Die deutschen Bundespräsidenten

Der Bundespräsident residiert in Berlin in Schloss Bellevue, wo auch viele Empfänge für hohe Gäste aus dem In- und Ausland stattfinden. Quelle: © PHOTOCREO Michael Bednarek, Shutterstock

 

Der Bundespräsident ist das höchste Amt, das die Bundesrepublik zu vergeben hat. Der Bundespräsident wird auch "erster Mann" im Staat genannt. Seine Aufgabe ist es vor allem zu repräsentieren wie es in anderen Ländern die Königinnen und Könige tun. Deswegen ist er viel im Ausland unterwegs.

Gauck tritt ab

Im Moment ist Joachim Gauch Bundespräsident. Aufgrund seines Alters - er ist 1940 geboren - weiß Joachim Gauck schon jetzt, dass er keine zweite Amtszeit antreten möchte, das das viele Reisen sehr anstrengend ist. 2017 wird deswegen auf jeden Fall ein neuer Bundespräsident gewählt. Wer das sein wird, wissen wir noch nicht. Dafür kennen wir die deutschen Bundespräsidenten seit 1949. Wir möchten sie dir im folgenden Text kurz vorstellen.

1949 - 1959: Theodor Heuss (FDP)

1949 wurde Theodor Heuss - geboren 1884 in Brackenheim - zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. 1950 bezog er die Villa Hammerschmidt in der damaligen Hauptstadt Bonn als Amtssitz. Als erster Bundespräsident hatte er die außenpolitische Aufgabe, das schlechte Ansehen der Deutschen in der Weltöffentlichkeit zu verbessern.

Beim Volk war der gelernte Journalist und erste Bundesvorsitzende der FDP bald derart beliebt, dass 1959 sogar über eine Grundgesetzänderung nachgedacht wurde, um ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Normalerweise sind nur zwei Amtsperioden möglich. Heuss aber entschied sich dagegen, noch einmal anzutreten.  

1959 - 1969: Heinrich Lübke (CDU)

1959 wurde Heinrich Lübke - geboren 1894 in Enkhausen - zum Bundespräsidenten gewählt. Außenpolitisch setzte sich der CDU-Politiker für die Entwicklungshilfe und damit die Bekämpfung des Hungers in der Welt ein. Auf diesem Gebiet war der studierte Agrar- und Volkswirtschaftler Fachmann. Er war zunächst Landesminister, später Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das war in den Hungerjahren direkt nach dem zweiten Weltkrieg ein besonders wichtiger Arbeitsbereich.  

Innenpolitisch förderte Lübke die Einbeziehung der SPD in die Regierungsverantwortung, wie sie in Form der Großen Koalition zwischen 1966 und 1969 umgesetzt wurde. 1964 wurde Lübke mit großer Mehrheit für eine weitere Amtszeit gewählt. Weil Lübke beschuldigt wurde, während des Dritten Reiches als Vermessungsingenieur und Architekt im Dienst der Nazis gearbeitet zu haben, trat Lübke zehn Wochen vor Ablauf der Amtszeit 1969 zurück.

1969 - 1974:  Gustav Heinemann (zuerst CDU, ab 1957 SPD)

1969 wurde Gustav Heinemann - geboren 1899 in Schwelm in Westfalen - zum Bundespräsidenten gewählt. Sein Hauptaugenmerk lag darauf, die Deutschen zu mündigen Menschen zu "erziehen", die sich aktiv mit bürgerlichem Verhalten für  Demokratie und soziale Gerechtigkeit einsetzen sollten. Der Jurist und Volkswissenschaftler blieb eine Periode im Amt.

1974 - 1979: Walter Scheel (FDP)

1974 wurde Walter Scheel - geboren 1918 in Solingen - zum Bundespräsidenten gewählt. Er war ein Mann der klaren Worte und setzte sich während seiner Präsidentschaft für mehr soziale Mitwirkungsrechte der Bürger ein. Außenpolitisch betonte er immer wieder die Bedeutung eines geeinten Europas für den Erhalt von Frieden und Demokratie.
 
Weithin bekannt wurde der FDP-Politiker, als er 1973 für die "Aktion Sorgenkind" (heute: "Aktion Mensch") das Lied "Hoch auf dem Gelben Wagen" auf Schallplatte einsang. Allein bis zum Frühjahr 1974 wurde der Tonträger über 300.000 Mal verkauft.

1979 - 1984: Karl Carstens (CDU)

Als die CDU 1979 Karl Carstens für das Amt des Bundespräsidenten aufstellte, feindete ihn die Presse wegen seiner früheren NSDAP-Mitgliedschaft an. Die Zugehörigkeit zur Nazi-Partei war dadurch zustande gekommen, dass Carstens während seiner Promotion auf Geld vom Staat angewiesen war. Finanzielle Unterstützung wurde aber nur Parteimitgliedern gewährt. Trotz der Belastung gewann Carstens die Wahl.

