Bundespräsident Karl Carstens

Karl Carstens war Doktor und Professor der Rechtswissenschaften, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und Bundestagspräsident. Von 1979 bis 1984 war er als Bundespräsident Staatsoberhaupt von Deutschland. Seine Leidenschaft für das Wandern brachte ihm den Spitznamen Wanderpräsident ein.


Karl Carstens war Professor und Doktor der Rechtwissenschaften.


Ein angesehener Jurist


Karl Carstens wurde am 14. Dezember 1914 in Bremen geboren. Nach seinem Abitur 1933 begann er ein Jura-Studium und machte 1938 sogar seinen Doktor in dieser Wissenschaft. 1937 stellte er einen Mitgliedsantrag für die NSDAP und war auch zeitweise in Hitlers SA. Nach seinen Aussagen wurden ihm berufliche Nachteile angedroht, wenn er nicht der Partei beigetreten wäre. Von 1939 bis 1945 kämpfte er im Zweiten Weltkrieg bei der Flakartillerie und erreichte den Rang des Leutnants.



Nach dem Krieg wurde Carstens als Rechtsanwalt zugelassen und arbeitete an der Bremer Verfassung mit. 1949 beendete er ein weiteres Jura-Studium in der renommierten Yale-Universität in den USA mit dem Master of Laws. Bis 1950 war er Rechtsberater des Bremer Senats und lehrte gleichzeitig an der Universität in Köln Rechtswissenschaften, wo er auch zum Professor wurde.



Als Staatssekretär traf Carstens wichtige Persönlichkeiten, wie hier John F. Kennedy.




Carstens im Dienst der Bundesrepublik



Karl Carsten war deutscher Vertreter im Europarat und begann ab 1955, nachdem er in die CDU eingetreten war, die Arbeit beim Auswärtigen Amt. Er galt dort als Experte für Europafragen und war von 1960 bis 1966 Staatssekretär mit der Leitung einer eigenen Abteilung. Er stieg sogar zum Vize-Außenminister auf. Als 1966 bis 1968 die Große Koalition aus SPD und CDU regierte, war Carstens wiederum Staatsekretär, diesmal im Verteidigungsministerium. Danach ernannte man ihn zum Chef des Bundeskanzleramtes.



Von 1970 bis 1972 wurde Karl Carstens mit der Leitung des Forschungsinstituts für Auswärtige Politik betraut. 1972 wählten ihn die Bürger von Schleswig-Holstein über die Landesliste in den Bundestag, dem er bis 1979 angehörte. Während dieser Zeit regierte die SPD mit Helmut Schmidt und so war die CDU in der Opposition. Carstens war nun Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag und damit Oppositionsführer.



Als Bundespräsident hielt Carstens viele Reden. Die europäische Integration lag ihm besonders am Herzen.



Bundespräsident Karl Carstens



Nachdem Walter Scheel auf eine Wiederwahl zum Bundespräsidenten verzichtete, wurde Karl Carstens für das Amt vorgeschlagen, da er sich gut auf dem europäischen Parkett auskannte. Am 23. Mai 1979 wurde er von der Bundesversammlung zum fünften deutschen Bundespräsidenten gewählt. In seiner Amtszeit lag ihm die Europäische Integration besonders am Herzen. So war er 1983 beispielsweise der erste Bundespräsident, der Jugoslawien besuchte.



Er erfüllte als Bundespräsident hauptsächlich repräsentative Aufgaben, das heißt er sprach bei öffentlichen Anlässen, besuchte und empfing andere Staatsoberhäupter. 1982 löste Carstens den Bundestag auf, nachdem Helmut Schmidt das Misstrauen ausgesprochen worden war. Damit gab es Neuwahlen (nach denen Helmut Kohl Bundeskanzler wurde), jedoch war Carstens Entscheidung umstritten. Sie wurde aber später vom Bundesverfassungsgericht legitimiert, dass heißt rechtlich bestätigt.



Auf seinen Wanderungen ließ sich Karl Carstens gern von anderen Bürgern begleiten.




Das Ende des Wanderpräsidenten



Carstens Leidenschaft für das Wandern brachte ihm den Spitznamen Wanderpräsident während seiner Präsidentschaft ein. Dabei ließ er sich gern von anderen Bürgern, die er unterwegs traf, begleiten und kehrte eventuell mit ihnen in einen Gasthof ein. Er war also ein durchaus volksnahes Staatsoberhaupt.



1984 hätte Karl Carstens für eine zweite Amtszeit kandidieren können, doch er verzichtete darauf, da er sich mit fast 70 Jahren für zu alt hielt und lieber seine Pension genießen wollte. Er verbrachte seinen Ruhestand mit seiner Frau in Meckenheim bei Bonn. Am 30. Mai 1992 starb Karl Carstens an den Folgen eines Schlaganfalls.


14.04.09 // Text: Jan Wrede; Bilder: Bundesarchiv cc-by-sa 3.0 (Portrait: Lothar Schaack; Wandern: Teske; Rede: Ulrich Wienke)

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