Eine Vertretung für alle Juden in Deutschland

Der Zentralrat der Juden ist die Vertretung für alle Juden in Deutschland. Am 19. Juli 1950 gegründet, kümmert sich der Dachverband um sämtliche Belange seiner Gemeindemitglieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem Wiedergutmachungsansprüche gegen die Nationalsozialisten geltend gemacht. Heute ist die Eingliederung von jüdischen Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland ein wichtiges Thema.

Nach dem Ende der Nazi-Diktatur war das jüdische Leben in Deutschland komplett zerstört. Von den ehemals 500.000 Juden, die 1933 in Deutschland gewohnt hatten, waren nur noch 15.000 Menschen am Leben. Dazu kamen rund 200.000 jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa, die nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern in den deutschen Besatzungszonen aufgenommen wurden.

Neubeginn

Mit Unterstützung jüdischer Hilfsorganisationen wanderte die Mehrzahl der noch in Deutschland ansässigen Juden aus. Fast alle fanden eine neue Heimat in den USA, Kanada oder Palästina. Doch es gab auch Juden, die dem neuen Deutschland eine Chance geben wollten. Schon kurz nach Kriegsende begannen sie sich wieder in jüdischen Gemeinden zu organisieren. Als klar wurde, dass sie auch dauerhaft bleiben wollten, wurde ein überregionaler Dachverband ins Leben gerufen.

Von Hamburg nach Berlin

Offiziell gegründet wurde der Zentralrat der Juden am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main. Den Vorsitz übernahm bis 1963 Heinz Galinski, der das Amt auch 1988 bis 1992 inne hatte. Der Sitz der Organisation war zunächst Hamburg, ab 1951 Düsseldorf, ab 1985 Bonn und seit der deutschen Wiedervereinigung Berlin.

Wiedergutmachung als Hauptziel

Als vorrangige politische Aufgabe setzte sich der Verband zunächst für die Rechte der Juden in Deutschland ein und forderte Wiedergutmachung für das erlittene Unrecht während des Nazi-Regimes. Außerdem bemüht er sich um den Aufbau jüdischer Gemeinden und darum, die private Existenz seiner Mitglieder zu sichern.

Später machte sich der Zentralrat für die Annäherung der Staaten Deutschland und Israel stark. Darüber hinaus wurde der Kampf gegen den Antisemitismus immer wichtiger. So nennt man es, wenn Menschen eine ablehnende Haltung gegen Juden und ihren Glauben haben. Die Mitglieder engagieren sich deshalb für die bessere Verständigung von Juden und Nichtjuden.

Integration osteuropäischer Juden

Heutzutage ist es für den Zentralrat eine ganz entscheidende Aufgabe, osteuropäische Juden bei uns heimisch zu machen, die seit dem Zerfall der Sowjetunion verstärkt nach Deutschland strömen. Der Verband organisiert Sprachkurse, Religionsunterricht, verschiedene Ausbildungs- und Umschulungsprogrammen sowie weitere Integrationsmaßnahmen.

Präsident Paul Spiegel

Der Zentralrat der Juden, dessen Präsident momentan Paul Spiegel ist, hat seit 1955 anstrengende, aber erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet, die sich gelohnt hat. Heute gibt es in Deutschland wieder ca. 100.000 Juden, die in 85 Gemeinden organisiert sind. Einen besonderen Boom gab es nach dem Zerfall der Sowjetunion. Seitdem hat sich die Anzahl der Gemeindemitglieder verdreifacht.

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Nic - 19.07.2005 / Foto: Zentralrat der Juden in Deutschland

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