Die US-Amerikaner wählen

Am 2. November wählen die US-Amerikaner ihren Präsidenten oder zumindest die entsprechenden Wahlmänner. Die Wähler müssen sich zwischen Republikaner George W. Bush, dem amtierenden Präsidenten, und John Kerry, dem Kandidaten der Demokraten entscheiden. Die USA haben ein vollkommen anderes Wahlsystem, als wir es aus Deutschland kennen. Deshalb versuchen wir euch zu erklären, wie die Wahlen in den USA ablaufen und was einige wichtige Begriffe bedeuten:

Die amerikanische Flagge

Republikaner und Demokraten

Die republikanische und die demokratische Partei sind die beiden bedeutendsten Parteien in den USA, die das politische Geschehen im Land bestimmen. So waren alle Präsidenten seit 1852 aus einer der beiden Parteien. Die beiden Parteien finden fast in allen Gesellschaftsschichten breite Unterstützung. Ausnahme sind die Afroamerikaner, die bei der Wahl 2000 zu 90 Prozent demokratisch gewählt haben.

Die politischen Parteien in den USA vertreten nicht fest eine politische Meinung oder Richtung. Ihr oberstes Ziel ist es, die Wahl zu gewinnen und die Führungspositionen einzunehmen.

Der demokratische Kandidat George Kerry und sein Vorschlag für den Vizepräsidenten, John Edwards im Wahlkampf.

Vorwahlen

In den USA dienen Vorwahlen innerhalb der Parteien in den einzelnen Bundesstaaten dazu, den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten zu finden. Mitte Januar 2004 bewarben sich bei den Demokraten zum Beispiel noch acht Kandidaten um das höchste Amt im Staat, am Ende setzte sich John Kerry als Kandidat durch.

Die ersten Vorwahlen finden immer in den Staaten Iowa und New Hampshire statt.


Caucus und Primary

In 14 der 50 Bundesstaaten findet eine Art Landesparteitag statt, der Caucus genannt wird. An diesem dürfen nur eingetragene Parteimitglieder teilnehmen. Der Caucus bestimmt, welcher Kandidat auf dem Nominierungsparteitag unterstützt wird.

In den anderen 36 Bundesstaaten gibt es so genannte Primarys als Vorwahlen. Es gibt offene und geschlossene Primarys. Das heißt, bei einem offenen Primary der Demokraten dürfen auch Republikaner dabei sein. Bei einem geschlossenen Primary dürfen nur Parteimitglieder der jeweiligen Partei anwesend sein. Dort wird der Kandidat bestimmt.

Hier möchten die Kandidaten am Ende einziehen: ins Weiße Haus, der Sitz des amerikanischen Präsidenten.

Die Kandidaten

Da die Amerikaner generell nicht so stark mit ihren Parteien verwurzelt sind, ist die amerikanische Wahl hauptsächlich eine Persönlichkeitswahl. Die Personen, die sich der Wahl stellen, sind entscheidend. Auch deshalb ist in den USA der Wahlkampf so wichtig. Dazu sind ungeheure Summen nötig, für die die Kandidaten auf Spendenjagd bei Unternehmen und Privatleuten gehen. Jeder Kandidat verfügt über eine eigene Wahlkampforganisation, die dafür sorgt Anhänger zu gewinnen, mit deren Hilfe zunächst die Vorwahlen und dann die allgemeine Wahl gewonnen werden soll.

Im Kapitol in Washington ist das Parlament untergebracht.

Die Medien

Zeitungen, Fernsehen, Internet und Radio spielen im Wahlkampf in den USA eine ganz entscheidende Rolle. So legen sich fast alle große Zeitungen auf "ihren" Kandidaten fest und unterstützen diesen mit ihren Berichten. Fernsehanstalten hängen von der einen oder anderen Partei ab und berichten dementsprechend über die Politik der Kandidaten.

Wichtig im Kampf um die Gunst der Wähler sind auch die so genannten Fernsehduelle: Die beiden Kandidaten treten gegeneinander an und beantworten Fragen, die zuvor abgesprochen wurden. Auch hier wird deutlich, dass es in den USA hauptsächlich um die Wahl einer Person geht und nicht so sehr um einen Politiker als Vertreter seiner Partei.

