Der alternative Nobelpreis

Seit 26 Jahren wird am 9. Dezember der alternative Nobelpreis vergeben. Der offizielle Titel des Preises lautet Right Livelihood Award (RLA). Es handelt sich dabei um eine Auszeichnung für Menschen, die sich mit praktischen Lösungen und Modellen für menschenwürdige Lebensweisen einsetzen. Gestiftet wurde der Preis 1980 von Jakob von Uexküll, einem Journalisten, der eine sehr kostbare Briefmarkensammlung geerbt hatte und diese verkaufte um sich mit dem Geld für eine bessere Zukunft unseres Planeten zu engagieren.

Ursprünglich wollte Uexküll, der aus Schweden stammt, das Geld dem Nobelpreis-Komitee zur Verfügung stellen, damit dieses einen Nobelpreis für Ökologie und Entwicklung hätte ins Leben rufen können. Doch das Komitee lehnte ab. So gründete Uexküll einen eigenen Preis.

Jedes Jahr erhalten vier Personen den alternativen Nobelpreis. Sie teilen sich die Summe von gut 200.000 Euro. Meist ist einer von ihnen jedoch ein Ehrenpreisträger und bekommt kein Geld.

2006 geht der Right Livelihood Award an folgende Preisträger:

Chico Whitaker (geboren 1931)



Der Brasilianer Chico (eigentlich: Francisco) Whitaker ist ein Katholik, der sich schon sein ganzes Leben lang im Sinne der Befreiungstheologie für Demokratie und gegen Korruption einsetzt.

15 Jahre lang musste er mit seiner Familie im Exil außerhalb Brasiliens leben, weil er zu den Gegnern der Regierung gehörte und von dieser gezwungen wurde, das Land zu verlassen. Wieder zurück in Brasilien gründete er eine Bewegung, die Wahlfälschungen aufdeckt. Durch ihre Arbeit wurden bereits 400 Politiker des Betrugs überführt und mussten ihre Ämter niederlegen.

Im Jahr 2000 gründete Whitaker zusammen mit anderen das Weltsozialforum. Als Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum treffen sich dort Organisationen und Einzelpersonen, die in irgendeiner Weise daran arbeiten, dass die Welt nicht nur vom Geld bestimmt wird, sich also beispielsweise um soziale Belange kümmern. Das Weltsozialforum wurde seither jedes Jahr mit stark steigenden Besucherzahlen abgehalten. Whitaker erhält dieses Jahr den undotierten Ehrenpreis des Right Livelihood Award

Daniel Ellsberg (geboren 1931)

Ellsberg arbeitete früher im Pentagon, dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium. Dort hatte er Zugang zu geheimen Dokumenten, die Lügen der amerikanischen Regierung über den Vietnam-Krieg (1946-75) aufdeckten.

Ellsberg selbst war während des Krieges zwei Jahre in Vietnam und gewann dort mehr und mehr den Eindruck, dass Amerika nicht gewinnen könnte und es nur noch viel mehr Opfer geben würde. Die Regierung hingegen behauptete stets das Gegenteil, obwohl die Probleme in Regierungskreisen bekannt waren.

Deshalb war es Ellsbergs Ziel, irgendetwas zu unternehmen, um den Krieg zu beenden. Er gab die Geheimdokumente 1971 an mehrere amerikanische Zeitungen weiter, die diese trotz Verboten von der Regierung teilweise abdruckten. So kam es wirklich über mehrere Umwege zur Beendigung des Krieges.

Ellsberg engagiert sich auch weiterhin politisch und hält weltweit Vorträge z. B. über das Vorgehen der US-Regierung im Irak-Krieg.

Ruth Manorama (geboren 1952)

Die Inderin Ruth Manorama gehört der Kaste der Dalit an der Unberührbaren. Das indische Kastensystem ist eine Gesellschaftsordnung, die die Menschen in höher und niedriger gestellte Kasten einteilt. Die Zugehörigkeit zu einer Kaste legt fest, welchen Beruf man ausüben darf, wen man heiratet und mit wem man befreundet kann. Die Dalit werden von den Mitgliedern anderer Kasten als unrein angesehen und deshalb gemieden. Sie sind häufig arm, leben in Slums und dürfen nur niedere Arbeiten verrichten.

Innerhalb der Kaste gelten die Frauen als wertloser als die Männer nur wegen ihres Geschlechtes. Manorama trat gemeinsam mit ihren Eltern zum Christentum über. Sie studierte Sozialarbeit und setzt sich seither für die Rechte der Dalit-Frauen ein. Sie gründete mehrere Organisationen um diesen Frauen zu helfen.

Internationales Poesiefestival Medellín

Bild: Die Organisatoren des Festivals: Gloria Chvatal, Fernando Rendón und Gabriel Jaime Franco.

Medellín in Kolumbien gilt als eine der gewalttätigsten Städte der Welt. In den 1990er Jahren waren politischer Terror und Kämpfe zwischen verfeindeten Verbrecherbanden an der Tagesordnung. Jedes Wochenende wurden mehrere Hundert Menschen umgebracht, innerhalb des Jahres 1991 zählte man 45.000 Ermordete. Nach 18 Uhr ging niemand mehr auf die Straße.

1991 startete das Internationale Poesie-Festival. Auf den Straßen wurden Lesungen veranstaltet und immer mehr Menschen trauten sich, stehen zu bleiben und zuzuhören. Auf diese Weise begann ein neues kulturelles Leben in der Stadt. Jedes Jahr kommen seither rund 80 Autoren aus aller Welt und lesen zehn Tage lang den Einwohnern Medellíns aus ihren Büchern vor. Mittlerweile gibt es auch in anderen kolumbianischen Städten Poesiefestivals.

Wer mehr über den alternativen Nobelpreis erfahren möchte, kann dies hier, auf der offiziellen Seite tun, allerdings nur in englischer Sprache.

Text: lm 08. 12. 06, Fotos: http://www.rightlivelihood.org, Ellsberg: Jock McDonald, Poesiefestival: Ana Lucia Florez

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