Bundespräsident Heinrich Lübke

Heinrich Lübke war Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und von 1959 bis 1969 als Bundespräsident Staatsoberhaupt von Deutschland. Während seiner zahlreichen Staatsbesuche und öffentlichen Reden sorgte er oftmals unfreiwillig für Lacher.

Heinrich Lübke war Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Bundespräsident.


Die jungen Jahre

Am 14. Oktober 1894 wurde Heinrich Lübke in Enkhausen in Nordrhein-Westfalen geboren. Nach seinem Abitur begann er ein Studium, was er aber 1914 abbrach. Er meldete sich freiwillig, um für Deutschland im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Nach dem Krieg beendete er 1921 dann sein Studium der Geodäsie, Landwirtschaft und Kulturbautechnik. Danach hängte er noch ein Nationalökonomie-Studium dran. Ab 1922 war Lübke Geschäftsführer der Deutschen Bauernschaft.



Seine ersten politischen Schritte machte er, als er in die Zentrumspartei eintrat und 1932/33 für sie Abgeordneter im preußischen Landtag war. 1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht und der Landtag wurde aufgelöst. Außerdem verlor Lübke sein Amt bei der Bauernschaft, weil die Nazis gegen ihn ein Verfahren wegen Korruptionsverdacht einleiteten und ihn für 20 Monate in Untersuchungshaft steckten. Nach seiner Entlassung 1935 arbeitete er als Bauleiter und -ingenieur bei verschiedenen Bauprojekten mit. Darunter waren auch Baracken, in denen von den Nazis KZ-Häftlinge untergebracht wurden.

Lübke in der Politik der jungen Bundesrepublik



Nach dem Krieg trat Heinrich Lübke in die CDU ein; die Zentrumspartei existierte während der NS-Zeit nicht. Er hatte ein eigenes Baubüro, war Abgeordneter im Landtag von Nordrhein-Westfalen und Generalanwalt des Deutschen Raiffeisenverbandes, einem Verband von Landwirten. In Nordrhein-Westfalen war er bis 1952 Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. 1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet und Lübke saß nun als Abgeordneter bis 1950 im Bundestag.



Im Jahr 1953 wurde er erneut in den Bundestag berufen und außerdem von Kanzler Konrad Adenauer zum Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ernannt. Diesen Aufgabenbereich hatte er ja schon in Nordrhein-Westfalen bearbeitet. Hier konnte er sich seinem Fachgebiet, der Landwirtschaft, widmen. Er blieb bis 1959 in diesem Amt.



In seiner Amtszeit als Bundespräsident unternahm Lübke viele Staatsbesuche in Entwicklungsländer wie hier in Kenia.



Heinrich Lübke als zweiter Bundespräsident



Da die zwei Amtszeiten von Theodor Heuss, dem ersten deutschen Bundespräsidenten, abgelaufen waren, wurde ein neuer Mann für den Posten des Staatsoberhauptes der Deutschen gesucht. Man entschied sich für Heinrich Lübke, der dann am 1. Juli 1959 von der Bundesversammlung gewählt wurde. Lübke lag vor allem die Hilfe für Entwicklungsländer am Herzen. Er unternahm viele Staatsreisen, insgesamt 36, wovon viele in ärmere Länder in Afrika, Asien und Südamerika führten, wo er den Staatschefs Entwicklungshilfen zusicherte.



In der Innenpolitik war er als aktiver Präsident bekannt, der sich auch mal weigerte ein Gesetz zu unterschreiben, wenn es seiner Meinung nach nicht verfassungskonform war. So lehnte er er es zum Beispiel ab, das Gesetz gegen den Betriebs- und Belegschaftshandel zu unterzeichnen, weil er meinte, dass es die Freiheit der Berufswahl einschränken würde. Ungewöhnlich, da der Bundespräsident eigentlich eher weniger in die Gesetzgebung eingreift und nur repräsentative Aufgaben erfüllt.



Bei seinen Rede leistete sich Lübke oft peinliche Versprecher.


Unfreiwillige Lacher



Vor allem während seiner zweiten Amtszeit (er war 1964 wiedergewählt worden), unterliefen Heinrich Lübke bei Reden und Staatsbesuchen immer wieder peinliche Fehler wie Versprecher, weswegen er von der Presse oft aufs Korn genommen wurde. So soll er angeblich bei einem Staatsbesuch in Liberia (Afrika) seine Rede mit den Worten Meine Damen und Herren, liebe Neger, eröffnet haben. Was allerdings erst später bekannt wurde, war, dass Lübke schon zu diesem Zeitpunkt an einer Zerebralsklerose erkrankt war. Bei dieser Krankheit wird das Gehirn nicht richtig durchblutet, was seine häufigen Versprecher erklärt.



Das Ende seiner Karriere



1968 kam heraus, dass Lübke für das NS-Regime Zwangsarbeitslager gebaut hatte. Als die Presse daraufhin immer mehr Druck machte, trat er schließlich 1969 zurück, damit sein Amt keinen Schaden nehmen konnte. Durch die Zerebralsklerose konnte der Träger des Großkreuzes des Bundesverdienstordens keine Aufgaben mehr übernehmen, da er immer wieder Gedächtnisstörungen hatte. 1972 wurde bei ihm weit fortgeschrittener Magenkrebs festgestellt. Die Metastasen hatten bereits das Gehirn erreicht. Am 6. April 1972 starb Heinrich Lübke im Alter von 77 Jahren in Bonn.



14.04.09 // Text: Jan Wrede; Bilder: alle Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0); Rede: Egon Steiner; Kenia: Ludwig Wegmann

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