Die Wahlmänner

Die Amerikaner wählen den Kandidaten für die Präsidentschaft nicht direkt. Stattdessen stimmen sie in jedem Bundesstaat für eine Kandidatenliste von "Wahlmännern", die für den einen oder anderen Kandidaten stehen. Wie viele Wahlmänner es in einem Bundesstaat gibt, hängt davon ab, wie dieser Staat in den beiden Kammern des US-Kongresses vertreten ist. Das Minimum liegt bei drei (zum Beispiel Alaska). Die meisten Wahlmänner hat zurzeit Kalifornien mit 55, gefolgt von New York (31) und Florida (27). Auf welche Weise die Wahlmänner, die auch "Electoral College" genannt werden, bestimmt werden, ist von Staat zu Staat verschieden.

Der amtierende US-Präsident, der wiedergewählt werden möchte: George W. Bush.

Um zum Präsidenten gewählt zu werden, benötigt man die absolute Mehrheit der Stimmen der insgesamt 538 Wahlmänner aus den 50 Bundesstaaten. Kann kein Kandidat die erforderlichen 270 Stimmen auf sich vereinen, so wird die Wahl vom Repräsentantenhaus vorgenommen.

Fast in allen Bundesstaaten werden die Wahlmännerstimmen so vergeben, dass dem Wahlsieger alle Stimmen zuerkannt werden. (winner-take-all) Der Kandidat, der die meisten Stimmen in einem Bundesstaat erhält, selbst wenn es nur eine ganz knappe Mehrheit ist - erhält also alle Wahlmännerstimmen eines Bundesstaates.

Das führte dazu, dass George W. Bush im Jahr 2000 alle 25 Stimmen Floridas im "Electoral College" bekam, obwohl er in dem Staat nach amtlichem Ergebnis nur über 537 Wählerstimmen mehr als der damalige Gegenkandidat Gore verfügte. Wären die Wahlmänner-Stimmen anteilig verteilt worden, hätten Bush 13 und Gore 12 zugestanden. Gore wäre mit diesen Stimmen Präsident geworden. Deshalb wird das "Winner-takes-all" Prinzip auch immer wieder kritisiert.

Die gewählten Wahlmänner kommen im Dezember nach der Präsidentschaftswahl in den jeweiligen Hauptstädten der Bundesstaaten zusammen und geben ihre Stimmen für den Präsidenten und den Vizepräsidenten ab.

Wahlverfahren

Tausende von Wahlleiter sind in den Ortschaften, Gemeinden und Städten für die Organisation und Durchführung der Wahlen verantwortlich. Dazu gehört auch, dass sie die Stimmen auszählen und festlegen, wann gewählt wird. Sie registrieren auch die Wahlberechtigten, erstellen Wählerverzeichnisse oder entwerfen Stimmzettel. Da es kein nationales Wahlverzeichnis gibt, muss sich ein Bürger erst an seinem Wohnort registrieren lassen. Dann kommt der Registrierte als Wahlberechtigter auf eine Wählerliste. Der Wahlleiter muss kontrollieren, dass dort niemand doppelt oder falsch registriert wurde.

Die meisten Wahlberechtigten geben ihre Stimmen in einem möglichst nahegelegenen Wahllokal ab - dieses kann aber aufgrund der Größe des Landes ziemlich weit entfernt liegen. Nachdem es bei den Wahlen im Jahr 2000 erhebliche Probleme beim Auszählen der Stimmen gab, werden dieses Mal hauptsächlich elektronische Aufnahmegeräte mit Touchscreens verwendet, die unseren Bankautomaten ähneln. Immer mehr Menschen geben ihre Stimme auch schon vor dem eigentlichen Wahltag per Brief oder an einem dafür eingerichteten Schalter in einem öffentlichen Gebäude ab.

Allgemeines

Bisher wurde nie vor dem eigentlichen Wahltagabend, traditionell dem ersten Dienstag nach dem ersten Montag im November, begonnen, die abgegebenen Stimmen auszuzählen. Die Präsidentschaftswahl findet in den USA alle vier Jahre statt. Ein Präsident kann nur einmal wieder gewählt werden. Bei der letzten Wahl im Jahr 2000 nahmen etwa 35 Millionen Menschen an der Wahl teil, das sind ca 15 Prozent der Wahlberechtigten.

-ab-29.10.04 Text / Fotos: CD US- Landmarks & Travel 2; John Kerry, John Edwards: www.johnkerry.com; Präsident George W. Bush: www.whitehouse.gov.

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