Die deutsche Hochseeflotte

1898, also vor 110 Jahren, wurde in Deutschland der Ausbau der kaiserlichen Marine beschlossen. Denn um erfolgreich bei der Kolonialisierung mitspielen zu können, brauchte man eine moderne Flotte.

Links: Schlachtschiffe.

1898, also vor 110 Jahren wurde in Deutschland der Ausbau der kaiserlichen Marine beschlossen. Warum war das notwendig und worin bestanden die Neuerungen? Dies hatte mit der damaligen Kolonialpolitik zu tun.

Aufbruch in ferne Länder


Rechts: Karte der deutschen Kolonien (blau).

Vor über 100 Jahren begannen die europäischen Großmächte mit der Kolonialisierung ferner Länder. Dies bedeutet, dass sie andere Staaten eroberten, um deren Bodenschätze und natürlichen Reichtum wie Kaffee, aber auch Arbeitskräfte, auszubeuten.

Die besetzten Länder mussten nun Waren wie Gewürze, Baumwolle oder Kaffee an ihre Besetzer, also die Kolonialherren zahlen. Wenn solche Waren von den Kolonien nach Europa transportiert wurden, war das nicht ungefährlich. Denn auf den Ozeanen machten Piraten und die Schiffe anderer Nationen die Seewege unsicher.


Links: USS Brooklyn der US-Flotte, Bild von 1898. In der deutschen Flotte gab es vergleichbare Schiffe.

Deutschland stand dem Kolonialismus anfangs skeptisch gegenüber, da der damalige Reichskanzler Bismarck darin mehr Konfliktpotenzial als wirtschaftliche Vorteile sah. Doch die deutsche Bevölkerung wurde von der Begeisterung, die in Nachbarländern wie Frankreich und Dänemark für die Kolonialisierung herrschte, angesteckt. Deshalb begann auch in Deutschland das "Kolonialfieber" immer mehr zu steigen.

Seestreitmächte werden moderner


Rechts: HMS Prince of Wales aus Großbritannien.

Um ihre Handelsschiffe zu beschützen, bauten die Europäer Kriegsschiffe. Seestreitmächte wie diese nennt man bis heute Marine. Die Schiffe wurden auch zur Einschüchterung der Kolonien genutzt und repräsentierten die Macht einer Nation.


Schon bald begann das Wettrüsten der europäischen Großmächte, da jeder die Oberhand im Wettlauf um die attraktivsten Kolonien erringen wollte. Hierbei kamen auch neue Technologien zum Einsatz wie zum Beispiel Torpedos. Das sind Sprengkörper mit einem eigenen Antrieb. Sie rasen auf feindliche Schiffe zu, explodieren und richten dabei enorme Schäden an.


Schlachtschiffe

Links: Die Jamato der japanischen Flotte war das größte und stärkste Schlachtschiff, das jemals gebaut wurde. Es wurde 1945 von 386 Trägerflugzeugen angegriffen und versenkt.

Durch die Verwendung von Explosivgeschossen hielten die veralteten Holzschiffe feindlichem Beschuss nicht mehr lange stand. Aus diesem Grund wurden modernere Schiffe mit Stahlpanzerung überzogen oder bald ganz aus Stahl gebaut. Auch wurden Segel durch Dampf- und Turbinenantriebe ersetzt, da Segel zu schnell zerschossen werden konnten.


Linienschiffe


Rechts: Große Kreuzer der deutschen Hochseeflotte.

Da Enterkämpfe immer unwichtiger wurden, während die Artillerie zunehmend an Bedeutung gewann, wurden die Schlachtschiffe im Laufe der Zeit immer stärker bewaffnet.

Dies ging natürlich zu Lasten der Geschwindigkeit. Aus diesem Grund entstanden die sogenannten Linienschiffe, die größer und schwerer bewaffnet waren als Schlachtschiffe. Während eines Gefechtes segelten diese Schiffe hintereinander in einer Linie. So erhielten sie ihren Namen.


Torpedo-Boote


Sie waren die billigste Waffe gegen die schweren Kriegsschiffe. Es handelte sich um kleine wendige Boote, die sich den feindlichen Schiffen schnell nähern konnten, um ihre Torpedos auf den richtigen Kurs zu bringen.


U-Boote


Links: U-Boot USS Grayling von 1909.

Erstmals wurden auch U-Boote vermehrt im Kampf eingesetzt. Die meisten von ihnen waren mit Torpedos ausgerüstet, allerdings gab es auch ein paar Handels-U-Boote. Diese wurden ab 1916 genutzt, um ungesehen Waren an feindlichen Schiffen vorbei schmuggeln zu können.


Bis heute ist die Marine ein wichtiger Bestandteil des Militärs. Sie unterstützt die Landstreitkräfte. Oft schüchtern große Flottenverbände schon allein durch ihre Präsenz in Sichtweite der Küste ein. In Friedenszeiten schützt die Marine internationale Seewege vor Piraten und sichert Handelsrouten.

Und auch der Kolonialismus hatte gravierende Auswirkungen auf unsere heutige Welt: Da England sehr viele Kolonien überall auf der Welt besaß, ist Englisch heute die international am meisten gesprochene Sprache. Deshalb lernt auch in der Schule jedes Kind Englisch. Auch Deutschland hatte mehrere Kolonien in Afrika und Asien, wo zum Teil noch heute deutsch gesprochen wird, wie etwa im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia.

Wenn ihr euch für die Flotte und Schiffe im Allgemeinen interessiert. Dann empfehlen wir euch WAS IST WAS 25 "Schiffe". Darin erfahrt ihr mehr über Schiffstypen, die Marine und auch U-Boote.


Klaus Warkus, 12.3.2008; Bilder: PD

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