Atomwaffen der Bundeswehr Erbe des Kalten Krieges

Während des Wettrüstens der Supermächte Russland und USA im Kalten Krieg sah sich die Welt am Rande eines dritten Weltkriegs, der auch mithilfe von Atomwaffen geführt worden wäre. Vor 50 Jahren wurde die Bundeswehr mit amerikanischen Atomraketen bewaffnet. Viele Bundesbürger protestierten dagegen. Auch heute sind immer noch einige US-Raketen auf deutschem Boden stationiert.

Wie funktioniert eine Atomwaffe?

Explosion einer Atombombe.

Atomwaffen auch Kern- oder Nuklearwaffen sind Waffen, die mithilfe von Kernspaltung oder Kernfusion Explosionsernergie erzeugen. Bei einer Kernspaltungsbombe wird das radioaktive Element Uran 235 oder Plutonium 239 mithilfe von Sprengstoff auf engstem Raum zusammengepresst. Dadurch werden Atomkerne gespaltet, wobei Unmengen an Energie entstehen. Die Sprengkraft dieser Bomben übersteigt die jedes anderen Sprengstoffes bei weitem.

Die erste Atombombe "Little Boy" wurde auf Hiroshima abgeworfen.


Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki

Beim Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki in Japan im Jahr 1945 wurden zwei Städte vollkommen zerstört. Bei den beiden Explosionen starben insgesamt zirka 155.000 Menschen sofort. In den Folgewochen fanden noch weitere 110.000 Einwohner durch die freigesetzte Strahlung den Tod. Bis heute sterben immer noch Japaner an den Langzeitfolgen der Strahlung, wie zum Beispiel Krebs.

Das Wettrüsten der Supermächte

Mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki war der Zweite Weltkrieg zwar beendet, doch mit ihnen begann der sogenannte Kalte Krieg. Die beiden Weltmächte USA und Sowjetunion (Russland) starteten einen Rüstungswettlauf. Man versuchte mehr nukleare Waffen als der Gegner zu produzieren. Während des Kalten Krieges lebte die Welt ständig in der Angst vor einem dritten Weltkrieg, in dem sich niemand gescheut hätte, seine Kernwaffen einzusetzten.

Deutschland im Kalten Krieg

Am 23. Oktober 1954 tritt die Bundesrepublik Deutschland der 1949 gegründeten NATO, einem europäisch-amerikanischem Bündnispakt bei. