Das Wehrpflichtgesetz in Deutschland

Seit 1956 leisteten über 8 Millionen Männer Wehrpflicht. 2006 treten etwa 17.600 Wehrpflichtige ihren Grundwehrdienst an. Wie der Wehrdienst heute aussieht, beschreiben wir euch hier.

Jetzt wirds ernst

Du bist ein männlicher deutscher Staatsbürger? Irgendwann nach deinem 17. Geburtstag bekommst du einen Brief vom Kreiswehrersatzamt. Darin befindet sich ein Fragebogen zu deiner Schul- und Berufsausbildung und deinen besonderen Interessen.

Hast du den ausgefüllt und zurückgeschickt, erhältst du einen Musterungstermin. Dieser ist meist etwa ein halbes Jahr, bevor du deine Lehre oder Schule abschließt.

Foto: Gesundheits-Check bei der Musterung.



Die Musterung

Am Tag der Musterung im Kreiswehrersatzamt stehen ärztliche Untersuchungen, psychologische Tests am Computer sowie Gespräche, die Eignungen für bestimmte Einsatzgebiete zeigen sollen, bevor. Wie das alles im Detail abläuft, kannst du in der Reportage über die Musterung nachlesen, die am Ende dieser Seite verlinkt ist.

Tauglich oder ausgemustert?

Den ärztlichen Befunden entsprechend werden die Tauglichkeitsgrade vergeben. Bist du kerngesund, trägst weder Brille noch Zahnspange, so erhältst du Tauglichkeitsgrad 1 (T1) und kannst in jedem Bereich der Bundeswehr eingesetzt werden.

Bei nur leichten Gesundheitsstörungen wie Allergien oder Gelenkveränderungen wird T2 vergeben. Bestimmte Einsatzmöglichkeiten wie etwa Fallschirmjäger oder Pioniere kommen für dich eventuell nicht in Frage.

T4 bedeutet vorübergehend nicht wehrdienstfähig. Das kann der Fall sein, wenn du kürzlich einen Unfall hattest, an dessen Folgen du noch leidest oder wenn du eine Krankheit hast, die voraussichtlich nicht innerhalb von ein paar Wochen abklingt.

T5 heißt nicht wehrdienstfähig. Schwere oder chronische Erkrankungen oder aber eine starke Brille können der Grund dafür sein, dass du ausgemustert wirst.

Foto: Bei der "Einkleidung" werden die Soldaten mit Bekleidung und persönlicher Ausrüstung versorgt.

Die Einberufung jetzt gehts los

Einberufen wirst du in der Regel irgendwann zwischen deinem 18. und 23. Geburtstag. Der Zeitpunkt ist davon abhängig, wann du deine Schule oder Ausbildung beendet hast und wann du bei der Bundeswehr gebraucht wirst. Einberufen wird jeweils zum 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober.

Wenn du Abitur oder Fachabitur machst, beginnst du normalerweise im Juli oder Oktober nach deinen Prüfungen den Wehrdienst. Genaue Angaben findest du im Einberufungsbescheid. Darin steht auch, wo du zum Grundwehrdienst eingeteilt bist.

Die Grundausbildung

Die Grundausbildung (Grundi) ist die erste Phase der Ausbildung jedes Soldaten. Sie dauert drei Monate. In dieser Zeit lernst du beispielsweise, Schusswaffen zu bedienen, dich im Gelände zu orientieren oder Erste Hilfe zu leisten. Teil der Grundi sind aber auch die Themen Wehrrecht und Politische Bildung.

Gegen Ende der Grundausbildung geloben die Soldaten im Rahmen einer feierlichen Zeremonie der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen, und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

Zum Abschluss der Grundausbildung musst du bei der Rekrutenbesichtigung" in der Praxis beweisen, was du gelernt hast.

In den weiteren sechs Monaten erfolgt die Ausbildung im speziellen Einsatzgebiet, also etwa zum Funker, Kanonier oder Sanitätssoldaten.

Dauer des Wehrdienstes

Die Dauer des Wehrdienstes änderte sich in seiner 50-jährigen Geschichte einige Male. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen mussten die Jungs aus geburtenstarken Jahrgängen nicht so lange dienen, da sie ja insgesamt mehr waren, als die aus geburtenärmeren Jahrgängen.

Zum anderen wurde der Bedarf an Soldaten der jeweiligen politischen Situation angepasst. Während des Kalten Krieges war die Bundeswehr viel größer als heute.

Bei der Einführung des Wehrdienstes mussten die jungen Männer zwölf Monate zum Bund. Bis 1972 steigerte sich die Dienstzeit schrittweise auf bis zu 18 Monate. Danach wurde sie wieder gesenkt und ist seit 2002 auf dem bisher niedrigsten Niveau von nur neun Monaten angelangt.

Sechs der neun Monate musst du in jedem Fall an einem Stück ableisten. Die verbleibenden drei Monate kannst du auch in zwei gleich langen Abschnitten erbringen.

Das ist z. B. dann sinnvoll, wenn du Landwirt bist und zur Saisonzeit vom Hof nicht abkömmlich bist.

Sold Geld fürs Dienen

Neben freier Unterkunft, Essen, Bekleidung und medizinischer Versorgung erhältst du während des Wehrdienstes den Wehrsold, quasi dein Gehalt. Er beträgt gestaffelt nach den Dienstmonaten zwischen etwa 220 und 270 Euro monatlich.

Dazu kommen freie Bahnfahrten oder Kilometergeld für die Heimfahrten, Weihnachtsgeld und ein Entlassungsgeld von 690 Euro. 20 Tage Urlaub gehört auch dazu.

Freiwillig verlängern

Gefällt es die bei der Bundeswehr besonders gut oder willst du die Monate bis zum Beginn deiner Ausbildung oder deines Studiums überbrücken, kannst du dich für die freiwillige Verlängerung des Wehrdienstes bewerben.

Wirst du genommen, kannst du zwischen einem und 14 Monaten weiter dienen. Du musst dich bereit erklären, auch für Einsätze im Ausland zur Verfügung zu stehen.

Weiterführende Links:

Jugendseite der Bundeswehr.

Reportage über die Musterung.

Fragen und Antworten zur Bundeswehr.

Eine türkischstämmige Zeitsoldatin berichtet.

Text: LM - 06.07.06, Fotos: Bundeswehr.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt