Barack Obama, Präsidentschaftskandidat der Demokraten

Erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten könnte ein Farbiger Präsident werden. Nach seinem Erfolg im Vorwahlkampf der demokratischen Partei dürfte er nach seiner Nominierung im August auch seinem republikanischen Gegner das Fürchten lehren. Barack Obama ist jung, charismatisch und cool - und er will den unpopulären George W. Bush im Amt beerben.

Viele Amerikaner erinnert Barack Obama an John F. Kennedy. Die Hautfarbe ist dabei unwesentlich, es ist eher sein Alter und seine positive Ausstrahlung. Nach dem Verlust an Ansehen, das die USA unter dem jetzigen Präsidenten George W. Bush erlitten haben, will er seinem Land wieder mehr Gewicht verschaffen. Sein Ziel ist es, Politik ohne Ideologie zu machen.

Weltbürger - schon von Kindesbeinen an

Barack Obama wurde als Kind von Stanley Ann Dunham (19421995) und Barack Obama Senior (19361982) in Honolulu auf der zum US-Bundesstaat Hawaii gehördenden Insel Oahu geboren. Sein Vater stammte aus Kenia, seine weiße Mutter aus Wichita, Kansas. Die Eltern heirateten in einer Zeit, als in Teilen der USA Ehen zwischen Schwarzen und Weißen noch verboten waren. Barack war zwei Jahre alt, als sich seine Eltern scheiden ließen. Der Vater ging zurück nach Afrika, die Mutter heiratete vier Jahre später den Indonesier Lolo Soetoro. Als Barack sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Indonesien. Hier wurde seine Halbschwester Maya geboren. Auch von Vaterseite hat Barack mehrere Halbgeschwister. Vier Jahre lang besuchte er in Jakarta örtliche Schulen, zuerst eine katholische, danach eine staatliche. In amerikanischen Medien wurde fälschlicherweise berichtet, dass der Vater ihn streng muslimisch erzogen und er in Indonesien eine Madrasse besucht habe, das ist eine radikalislamische Schule. Obamas Vater war jedoch kein praktizierender Muslim, sondern Atheist.

Zurück in die USA

1971 beschloß Baracks Mutter, dass er eine amerikanische Schule besuchen sollte. Sie schickte ihn zurück nach Hawaii, und er wuchs fortan bei den Großeltern auf. Als der pubertierende Barack gegen den Großvater rebellierte, fand er heraus, dass er den alten Mann an die Wand reden konnte - ein Talent war entdeckt. 1979 legte er in der renommierten Privatschule Punahou School einen High-School-Abschluss mit Auszeichnung ab.

Anschließend studierte er zwei Jahre in Los Angeles und wechselte 1981 nach New York City. 1983 schloß er mit einem Bachelor in Politikwissenschaften ab. Sein Schwerpunktfach waren die Internationalen Beziehungen, trotzdem war er noch weit davon entfernt, Politiker zu werden.  Ein Jahr lang arbeitete er für ein New Yorker Wirtschaftsberatungsunternehmen, dann wechselte er nach Chicago, wo er für eine gemeinnützige Organisation arbeitete, die Kirchengemeinden beim Arbeitstraining für Einwohner armer Stadtviertel half.

Jurist und Politiker

Nach dieser Zeit ging Barack Obama zurück an die Uni: In den folgenden drei Jahren studierte er  Rechtswissenschaft in Harvard. Als erster Afroamerikaner wurde er zum Präsidenten der Fachzeitschrift Harvard Law Review gewählt. 1991 promovierte er mit der Gesamtbewertung magna cum laude.

1992 zog es ihn zurück nach Chicago. Dort arbeitete er in einer auf Bürgerrechte spezialisierten Anwaltskanzlei. Außerdem lehrte er Verfassungsrecht an der Fakultät für Rechtswissenschaft der University of Chicago. In dieser Zeit startete seine politische Laufbahn.

Mit 35 schon Senator

1992 mobilisierte Obama mehr als 150.000 Menschen, um die Präsidentschaftskampagne des unter Schwarzen sehr beliebten Bill Clinton zu unterstützen. Vier Jahre später gewann Obama seine erste Wahl. Als demokratischer Senator zog er ins Stadtparlament von Illinois ein und übernahm dort den Vorsitz des Ausschusses für öffentliches Gesundheitswesen und Wohlfahrt.

Bereits im Jahr 2000 kandidierte er um das Amt des US-Präsidenten, unterlag aber bei den Vorwahlen Bobby L. Rush. Der punktete mit dem Verweis auf Obamas Unerfahrenheit und erhielt 61% der Stimmen, Obama 30%.

Ein politisches Talent

2002 wurde Obama in Illinois wiedergewählt. Unter anderem initiierte er ein Gesetz, das die Polizei verpflichtete, Vernehmungen auf Video aufzuzeichnen, die bei Anklagen auf Todesstrafe verwendet werden sollen.

Den Durchbruch schaffte Obama auf dem Parteitag der Demokraten im Jahr 2004, als er mit einer 17minütigen Rede die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Er sprach darüber wie seine eigene Familie den American Dream verfolgt habe, und über seinen Glauben an ein großzügiges Amerika. Ausserdem kritisierte die Kriegsführung der Bush-Regierung im Irak. Nach dieser Rede galt Obama als der erfolgreichste politische Aufsteiger der Demokraten. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mit 71 % die zweithöchste Zustimmungsrate aller US-Senatoren. Im Januar 2005 zog er nach einem Erdrutschsieg ins Kapitol ein. Unter den 99 Senatoren-Kollegen galt er als politischer Linksaußen.

Harter Vorwahlkampf

Im Februar 2007 erklärte Barack Obama seine Kandidatur um das Amt des US-Präsidenten. Aussichtsreichste Kandidatin der Demokraten um dieses Amt war zu diesem Zeitpunkt jedoch Hillary Clinton. Die beiden lieferten sich ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen.

Obama gewann die Vorwahlen in 29 der 50 Bundesstaaten. Dass sich Hillary Clinton dennoch bis zuletzt behaupten konnte, lag vor allem daran, dass Obama in den meisten bevölkerungsreichen Staaten schwächer abschnitt als Clinton. Am 7. Juni 2008, vier Tage nach den letzten Vorwahlen, gratulierte Hillary Clinton öffentlich Obama zu seinem Sieg und sicherte ihm ihre Unterstützung für den Wahlkampf gegen seinen republikanischen Konkurrenten John McCain zu.

 

Text: 9.06.2008 rr Fotos: pd.

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