Bundesminister und Ministerpräsident Franz Josef Strauß

Franz Josef Strauß war Bundesminister für Atomfragen, Verteidigungs- und Finanzminister von Deutschland und gehörte jahrelang zu den Spitzenpolitikern der CSU. Außerdem war er von 1978 bis 1988 Ministerpräsident des Freistaates Bayern. Als Verteidigungsminister war er in die Spiegel-Affäre verwickelt.


Franz Josef Strauß war ein sehr guter Schüler und studierte später Altphilologie und Geschichte.


Studium und Krieg

Am 6. September 1915 wurde Franz Josef Strauß in München geboren. 1935 schrieb er das beste Abitur seit 25 Jahren in ganz Bayern. Deshalb wurde er zum Studium zugelassen, obwohl er kein Befürworter der Nationalsozialisten war und zunächst keiner ihrer Organisationen angehörte. 1941 beendete er sein Studium der Altphilologie (Sprachwissenschaft) und Geschichte. Er wurde kurz darauf zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Russlandfeldzug im Zweiten Weltkrieg teil. Als Soldat erlitt er in der Schlacht von Stalingrad Erfrierungen und durfte zurück in die Heimat. Bis Kriegsende arbeitete er als Studienrat an verschiedenen Schulen.

Franz Josef Strauß in der Politik

Nach dem Krieg kam Franz Josef Strauß in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Da er aber nie überzeugter Nazi gewesen war, wurde er als politisch nicht vorbelastet eingestuft. Dank seiner Englischkenntnisse half er den Besatzern bei der Verständigung. Er wurde von den Amerikanern zum Landrat von Schöngau ernannt. 1946 gründete er dort einen Kreisverband der CSU und wurde 1949 zum ersten CSU-Generalsekretär befördert. Im selben Jahr wurde auch der erste deutsche Bundestag gewählt und Strauß war von Anfang an dabei. Von 1949 bis 1978, fast 30 Jahre, gehörte er ununterbrochen dem Bundestag an.

 

Franz Josef Strauß war fast 30 Jahre lang ohne Unterbrechung Abgeordneter des Bundestages.



Im Bundestag war er als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU eine wichtige Figur in der Unionspolitik. Unvergessen sind seine impulsiv geführten Reden und Debatten. 1952 gehörte er zu den 34 Abgeordneten, die dafür sorgten, dass das relative Mehrheitswahlrecht in Deutschland eingeführt wurde, das bis heute besteht.

Beteiligung an der Regierung

1953 wurde Franz Josef Strauß von Konrad Adenauer zum Bundesminister für besondere Aufgaben berufen. Er wechselte 1955 ins Amt des Ministers für Atomfragen, das neu geschaffen wurde. Hier war er ein starker Verfechter der Kernenergie und setzte sich für den Bau von vielen Atomkraftwerken ein. Er entwarf ein Programm zur friedlichen Nutzung der Atomkraft.

Im Jahr 1956 wurde er der zweite Verteidigungsminister der bundesdeutschen Geschichte. Auch hier sprach er sich für die - nun nicht mehr ganz so friedliche Verwendung der Kernenergie aus. Er wollte, dass sich die Bundesrepublik atomar bewaffnet, um sich gegen den Ostblock verteidigen zu können. 1961 wurde er zum Vorsitzenden der CSU gewählt, ein Amt, das er bis zu seinem Tod inne hatte.



Während seiner Zeit als Außenminister war Strauß in mehrere Skandale und Affären verwickelt und musste schließlich zurücktreten.

Skandale und Spiegel-Affäre

Während seiner Zeit als Verteidigungsminister war Strauß immer wieder in den negativen Schlagzeilen, weil er in mehrere Affären verwickelt war. Meist ging es dabei um Schmiergelder die den beteiligten Politikern von Rüstungsfirmen zugeschoben wurden, damit sie deren Produkt für die Bundeswehr anschafften. So geschehen beim HS-30-Skandal, dem bis dahin größten Rüstungsskandal in Deutschland.

Der größte Skandal allerdings war die Spiegel-Affäre. 1962 hatte die Zeitschrift Spiegel einen Artikel veröffentlicht, der die Bundeswehr und das Verteidigungsministerium kritisierte. Daraufhin wurde der Spiegel des Landesverrats bezichtigt und dessen Redaktion durchsucht. Da dies gegen die Pressefreiheit verstieß, war es natürlich illegal. Strauß war an dieser Aktion maßgeblich beteiligt und als alle FDP-Minister aus Protest zurücktraten, musste Kanzler Adenauer ein neues Kabinett ohne Strauß bilden.


Strauß war bekannt für seine aggressiven, impulsiven Reden, die auch öfters in Beschimpfungen ausarteten.



Rückkehr als Minister und in der Opposition

Erst 1966 in der Großen Koalition wurde Franz Josef Strauß wieder als Minister eingesetzt, diesmal als Finanzminister. Dort erarbeitete er sich einen guten Ruf und konnte sein Bild in der Öffentlichkeit wieder etwas aufpolieren. 1969 wurde eine sozialliberale Koalition ohne die CDU/CSU gebildet. Strauß war von nun an in der Oppostion und wurde zum Gegner von Willy Brandts Ostpolitik. Seine aggressiven und mitunter rustikalen Reden sorgten vor allem in dieser Zeit für Aufsehen. Einmal entwickelte sich daraus sogar ein Rechtsstreit, den Strauß gewann.

Der DDR und Erich Honecker gewährte Strauß einen Milliardenkredit und sorgte damit für Gesprächsstoff.


Ministerpräsident von Bayern


Nachdem er 1978 aus dem Bundestag ausgeschieden war, wählten ihn die Bayern zum Ministerpräsidenten des Freistaats. Projekte wie der Main-Donau-Kanal und die atomare Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf wurden von ihm in seiner Amtszeit gefördert. Er fädelte außerdem einen Milliardenkredit für die DDR ein. Doch immer wieder gab es Enthüllungen, nach denen er dubiose Gelder von Firmen auf CSU-eigene Sonderkonten überwiesen bekam, was aber nie komplett aufgedeckt wurde. 1980 kandidierte er für das Amt des Bundeskanzlers, verlor jedoch gegen Helmut Schmidt von der SPD.

Die letzten Jahre


 Franz Josef Strauß unterhielt gute Beziehungen ins Ausland, so zum Beispiel zu Paraguay, Südafrika, Togo und auch der DDR. 1983 war er ein knappes Jahr lang Bundesratspräsident. Am 1. Oktober 1988 brach er bei einer Hirschjagd zusammen. Am 3. Oktober starb Franz Josef Strauß an einem Herz-Kreislaufversagen.

15.04.09 // Text: Jan Wrede; Bilder: Portrait: pd (Robert Ward); Strauß jung: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0); Inspektion: pd (Samuel Lyman Atwood Marshall); Rede: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0; Ludwig Wegmann); Honecker: Bundesarchiv (cc-by-sa 3.0; Rainer Mittelstädt)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt