Erweiterung der Europäischen Union

Am 1. Mai 2004 ist es so weit: die Europäische Union (EU) erweitert sich von 15 auf 25 Mitglieder. Von Estland im Norden bis Zypern im Süden kommen rund 74 Millionen Menschen neu zum Staatenbund hinzu. Zum Vergleich: Deutschland hat 82,5 Millionen Einwohner, die EU der zehn (alten) Mitgliedsstaaten 377 Millionen. Die Fläche der EU erweitert sich durch die neuen Länder um ein Fünftel.

Welche Länder kommen zur Europäischen Union hinzu?

Zu den bisherigen 15 EU-Staaten kommen zehn neue Länder hinzu: Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. Nur der griechische Teil Zyperns tritt bei, der türkische nicht, da die Einwohner der Insel sich gegen eine Einigung ihres Landes ausgesprochen haben und die Türkei kein Mitglied der EU ist .

Auf folgender Landkarte sind alle alten und neuen EU- Länder eingezeichnet, außerdem findet ihr hier nähere Informationen zu allen Ländern.

Wurde die EU schon früher erweitert?

Ja. Die EU und ihre Vorgänger-Organisationen wurden bereits mehrfach erweitert. Alles begann mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die 1957 von den Ländern Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Italien, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde.

Ab 1967 hieß die Gemeinschaft dieser Staaten EG (Europäische Gemeinschaft). 1973 traten dieser Vereinigung Dänemark, Irland und Großbritannien bei. Im Jahr 1981 kam Griechenland dazu, 1986 Spanien und Portugal. Mit den Verträgen von Maastricht wird die EG 1993 zur EU (Europäische Union). Die EU wurde damit ein Binnenmarkt. Das heißt, zwischen den Mitgliedsstaaten können Waren, Dienstleistungen und Geld ungehindert fließen. Es gibt also z. B. keine Zölle mehr.

1995 erweiterte sich die EU um Finnland, Österreich und Schweden. In der EU wurden Passkontrollen abgeschafft. 2002 wurde der Euro als Bargeld in der EU eingeführt. Schweden, Großbritannien und Dänemark behalten jedoch ihre eigenen Währungen, gehören also zur EU, aber nicht zur Währungsgemeinschaft.

Was bringt die Erweiterung?

Ein wichtiges Ziel der EU ist es, den Frieden in Europa zu sichern. Über Jahrhunderte hinweg haben sich die Völker Europas gegenseitig bekriegt. Das soll nicht wieder passieren, deshalb ist ein Bündnis von demokratischen Staaten eine wichtige Grundlage, um Probleme auf politischer Ebene zu lösen, ohne Blut zu vergießen. Gemeinsam wollen sich die EU-Staaten für Umweltschutz und die Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus einsetzen. Ein noch größerer Binnenmarkt soll allen mehr Wohlstand bringen und die EU auch gegenüber anderen Regionen wie dem asiatischen Raum oder der USA wirtschaftlich stärken.

Alle Menschen, die in der EU leben, können in Zukunft ohne ein Visum zu beantragen in ein anderes EU-Land reisen. Das war bisher für Polen, Slowaken, Esten oder Bewohner der anderen Beitrittsländer nicht so. In einigen Jahren werden die Menschen aus den neuen EU-Staaten auch frei wählen können, in welchem Land sie leben und arbeiten wollen.

Wird in den neuen EU-Ländern dann auch mit dem Euro bezahlt?

Zunächst nicht. In der nahen Zukunft wird in den zehn neuen EU-Staaten noch in den Landeswährungen bezahlt. Erst wenn diese Länder bestimmte Kriterien erfüllen, die 1992 im Vertrag von Maastricht festgelegt wurden, können auch sie der Währungsunion beitreten und den Euro in ihrem Land einführen.

Kann jedes Land der EU betreten?

Länder, die der EU beitreten wollen, müssen verschiedene Bedingungen, die sogenannten Kopenhagener Kriterien erfüllen, um in die Gemeinschaft aufgenommen werden zu können. Solche Länder müssen demokratisch und rechtsstaatlich (das heißt, dass der Staat sich an die Gesetze bindet, die er erlässt, niemand kann aus reiner Willkür verurteilt werden) aufgebaut sein, Menschenrechte und Rechte von Minderheiten müssen geachtet werden, die politischen Institutionen müssen stabil sein. Das Land braucht eine funktionierende Marktwirtschaft und muss die Gesetze und Verordnungen der EU in seinem Land übernehmen.

Werden in Zukunft noch mehr Länder zur EU dazukommen?

Für 2007 ist der Beitritt Rumäniens und Bulgariens zur EU geplant. Ob mit der Türkei über eine mögliche Aufnahme in der EU verhandelt wird, entscheidet sich noch 2004. Die Türkei wäre das erste Land, dessen Staatsgebiet geographisch zum größten Teil nicht zu Europa, sondern zu Asien gehört.

Wird die Europaflagge geändert, wenn mehr Länder hinzukommen?

Nein, die zwölf Sterne auf der europäischen Flagge standen zwar 1992, nach dem Abschluss des Maastrichter Vertrages, für die damals 12 Mitgliedsstaaten, heute werden sie jedoch nur noch als Symbol gesehen.

Die Zahl zwölf ist ein Symbol für Vollkommenheit (schon in der Bibel kommt die Zahl 12 immer wieder vor: 12 Stämme Israels, 12 Jünger u.s.w.). In der Europäischen Union soll diese Zahl außerdem für Einheit unter alle Mitgliedsstaaten stehen.

In der WAS IST WAS Reihe könnt ihr im Band 113 "Europa" noch mehr über die Europäische Union erfahren.

Beim Europaquiz in unserer Spielewelt könnt ihr eure erdkundlichen Kenntnisse prüfen.

LM 30.04.03

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