Bundespräsident Roman Herzog

Roman Herzog war Kultus- und Innenminister in Baden-Württemberg und Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Von 1994 bis 1999 war er außerdem als siebter Bundespräsident Staatsoberhaupt von Deutschland. Von ihm stammt der viel zitierte Spruch Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.


Roman Herzog ist ein angesehener Jurist, der an vielen renommierten Universitäten lehrte.


Begabter Jurist und Professor


Roman Herzog wurde am 5. April 1934 im bayerischen Landshut geboren. Nach seinem Abitur, das er mit 1,0 bestand, begann er ein Jura-Studium. 1958 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften und wurde 1965 zum Professor. Daraufhin lehrte er an verschiedenen Universitäten, zum Beispiel in München oder in Bonn, wo er auch 1967 Dekan (Leiter) der juristischen Fakultät wurde. 1971/72 war er Rektor an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer.



Politische Aktivitäten



1970 trat Roman Herzog in die CDU ein. Er wurde 1973 von Helmut Kohl, der zu diesem Zeitpunkt Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz war, zum Staatssekretär berufen. Damit war er automatisch Mitglied des Bundesrates. Ab 1978 war er im Land Baden-Württemberg tätig. Zunächst als Minister für Kultus und Sport. 1980 wechselte er dann in das Amt des Innenministers. Außerdem wurde er in den baden-württembergischen Landtag gewählt.



Roman Herzog war Präsident des Bundesverfassungsgerichtes (Vierter von links).




Das höchste Juristenamt



Im Jahr 1983 erlangte Roman Herzog das höchste Amt, das ein Jurist in Deutschland erreichen kann: Er wurde Richter am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Deshalb gab er seine Pflichten im Landtag und als Minister in Baden-Württemberg auf. Ab 1987 war er sogar Präsident dieser Institution. Nebenbei übte er auch eine Lehrtätigkeit an der Hochschule in Speyer und an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen aus. Er blieb bis 1994 Richter am Verfassungsgericht. Während dieser Zeit nahm er auf einige wichtige Urteile, wie dem Volkszählungsurteil, dem Brokdorf-Beschluss oder der Mutzbacher-Entscheidung, Einfluss.



Roman Herzog lag vor allem die Bildung sehr am Herzen, deren Stellenwert er immer wieder betonte.



Die Wahl zum Bundespräsident



Roman Herzogs Kandidatur zum Bundespräsidenten kam überraschend. Der eigentliche CDU-Kandidat, der konservative Steffen Heitmann, wurde wieder zurückgezogen. Die neue Wahl fiel auf den liberaleren Roman Herzog. Sein Gegner war Johannes Rau von der SPD. In den ersten beiden Wahlgängen hatte er zwar die meisten Stimmen, doch nicht die absolute Mehrheit, die zum Sieg nötig ist. Erst im dritten Wahlgang am 23. Mai 1994 wurde Roman Herzog schließlich von der Bundesversammlung zum siebten deutschen Bundespräsidenten gewählt.



Schwerpunkte seiner Präsidentschaft



Roman Herzog führte als Bundespräsident hauptsächlich repräsentative Aufgaben aus. So nahm er beispielsweise Staatsempfänge vor und hielt bei öffentlichen Anlässen Reden. Er führte den Opfergedenktag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus als offiziellen Gedenktag in Deutschland ein. Ein weiteres großes Anliegen, das er während seiner Präsidentschaft verfolgte, war die Bildung in Deutschland. Immer wieder betonte er den großen Stellenwert, den die Bildung in einem Land einnehmen müsse.



Hier sieht man Roman Herzog bei einem Empfang in Osnabrück.




Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!



Mit dieser Aussage fand Roman Herzog große Beachtung. Er machte sie am 26. April 1997 in seiner Berliner Rede. Er wollte dazu aufrufen, die veralteten Strukturen in Deutschland hinter sich zu lassen und ins 21. Jahrhundert aufzubrechen. Der von ihm geprägte Ausdruck wird noch immer, auch von Politikern in ihren Reden, zitiert. Dabei braucht man die Quelle nicht angeben, da der Spruch fast überall bekannt ist.



Roman Herzog nach seiner Amtsperiode



Roman Herzog verzichtete auf die Kandidatur für eine zweite Amtsperiode bei der Wahl 1999. CDU und FPD hatten damals keine Mehrheit in der Bundesversammlung und deshalb war es unwahrscheinlich, dass Herzog wiedergewählt werden würde. Er hat sich aber nicht völlig von der politischen Bühne zurückgezogen, sondern ist noch in verschiedenen Stiftungen und Verbänden tätig. Zum Beispiel ist er Vorstandsvorsitzender der Stiftung Bündnis für Kinder gegen Gewalt und ist Vorsitzender im Konvent für Deutschland. Außerdem erarbeitete er 2003 in der Herzog-Kommission mögliche Reformen für die Sozialversicherung, was ein wichtiger Bestandteil in Angela Merkels Wahlkampf war.


14.04.09 // Text: Jan Wrede; Bilder: Portrait: pd (Zeitblom); Verfassungsgericht: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0; Lothar Schack); Auszeichnung: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0; Ludwig Wegmann); Osnabrück: Jens-Olaf (cc-by-sa 2.0)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt