Henry Kissinger US-Außenminister aus Deutschland

Henry Kissinger zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der Politik der Vereinigten Staaten. Während seiner Tätigkeit als Sicherheitsberater und Außenminister trug er entscheidend zur Lösung verschiedenster Konflikte der Welt bei und erhielt 1973 den Friedensnobelpreis. Am 27. Mai wird der gebürtige Deutsche 85 Jahre alt.

Henry Kissinger ist in Fürth geboren.

Von Fürth nach New York

Am 27. Mai 1923 wurde Heinz Alfred Kissinger in Fürth geboren. Als Sohn eines Lehrers bekam er schon früh Bildung vermittelt und war ein intelligenter Junge, was ihm später den Weg in die Politik ermöglichen sollte.

Doch da das Leben in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus für die jüdische Familie sehr gefährlich war, verließ man das Land Richtung USA nach New York. Heinz wurde nun Henry genannt und konnte sich schnell in der neuen Umgebung einleben. 1943 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Damit musste er allerdings zur Armee und gegen sein Geburtsland in den Krieg ziehen.

Werdegang nach dem Krieg

Nachdem der Zweite Weltkrieg beendet war, blieb Kissinger in Deutschland, wo er in der amerikanischen Besatzungszone im hessischen Bensheim eine Einheit leitete, die Kriegsverbrechen in Deutschland aufklären sollte. Der damals 22-Jährige hatte dort den Ruf eines überheblichen, aber auch freundlichen jungen Mannes. 1947 ging Kissinger in die USA zurück, wo er in Boston am renommierten Harvard College Politikwissenschaften studierte. Er blieb nach seiner Doktorarbeit Lehrer an dieser Universität und war daneben bis 1968 Berater der US-Agentur für Waffenkontrolle und Abrüstungsfragen.

Kissinger bei einem treffen mit Mao Zedong in China.



Weg in die Politik

Ab 1957 war Henry Kissinger Berater des Gouverneurs von New York, Nelson A. Rockefeller. Er erarbeitete sich einen guten Ruf bei verschiedenen wichtigen Politikern und wurde wegen seiner exzellenten analytischen Fähigkeiten geschätzt. Als 1968 Richard Nixon zum Präsidenten gewählt wurde, ernannte er Kissinger zum Berater für Außen- und Sicherheitspolitik.

Die USA sahen sich zu dieser Zeit in einer schlechten außenpolitischen Situation, da die Regierung wegen des Vietnamkriegs kritisiert wurde und man im Nahen Osten Einfluss an die Sowjetunion verlor. Um die Beziehungen zwischen den USA und China zu entspannen, unternahm Kissinger 1971 zwei geheime Reisen nach China, was ihm den Namen der alte Freund des chinesischen Volkes einbrachte. Außerdem arbeitete er mehrere Verträge mit der Sowjetunion aus.

Friedensnobelpreis

1973 bemühte sich Henry Kissinger mit dem nordvietnamesischen Politiker Le Duc Tho in geheimen Treffen um Friedensgespräche, die schließlich einen Friedensvertrag im Vietnamkieg zur Folge hatten. Doch die USA belieferten die südvietnamesischen Truppen weiterhin mit Waffen, weshalb die Kämpfe bis 1975 andauerten. Kissinger und Le Duc Tho erhielten 1973 für ihr Engagement den Friedensnobelpreis, den der Vietnamese aber nicht annahm, weil zu diesem Zeitpunkt noch Krieg herrschte.

Außerdem spielte Kissinger eine wichtige Rolle bei den Friedensbemühungen zwischen Israel und den arabischen Ländern, vor allem mit Syrien und Ägypten. 1973 trug er entscheidend zum Ende des Yom-Kippur-Krieges zwischen Israel und den syrisch-ägyptischen Truppen bei. Im selben Jahr übernahm Kissinger das Amt des US-Außenministers und prägte den Begriff der Pendeldiplomatie, bei der ständig zwischen den Parteien eines Konflikts hin- und hergereist wird.

Henry Kissinger musste als Außenminister auch Kritik einstecken.

Kritik an Kissinger

Obwohl er viele Konflikte gelöst hat, musste Kissinger als Politiker der USA häufig Kritik einstecken. Der blutige Putsch des chilenischen Generals Augusto Pinochet gegen den demokratisch gewählten Präsidenten von Chile wurde 1973 von ihm unterstützt. Außerdem gilt mittlerweile als erwiesen, dass Kissinger 1975/76 den Einmarsch indonesischer Truppen in Osttimor veranlasste, was gegen das Völkerrecht verstieß. Dabei kamen zirka 60.000 Menschen um. Wegen dieser und anderer Verwicklungen wurde er von verschiedenen Menschenrechtsorganisationen angeklagt und erhielt mehrere Vorladungen, zu denen er allerdings nie erschien.

Zusätzlich war Kissinger an der Watergate-Affäre beteiligt. Darin wurden Journalisten, politische Gegner und verschiedene Mitarbeiter von Regierungsbehörden durch die Regierung von Richard Nixon abgehört und ausspioniert. Kissinger veranlasste die Abhöraktionen mit den sogenannten Kissinger-Wanzen, die verwendet wurden, um Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates und Journalisten auszuspionieren. Damit wollte man herausfinden, wer von Kissingers Mitarbeitern Informationen an die Presse weitergab. Während Nixon am Ende dieser illegalen Affäre zurücktrat, musste Kissinger sich nicht verantworten und war unter Nixons Nachfolger Gerald Ford wieder Außenminister.

Ende der politischen Karriere

1977 wurde Jimmy Carter zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Damit musste auch Henry Kissinger das Amt des Außenministers abgeben. Nun war er als Berater und Unterstützer verschiedener Politiker der republikanischen Partei tätig, konnte aber keinen großen Einfluss mehr gewinnen. Noch immer ist er Präsident des Beratungsunternehmen Kissinger Associates und daneben im Aufsichtsrat verschiedener Firmen.

Kissinger spricht bei der Trauerfeier zu Ehren Gerald Fords.



Der Außenminister als Medienstar

Während seiner Tätigkeit als US-Außenminister erlangte Henry Kissinger den Status eines Stars in den Medien. Dies schaffte er vor allem durch seinen geschickten Umgang mit den Reportern und indem er sich bei vielen öffentlichen Anlässen zusammen mit Stars aus dem Showgeschäft zeigte. Er wurde zum Ersatzpräsident als Richard Nixon sich während der Watergate-Affäre nur noch wenig in den Medien zeigte.

Neben seinem Nobelpreis erhielt er verschiedene andere Ehrungen wie den Karlspreis der Stadt Aachen, den Franz-Josef-Strauss-Preis und die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt Fürth. Noch mit 85 ist er ein treuer Anhänger seines Vereins, der SpVgg Greuther Fürth.

14.05.2008; Text: Jan Wrede, Bilder: Wikipedia

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