Die Frage der Woche: Wozu gibt es den Zoll?

Jeden Samstag beantworten wir euch Fragen zu allen möglichen Themen. Heute fragt uns Lukas G. aus Holzwickede: "Wozu gibt es den Zoll?" Hier erfahrt ihr die Antwort ...

Das Zollrecht gibt es fast so lange, wie Menschen ihre Siedlungen und Ländereien zu Staatengebilden zusammenschließen. Schon in der Bibel kommen Zöllner vor, die zum Beispiel Geld für den Staat eintreiben.

Weit verbreitet war der Wegzoll. Er ging sogar in die griechischen Mythologien ein: Der Fährmann Charon verlangte von den Toten Wegzoll, den sogenannten "Obolus", damit er sie über den Totenfluss Styx hinübersetzte. Nur so konnten sie ins Reich des Totengottes Hades gelangen.

Schutz der Grenzen und der Wirtschaft



Die wichtigsten Aufgaben einer Zollbehörde sind die Erhebung von Zoll- und Steuerabgaben sowie die Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs.

Wenn also Waren im Ausland billiger produziert werden können als beispielsweise in Deutschland, so wird auf bestimmte Waren ein Zoll erhoben. Damit werden die Preise angeglichen und und die heimischen Hersteller geschützt, die aus verschiedenen Gründen nicht so günstig produzieren können.



Bekämpfung der Produktpiraterie



Der Zoll schützt auch das Urheberrecht. Firmen in Fernost kopieren oft und gerne Markenartikel und möchten diese Kopien dann sogar in Deutschland verkaufen.

Diese Produkte sind mit dem Logo der kopierten Marke gekennzeichnet, obwohl sie aus minderwertigeren Grundstoffen hergestellt sind.

Wenn so ein Produkt also nach Deutschland kommt und schnell kaputt geht, denken die Käufer, dass die Artikel der kopierten Firma nichts taugen. Der Markenhersteller wird also durch die Kopien nicht nur finanziell sondern auch im Ruf geschädigt.

Deshalb wird bei Zollkontrollen auch nach Produktfälschungen gesucht. Wenn du so eine Kopie nach Deutschland einführst, kann der Zollbeamte dir diese wegnehmen. Beschlagnahmen heisst das im Amtsdeutsch.

Im vergangenen Jahr hat der Zoll mehr als 2,4 Millionen gefälschte Waren im Wert von annähernd 96 Mio. Euro an den Grenzen gestoppt. Die VR China bzw. Hong Kong waren dabei mit über 80 Prozent der angehaltenen Warenmenge wieder Hauptquelle gefälschter Waren.



Einnahmequelle für den Staat

Im Jahr 2010 nahm der Zoll rund 112 Mrd. Euro ein. Das entsprach etwa der Hälfte der Steuereinnahmen des Bundes. Die wichtigsten Einnahmen sind die aus den besonderen Verbrauchsteuern mit rund 64 Mrd. Euro sowie die Einfuhrumsatzsteuer mit fast 44 Mrd. Euro. 4,4 Mrd. Euro an klassischen Zöllen kommen der Europäische Union zu.

Die drei aufkommensstärksten besonderen Verbrauchsteuern sind die Energiesteuer mit 39,8 Mrd. Euro, die Tabaksteuer mit 13,5 Mrd. Euro und die Stromsteuer mit 6,2 Mrd. Euro. Hinzu kommen die Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke und die Kaffeesteuer, die zusammen rund 4,1 Mrd. Euro erbrachten.



Die Zollbehörden als Naturschützer

Noch immer bringen zu viele Reisende artgeschützte Souvenirs aus dem Urlaub mit. Die Sicherstellungszahlen des Zolls bestätigen dies leider auch für 2010.

Die Zöllnerinnen und Zöllner stellten hauptsächlich an den Flughäfen rund 93.000 geschützte Tier- und Pflanzenarten sowie daraus hergestellte Waren sicher.

Mehr zu diesem Thema erfährst du in dem Artikel "Artenschutz im Urlaub" der unten verlinkt ist.



Weitere Aufgaben

Zu den weiteren Aufgaben der deutschen Zollverwaltung gehört auch die Bekämpfung der Schwarzarbeit, der Rauschgiftkriminalität und des Zigarettenschmuggels.

Durch aus dem Ausland eingeschmuggelte Zigaretten werden neben der Mehrwertsteuer vor allem die Tabaksteuern umgangen.

Die Zollverwaltung hat als Vollstreckungsbehörde für die öffentlich rechtlichen Forderungen des Bundes und der Sozialbehörden im vergangenen Jahr rund 4,1 Mio. Vollstreckungsfälle bearbeitet und dabei fast 1,2 Milliarden Euro beigetrieben.

Wenn du mehr über die Arbeit und die Aufgaben des Zoll wissen möchtest, wirst du hier fündig.

Interessant ist auch das Zollmuseum.


Text: RR, Stand: 21. 3. 2011, Fotos: Wikipedia (PD)


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