Seine Volksnähe machte Carstens - 1914 in Bremen geboren - zum sehr beliebten Bundespräsidenten. Bekannt sind seine Wanderungen durch die Bundesrepublik und die von ihm gestiftete Eichendorff-Plakette für Wandervereine. Außerdem pflegte der Jurist und Politikwissenschaftler die deutsche Literatur und damit die geistige Einheit der Deutschen in West und Ost. Außenpolitisch bemühte er sich um beste Beziehungen zu den USA.

1984 - 1994: Richard von Weizsäcker (CDU)

Richard Freiherr von Weizsäcker - am 15. April 1920 in Stuttgart geboren - wurde 1984 mit überwältigender Stimmenmehrheit zum Bundespräsidenten gewählt. Er trat für demokratische und christliche Werte ein und machte sich für eine Aussöhnung und das Gespräch mit der Sowjetunion und der DDR stark. Weil er sich als Präsident aller Deutschen verstand, sprach er auch zu den Bürgern im Ostteil Deutschlands.

Die bekannteste Rede seiner Amtszeit hielt er am 40. Jahrestag des Kriegsendes im Bundestag. Darin nannte er den 8. Mai 1945 einen Tag der Befreiung von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Er stellte das Leiden der Betroffenen in den Mittelpunkt und appellierte an die junge Generation - ohne ihnen jegliche Schuld anzulasten - das Gedenken an die Vergangenheit wach zu halten. 1989, im Jahr der Wende, wurde von Weizsäcker mit einem noch besseren Ergebnis für eine zweite Amtszeit gewählt.

1994 - 1999: Roman Herzog (CDU)

1994 wurde Roman Herzog - Jahrgang 1934 - zum Bundespräsidenten gewählt. Der Jurist aus Landshut setzte sich sich im dritten Wahlgang gegen Johannes Rau durch. Der vormalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts war der erste Bundespräsident, der von Anfang an seinen Amtssitz im Berliner Schloss Bellevue hatte.  

Direkt und oft mit einem Augenzwinkern, bezog Herzog zu den grundlegenden Problemen der Gesellschaft deutlich Stellung. Er setzte sich dafür ein, dass das wiedervereinigte Deutschland nun auch weltpolitisch Verantwortung übernehme. Ein bekanntes Zitat aus seiner Berliner Rede von 1997 ist, dass "ein Ruck durch Deutschland" gehen müsse.

1999 - 2004: Johannes Rau (SPD)

1999 machte Johannes Rau bei seiner zweiten Kandidatur für das höchste Staatsamt im zweiten Wahlgang das Rennen. Der gebürtige Wuppertaler und gelernte Verlagsbuchhändler war in seiner Heimatstadt vormals Oberbürgermeister gewesen sowie später Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. Als Bundeskanzlerkandidat unterlag der SPD-Politiker 1987 gegen Helmut Kohl.

Johannes Rau machte sich während seiner Amtszeit für die Integration von Ausländern und für Minderheiten stark. 2000 sprach Rau als erstes deutsches Staatsoberhaupt vor dem israelischen Parlament, der Knesset, und bat das jüdische Volk und Israel in deutscher Sprache um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust.

2004 - 2010: Horst Köhler (CDU)

Am 1. Juli 2004 legt Horst Köhler den Amtseid als neunter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland ab. Innenpolitisch widmete sich der studierte Wirtschaftswissenschaftler vor allem der Frage, wie zukunftsfähige Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden können. Deutschland bezeichnete er als "Land der Ideen", das einig und selbstbewusst die eigene Zukunft gestalten könne und  Verantwortung annehmen müsse.

Außenpolitisch machte er sich für die Armutsbekämpfung und den afrikanischen Kontinent stark. Am 23. Mai 2009 wurde er von der Bundesversammlung im ersten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit von 613 Stimmen für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Genau ein Jahr später trat er zurück.

2010 - 2012: Christian Wulff (CDU)

2010 wurde CDU-Politiker Christian Wulff zum zehnten Bundespräsidenten gewählt. Erst im dritten Wahlgang konnte er sich gegen seine Mitbewerber durchsetzen. Unmittelbar nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten trat Wulff von seinem Amt als niedersächsischer Ministerpräsident zurück. Seitdem ruht auf eigenen Wunsch seine Mitgliedschaft in der CDU.

Wulff hielt sich nur 597 Tage im Amt. Währenddessen setzte er sich für die Integration der Muslime in Deutschland ein. Am 17. Februar 2012 trat Wulff von seinem Amt zurück. Er stand unter dem Verdacht der Vorteilsnahme. Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte deshalb den Antrag gestellt, die Immunität des Bundespräsidenten aufzuheben. Normalerweise ist der Bundespräsident durch Immunität davor geschützt, strafrechtlich verfolgt zu werden.

ab 2012: Joachim Gauck (parteilos)


Am 18. März 2012 ist Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gewählt worden. Am 19. Februar 2012 stellten CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne den Parteilosen als gemeinsamen und damit aussichtsreichsten Kandidaten für die kommende Wahl auf. Hauptziel war, einen für die Bevölkerung vertrauenswürdigen Bundespräsidenten zu ernennen.

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