahren Direktor in der Verwaltung für Wirtschaft im Vereinigten Wirtschaftsgebiet. Er beriet die amerikanischen Besatzer und brachte die Wirtschafts- und Währungsreform mit auf den Weg, die am 20. Juni 1948 in Kraft trat. Von September 1949 bis Oktober 1963 war er Wirtschaftsminister, ab 1957 auch Vizekanzler Konrad Adenauers, dessen Nachfolge als Bundeskanzler er 1963, als Parteivorsitzender der CDU antrat.

Wirtschaftswunder

Das Wirtschaftswunder in den ersten Jahren der BRD ist hauptsächlich Ludwig Erhard zuzuschreiben. Seine Politik schuf wirtschaftlichen Aufschwung, Wohlstand für alle und sozialen Frieden. Schnell und zielstrebig wurde nach Währungsreform und Gründung der Bundesrepublik Vollbeschäftigung erreicht und Deutschland zum Weltmarkt zurückgeführt.

Die Wirtschaft wuchs, die Preise blieben stabil. Adenauer und Erhard übten eiserne Disziplin, so dass es keine Staatsverschuldung gab. Auch aus diesem Grund mag Erhards Soziale Marktwirtschaft national wie international noch immer Beachtung finden. Erhards Erfolge mussten aber auch gegen ungünstige Verhältnisse und viele Widerstände und Widersacher schwer erkämpft werden. Marion Gräfin Dönhoff sagte 1948: "Gott schütze uns vor diesem Mann." Dies zeigt, wie umstritten Erhards Glaube an den Wettbewerb und eine liberale Wirtschaftsordnung nach dem Krieg noch gewesen ist



Glückloser Kanzler

Am 16. Oktober 1963 wurde Ludwig Erhard nach dem Rücktritt Adenauers zum Bundeskanzler gewählt. Die Übernahme der Kanzlerschaft ging nicht ohne Reibungen ab, weil Konrad Adenauer Bedenken hatte. Tatsächlich hatte Erhard in diesem Amt keine gute Hand. Er scheiterte an mangelndem Machtbewusstsein und Durchsetzungsvermögen. Erhard scheiterte als Bundeskanzler auch an seiner unbeugsamen Meinung, dass Staatsausgaben grundsätzlich von den Bürgern bezahlt werden müssen, denen die Staatsleistungen dienen, und nicht durch Staatskredite finanziert werden dürfen. Zwar wurde er 1965 wiedergewählt, doch ein Jahr später verlor die CDU die Landtagswahlen und Erhard zerstritt sich mit den FDP-Ministern seiner Koalition, ohne dass es zu einer Einigung über die Sanierung des Bundeshaushaltes kam. Nach dem Auszug der FDP-Minister aus seiner Koalition stand er zunächst noch einer Minderheitsregierung vor, legte aber im Dezember 1966 sein Amt als Bundeskanzler nieder.

Alterspräsident des Bundestages

1967 wählte die CDU den Wirtschaftsfachmann zu ihrem Ehrenvorsitzenden. Er blieb als Abgeordneter im Parlament und eröffnete 1972 und 1976 den 7. und den 8. Deutschen Bundestag als Alterspräsident. Am 5. Mai 1977 starb der Vater des Wirtschaftswunders an Herzversagen.



Auf der Seite der Ludwig-Erhard-Stiftung findest du weitere Informationen und eine ausführliche Biografie.

Mehr über die Deutsche Geschichte erfahrt ihr im WAS IST WAS Band 126 Deutschland. 

Text: Roland Rosenbauer (3. 5. 2002/13. 10. 2008) Grafik: Die Waage e. V. 1957, Fotos: DHM (historische Aufnahmen), RR (Büste in Fürth).


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