Helmut Kohl

Mit 16 Amtsjahren war Helmut Kohl länger im Amt des Bundeskanzlers tätig als alle seine Amtskollegen. Als erster gesamtdeutscher Bundeskanzler ging er 1991 in die Geschichte ein. Er gestaltete den Prozess der deutschen Wiedervereinigung und wirkte maßgeblich am europäischen Einigungsprozess mit. Am 3. April 2010 feiert er seinen 80. Geburtstag.

Helmut Josef Michael Kohl wurde am 3. April 1930 als drittes Kind des bayerischen Finanzbeamten Hans Kohl (18871975) und dessen Frau Cäcilie geb. Schnur (18901979) in Ludwigshafen geboren. Er wuchs in einem bürgerlich-konservativen Elternhaus auf. Er besuchte die Friesenheimer Grundschule Ruprechtschule und anschließend das Max-Planck-Gymnasium. Sein älterer Bruder diente als Soldat im Zweiten Weltkrieg und kam ums Leben.

Politik als Leidenschaft

Schon sehr früh begann Helmut Kohl sich für Politik zu interessieren. 1946 - er war gerade 16 Jahre alt - trat er in die CDU ein. Ein Jahr später gehörte er zu den Gründern der Jungen Union in Ludwigshafen.

Gleich nach dem Abitur begann er 1950 In Frankfurt am Main ein Studium der Rechtswissenschaften. Ein Jahr später zog er nach Heidelberg, um Geschichte und Staatswissenschaften zu studieren.

Karriere im Wirtschaftswunder

Bereits 1953 gehörte Kohl dem geschäftsführenden Vorstand der CDU Rheinland-Pfalz an. Von 1954 bis 1961 amtierte er als Stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union Rheinland-Pfalz. 1956 beendete er das Studium und trat eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alfred-Weber-Institut der Universität Heidelberg an. 1958 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Nach einer Tätigkeit als Direktionsassistent bei einer Eisengießerei in Ludwigshafen arbeitete er von 1959 bis 1969 als Referent beim Verband der Chemischen Industrie in Ludwigshafen.

Abgeordneter der CDU

1959 wurde Helmut Kohl in den Landtag von Rheinland-Pfalz gewählt. Ab 1961 war er stellvertretender Vorsitzender und ab 1963 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. 1966 trat er dem Bundesvorstand der Partei bei und gehörte ihm bis 2000 an. Von 1973 bis 1998 war er Parteivorsitzender der CDU.

Ministerpräsident

Als Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz von 1969 bis 1976 setzte er dort eine umfangreiche Gebiets- und Verwaltungsreform um. Zusammen mit Heiner Geißler reformierte er das Sozial- und Gesundheitswesen des Landes, eine Aufgabe, die sich den beiden Politikern später auch in der Bundespolitik stellte.

Oppositionsführer

Nachdem die Präsidien der Schwesterparteien CDU und CSU Helmut Kohl 1975 die Kanzlerkandidatur angetragen hatten, gab er ein Jahr später das Amt des Ministerpräsidenten ab und ging als Bundestagsabgeordneter nach Bonn. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits seit drei Jahren Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Nachdem Helmut Schmidt die Bundestagswahl gewonnen hatte, wurde Kohl Oppositionsführer.

Am 1. Oktober 1982 stürzten CDU/CSU und FDP Helmut Schmidt. Der Bundestag wählte nun durch ein konstruktives Misstrauensvotum Helmut Kohl zum Bundeskanzler.

Die Ära Kohl - 1982 bis 1998

Als sechster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland regierte Helmut Kohl von 1982 bis 1998. Als er das Amt an den Nachfolger Gerhard Schröder abgab, war sich die deutsche wie die internationale Öffentlichkeit in dem Urteil einig, dass damit auch eine Ära ausklang.

Die Ereignisse dieser Zeit müssen in einem eigenen Artikel herausgestellt werden.

Zu den Leistungen seiner Regierung gehören unter anderem maßgebliche wirtschaftliche und soziale Reformen. Die "Ära Kohl" begann ordnungspolitisch im Zeichen der Sozialen Marktwirtschaft mit Rentenreform, Steuerentlastung und Senkung der Staatsquote.

Mit der Wiedererlangung der Deutschen Einheit und der Schaffung der Europäischen Union hat sich Helmut Kohl einen dauernden Platz in der Geschichte gesichert. Mehr dazu erfährst du, wenn du unten die weiterführenden Links anklickst.

Die Spendenaffäre


Eine Parteispendenaffäre holte Helmut Kohl 1999 ein und ließ seine Verdienste in den Hintergrund treten. Im ZDF hatte er erklärt, zwischen 1993 und 1998 Spenden von 1,5 bis zwei Millionen D-Mark illegal angenommen, sich jedoch nicht persönlich bereichert zu haben. Er veröffentlichte "Mein Tagebuch 1998-2000", in dem er sich mit der CDU-Spendenaffäre befasst hat. Nach eigenen Angaben sah er sich nicht in der Lage, die Namen der Spender zu nennen, da er ihnen sein Wort gegeben hatte.

Gegen Zahlung einer Geldbuße von 300.000 D-Mark wurde das Ermittlungsverfahren gegen Kohl im Jahr 2001 eingestellt.


Das 21. Jahrhundert


2002 kandidierte er nicht mehr für den Bundestag. Er zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Heute lebt er aus der Öffentlichkeit zurückgezogen im pfälzischen Oggersheim.

Am 8. Mai will er bei einer Veranstaltung der Hanns- Martin-Schleyer-Stiftung in Stuttgart sprechen. Dort will er an seinen Freund, den 1977 von RAF-Terroristen ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Schleyer, erinnern. Die Stiftung zeichnet Kohl mit ihrem nach Schleyer benannten Preis für hervorragende Verdienste um die Festigung und Förderung der Grundlagen eines freiheitlichen Gemeinwesens aus.

Hoher Bekanntheitsgrad


Für 40,6 Prozent der Deutschen gehört Kohl zu den Persönlichkeiten, welche die Bundesrepublik seit 1949 am deutlichsten geprägt haben. Er führt noch vor Konrad Adenauer (36,8 Prozent), Helmut Schmidt (35,8 Prozent) und Willy Brandt (26,2 Prozent) die Rangliste an, die nach einer TNS-Umfrage für das Magazin Spiegel Geschichte entstand. Dafür waren im Januar 2009  2000 Bundesbürger befragt worden.

Mehr über Helmut Kohl erfährst du auf den Seiten der Konrad-Adenauer-Stiftung.


Mehr über die Deutsche Geschichte erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 126 Deutschland.


Text: RR, Stand 29. 3. 2010, Bilder: Deutsches Bundesarchiv

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt