Friedens- und Literaturnobelpreis vergeben

Mit Dynamit hat der schwedische Chemiker und Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) ein Vermögen gemacht. Doch er wollte mehr. In seinem Testament verfügte er die Gründung der Nobelstiftung, die seit 1901 jährlich die Nobelpreise an Personen verleiht, die der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben.

Jimmy Carter erhält Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr an den früheren US-Präsidenten Jimmy Carter. Mit der Auszeichnung werden die Anstrengungen Carters bei der Suche nach "friedlichen Lösungen in internationalen Konflikten" und sein Engagement zur Förderung von "Demokratie und Menschenrechten" geehrt, wie das norwegische Auswahl-Komitee in Oslo bekannt gab.

Der 39. Präsident der USA hatte sich seit seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahr 1981 rund um den Globus für Frieden, Demokratie und Menschenrechte engagiert. Zu Carters Verdiensten gehört es unter anderem, den früheren nordkoreanischen Machthaber Kim Il Sung davon überzeugt zu haben, in einen Dialog mit Südkorea einzutreten. Carter handelte auch während des bosnischen Bürgerkrieges einen Waffenstillstand aus, der den Weg zum späteren Frieden ebnete.

Der Literaturnobelpreis geht an Imre Kert¨sz

Als erster ungarischer Autor wurde der Schriftsteller Imre Kertész mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Der 72-jährige Holocaust-Überlebende wurde bekannt durch seinen "Roman eines Schicksallosen". In einer ersten Stellungnahme wertete der Autor seine Ehrung als "große Anerkennung" für sich und die Literatur seines Landes.

"Mein ganzes Werk ist durch die deutsche Sprache verbreitet, meine Muttersprache ist eine kleine Inselsprache, aber der Nobelpreis ist auch eine Auszeichnung für die ungarische Literatur". Es gebe noch keinen ungarischen Literatur-Nobelpreisträger.

Die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm begründete ihre Entscheidung damit, dass der Autor in seinem Werk die "Zerbrechlichkeit des Einzelnen in einem barbarischen Geschichtsverlauf" zeige. Der Leser werde von Kertész nicht nur mit der Grausamkeit von Willkürakten konfrontiert, sondern ebenso sehr mit dem Ausmaß an Gedankenlosigkeit, die ihre Durchführung kennzeichnete.

Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Er ist jüdischer Herkunft. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald befreit. Sein Werk kehre unablässig zu dem entscheidenden Ereignis in seinem Leben zurück, dem Aufenthalt in Auschwitz, schrieb die Schwedische Akademie. Auschwitz sei für den Autoren gleich bedeutend mit der "letzten Wahrheit über die Degradierung des Menschen im modernen Dasein". Das Buch Roman eines Schicksallosen soll im nächsten Jahr im Suhrkamp Verlag erscheinen.

Die Nobelpreise sind in diesem Jahr mit jeweils 10 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert. Sie werden traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel überreicht. Welche Nobelpreise in diesem Jahr noch vergeben wurden, stellen wir dann noch genau vor.

10.10.02/sw

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