Deutschland in der NATO

Am 9. Mai 1955 tritt Westdeutschland der NATO bei. Vier Tage nach Inkrafttreten der Pariser Verträge wird die Bundesrepublik Mitglied der NATO und beginnt mit der Aufstellung eigener Streitkräfte.

Das Symbol der NATO ist die Windrose (Foto).

Deutschland ohne Waffen

Nach dem 2. Weltkrieg durfte Deutschland keine Streitkräfte mehr unterhalten. Auf der "Potsdamer Konferenz" hatten die Siegermächte die vollständige Entmilitarisierung Deutschlands beschlossen. Durch den Kalten Krieg und die damit verbundene Teilung in Ost- und Westdeutschland kam Deutschland eine besondere weltpolitische Rolle zu. Die Teilung der Welt wurde an der Deutsch-Deutschen Grenze deutlich sichtbar. Zehn Jahre lang musste Deutschland waffenlos bleiben. Bis 1955 waren beide Teile des Landes von ihren Bündnispartners abhängig.

Der Eiserne Vorhang

Schon 1946 hatte der britische Premier Winston Churchill von einem eisernen Vorhang gesprochen, der über Europa niedergegangen sei. Die Bündnispartner des 2. Weltkrieges verstanden sich schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, denn die kommunistische Sowjetunion hatte andere Interessen als die freien Länder des Westens.

Deshalb gründeten 12 Staaten am 4. April 1949 die NATO. Die NATO-Staaten der ersten Stunde waren USA, Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Norwegen und Portugal. Das Hauptquartier der NATO liegt in Brüssel.

Ein Jahr später, im Oktober 1950, wurde auf Betreiben des damaligen Bundeskanzlers Adenauer die "Dienststelle Blank" eingerichtet. Sie sollte sich zur Keimzelle des späteren Verteidigungsministeriums entwickeln.

Deutschland als Bündnispartner

Am 23. Oktober 1954 unterzeichneten die westlichen Verbündeten und die Bundesrepublik Deutschland unter Konrad Adenauer die Pariser Verträge. Dieses Vertragswerk legte bis 1991 die völkerrechtliche Grundlage für die äußeren Beziehungen der Bundesrepublik fest.

Das Inkrafttreten der Pariser Verträge am 5. Mai 1955 schuf die Voraussetzungen für den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur NATO. Bereits vier Tage später war die Bundesrepublik Mitglied der Organisation und durfte mit der Aufstellung eigener Streitkräfte beginnen. Im Gegensatz zu den übrigen NATO-Staaten war es ihr jedoch nicht gestattet, einen eigenen Generalstab zu unterhalten. Auch in Friedenszeiten musste Westdeutschland seine Streitkräfte der NATO unterstellen. Im Juni 1955 wurde der CDU-Abgeordnete Theodor Blank erster Bundesverteidigungsminister. Im gleichen Monat wurde die Bundeswehr als westdeutsche Armee gegründet.

Auch Ostdeutschland stand zu diesem Zeitpunkt als Partner in einem Militärbündnis: Am 14. Mai 1955 hatten sich die UdSSR und befreundete Staaten (die Volksrepubliken Albanien, Bulgarien, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei, Ungarn, der UdSSR und der Deutschen Demokratischen Republik) zum "Warschauer Pakt" zusammengeschlossen. Das Bündnis sollte die politische und militärische Zusammenarbeit des Ostblocks verbessern. Er war das direkte Gegenstück zur NATO, deren Vertragsformulierungen zum Teil fast wörtlich übernommen wurden. Durch den Warschauer Pakt sicherte sich die UdSSR das Recht, Streitkräfte in allen Mitgliedsstaaten zu stationieren.

Neue Zeiten

Mit dem Zerfall der Sowjetunion war 1991 auch das Ende des Warschauer Paktes gekommen. Durch die Wiedervereinigung kam auch Ostdeutschland durch die neu vereinigte Bundesrepublik in die NATO. 1999 traten auch Polen, Tschechien und Ungarn dem vormaligen Bündnisgegner bei. Am 29. März 2004 folgten Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien.

Der Kalte Krieg war vorbei - die NATO blieb.

Text: RR, Bild: DHM

9. 5. 2005

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