Das Saarland und die Bundesrepublik

Am 23. Oktober 1955 entschieden die Saarländer in einer Volksabstimmung, zur damals frisch gegründeten Bundesrepublik gehören zu wollen. Mehr über die wechselvolle Geschichte des Saarlandes erzählen wir euch im folgenden Artikel...

Das Saarland hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Deutsche und französische Herrschaft wechselten sich immer wieder ab. Nach dem ersten Weltkrieg stand das Saarland ab 1920 unter einer vorübergehenden Völkerbundregierung. Der Völkerbund war ein Vorläufer der UNO. 1935 gab es eine Volksabstimmung, bei der über 90 Prozent der Saarländer dafür stimmten, wieder zum Deutschen Reich zu gehören.



Die Saar, Namensgeberin des Bundeslandes

Während des zweiten Weltkrieges war das Saarland als Westmark bekannt. Weil dort wichtige Industriebetriebe standen, war es das Ziel vieler alliierter Luftangriffe. Nach dem Krieg stand das Saarland unter französischer Verwaltung, es war ein so genanntes autonomes Protektorat Frankreichs.

Das heißt, nach außen hin wurden die Saarländer durch Frankreich vertreten. Auch die Verteidigung fiel Frankreich zu. Ein Beispiel aus heutiger Zeit für ein ebenfalls autonomes, französisches Protektorat ist das Fürstentum Monaco.

Saarländische Fußballnationalmannschaft


Die saarländischen Kicker traten unter der eigenen Nationalflagge an. Sie erinnert an die Tricolore Frankreichs.

Autonom bedeutet, dass die Saarländer sie betreffende Angelegenheiten selbst regeln durften. Dazu gehörten auch kulturelle und sportliche Belange. Von 1947 bis 1956 hatte das Saarland eine an die französischen Farben erinnernde eigene Flagge. Und von 1950 bis 1956 gab es sogar eine eigene Fußballnationalmannschaft des Saarlandes. In der Qualifikation für die Fußballweltmeisterschaft 1954 traf sie auf die Nationalmannschaft der Bundesrepublik unter Sepp Herberger. Die Saarländer unterlagen in den Qualifikationsspielen 0:3 und 1:3, landeten aber dennoch vor Norwegen auf dem zweiten Platz.

Die Pariser Verträge und das Saarland

1954 unterzeichnete Bundeskanzler Konrad Adenauer zusammen mit seinem französischen Kollegen Mendès-France die Pariser Verträge. Diese Verträge beendeten offiziell die Besatzung der Bundesrepublik durch die Alliierten Streitkräfte. Die BRD war wieder ein, wenn auch eingeschränkter, souveräner Staat und nun Mitglied der NATO und der WEU (Vorläufer der EU).


Von 1947 bis 1953 galt im Saarland der Franc als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. 1953 erhielt das Saarland ein eigenes Münzrecht und der Saarfranken wurde eingeführt, der genauso viel Wert war, wie der Franc. Nach dem Beitritt wurde die D-Mark zum alleinigen Zahlungsmittel im Saarland.

In diesen Pariser Verträgen wurde auch das Saarstatut beschlossen.  Darin war festgeschrieben, dass das Saarland bis zum Abschluss eines Friedensvertrags mit Deutschland weder von Deutschland noch Frankreich regiert werden sollte. Stattdessen sollte ein Beauftragter der WEU über die politischen Geschicke des Saarlandes wachen. Man kann die Situation mit dem heutigen Kosovo vergleichen, das von der UNO verwaltet wird.

Menschen lehnen Saarstatut ab

Am 23. Oktober 1955 kam es zu einer Volksabstimmung im Saarland über die politische Zukunft. An der Abstimmung nahmen weit über 90 Prozent der Wahlberechtigten teil. Zwei Drittel davon lehnten das Saarstatut ab sie wollten zu Deutschland gehören. Der Streit über die Zukunft des Saarlandes spaltete sogar Familien.

Luxemburger Vertrag statt Saarstatut

Wegen der Ablehnung des Saarstatuts durch die Bevölkerung kam es zu neuen Verhandlungen, die schließlich den Luxemburger Vertrag zum Ergebnis hatten. Frankreich gestattete darin die Wiedereingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik. Am 14. Dezember erklärte der saarländische Landtag den Beitritt zum Hoheitsgebiet und Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Voll gültig wurde der Beitritt schließlich, als am 23. Dezember 1956 ein Bundesgesetz zur Eingliederung des Saarlandes durch den Bundestag beschlossen wurde. Aufgrund dieses Gesetzes wurde das Saarland zum 1. Januar 1957 das zehnte Bundesland der damaligen Bundesrepublik Deutschland.

Heute ist das Saarland eines der grünsten Bundesländer. Mit Hessen und Baden-Württemberg hat es, gemessen an der Landesfläche, den größten Waldanteil. Seinen Namen hat es vom Fluss Saar. Die Saar hat zwei Quellflüsse in den Vogesen, die Rote und Weiße Saar. Sie mündet in Rheinland-Pfalz in die Mosel. Das Saarland gehört zu den wärmsten Gebieten Deutschlands.

Der metallverarbeitende Betrieb "Völklinger Hütte" wurde von der UNESCO auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Eisen und Kohle prägen den Charakter des Saarlandes. Neben der offiziellen Saarlandhymne (siehe unten) galt immer auch das so genannte Steigerlied "Glückauf, Glückauf" als heimliche Hymne des Landes.



Das Wappen des Saarlandes ist viergeteilt und zeigt die Schildbilder der adligen Landesherren zur Zeit des Deutschen Reichs: oben links den silbernen Löwen des Hauses Nassau-Saarbrücken, rechts oben steht das rote, geschliffene Kreuz für das Kurfürstentum Trier. Links unten symbolisieren drei silberne Adler und ein roter Schrägbalken das Herzogtum Lothringen, rechts unten ist der goldene, rotgekrönte Löwe des Wittelsbacher Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zu sehen. Das offizielle Wappen darf nur von berechtigten Personen wie dem Ministerpräsidenten geführt werden.

Übrigens: Nicht nur die Fußballnationalmannschaft repräsentierte das Saarland, auch eine eigene Hymne war zum ersten Spiel gegen die Schweiz 1950 notwendig geworden. Seit 2003 gibt es einen neuen Text des Saarlandliedes:

Ich rühm' dich, du freundliches Land an der Saar,

von friedlichen Grenzen umgeben.

Nie wieder bedrohe dich Krieg und Gefahr,

in dir möcht' ich immerzu leben.

Und gibst du uns Arbeit, so hat's keine Not,

wir werden die Mühen nicht scheuen,

und Feste auch feiern zum täglichen Brot,

denn du, unser Land, sollst uns freuen.

Hier findest du eine Liste deutschsprachiger Regionalhymnen

Beim Projekt Gutenberg findest du Sagen und Legenden aus dem Saarland

Wenn dich die europäische Geschichte interessiert, dann wirf doch auch mal einen Blick in den WAS IST WAS-Band 113: Europa.

Text: -jj- 21.10.2005 // Bilder: Saarfranken Roger Zenner/cc-by-sa;Saar: Niesefrosch/GFDL; Völklinger Hütte: Lokilech/GFDL; Wappen PD;

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt