"Die Grünen" - von "Bunten Listen" zur etablierten Partei

Am 13. Januar 1980 wurde die Partei DIE GRÜNEN formal gegründet. Sie entstand aus Interessensgruppen von Umweltschützern, Atomkraftgegnern und Pazifisten. Mit den Idealisten von damals hat die heutige Partei höchstens noch den Namen gemeinsam.

Streit und vor allem die Diskussion wurde bei den Grünen zur Kultur erhoben. Nicht einmal beim Gründungstermin der Partei ist man sich einig. Die Bundespartei feierte nämlich schon 2004 das 25jährige Bestehen.

Die Anfänge

Am 17.-18. März 1979 gründeten in Frankfurt am Main rund 500 Delegierte zur Europawahl 1979 das Listenbündnis "Sonstige Politische Vereinigung DIE GRÜNEN". Dies war die Geburtsstunde der Grünen noch vor der eigentlichen Parteigründung, denn die Europawahl 1979 brachte den politischen Durchbruch für Grün. Im November 1979 wurde dann der Beschluss gefasst, die Partei auf dem Gründungsparteitag im Januar 1980 zu gründen.

Zu jener Zeit regierten SPD und FDP mit Bundeskanzler Helmut Schmidt an der Spitze. In der Opposition trachteten die Unionsparteien CDU und CSU nach der Machtübernahme. Eine neue Partei wie die Grünen wurde damals nicht ernst genommen, ja sogar belächelt. Doch der Impuls, der von der Gründung ausging, konfrontierte die bestehenden Parteien mit neuen Themen.

Renate Künast ist seit 2009 zusammen mit Jürgen Trittin Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Grünen.



Umweltpolitik und Frauenpolitik

"Weiche" Themen wie Friedenspolitik, Umweltschutz, traditionell als privat angesehene Lebensgestaltung, Emanzipationspolitik, Dritte-Welt-Politik veränderten nicht nur den Politikstil, sie erhöhten auch die politische Beteiligung von Frauen in erheblichem Umfang. Eine Frau war auch die wichtigste Person in der Gründungszeit der Partei: Petra Kelly, eine Friedenspolitikerin mit vielen Widersprüchen. Zu diesen gehörte auch ihre Beziehung zum Ex-General Gerd Bastian, ebenfalls ein populäres Mitglied der Grünen, das der Partei viele interessierte Mitglieder brachte.

Jürgen Trittin ist seit 2009 zusammen mit Renate Künast Vorsitzender der Bundestagsfraktion der Grünen.

Fundis und Realos

Damals gehörten viele Idealisten aus unzähligen Interessensgruppen den Grünen an. Jeder wollte seine eigene Wahrheit leben und durchsetzen. Das Spektrum reichte von extrem Rechts bis ebenso extrem Links. Personen die der Partei eine ordnende politische Linie geben wollten, wurden von den Fundamentalisten verschiedener Flügel beschimpft und ausgebremst. Es kam zum Kampf der "Fundis" (Fundamentalisten) gegen "Realos" (Realpolitiker). Letztere gewannen und führten die Partei zum Erfolg: Bei den Wahlen 1983 zog die Partei mit 5,6 Prozent zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag ein.

Claudia Roth ist seit 2004 Bundesvorsitzende der Grünen, seit 2008 zusammen mit Cem Özdemir.



Die Wende und das Bündnis 90

Der Zusammenbruch des Realsozialismus 1989/1990 und die deutsche Vereinigung brachten die nächste Veränderung: Die Grünen schlossen sich 1993 mit der DDR-Bürgerbewegung "Bündnis 90" zusammen. Es war ein politischer Schachzug, der die Bürger der ehemaligen DDR zu potenziellen Wählern der neuen Grünen machen sollte, denn Umweltthemen waren damals wie heute in Ostdeutschland nicht sehr populär.

"Bündnis 90/Die Grünen" bildeten nach der Bundestagswahl vom 27. September 1998 eine rot-grüne Regierungskoalition mit der SPD. Aus der Erfahrung des Parlamentarismus und der Regierungsbeteiligung ergaben sich Anpassungsleistungen. Längst haben die Grünen ihren kritischen, reformatorischen Impuls verloren

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Heute sind die Grünen nach den Volksparteien CDU/CSU und SPD die drittstärkste Kraft der deutschen Parteienlandschaft. Ihre Themenschwerpunkte liegen weiterhin im Bereich der Umwelt- und Energiepolitik, sowie der Sozialpolitik. Derzeit sind sie in der Opposition, wollen aber versuchen bei der nächsten Bundestagswahl wieder an die Regierung zu kommen - am ehesten mit der SPD.



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Text: Roland Rosenbauer, 10. 1. 2005, Update: Jan Wrede, 12.01.2012 // Bild: Heinrich-Böll-Stiftung, Claudia Roth: Stapan (cc-by-sa 2.0), Jürgen Trittin: Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0), Renate Künast: Arne List (GNU 1.2, cc-by-sa 1.0, 2.0, 2.5, 3.0)

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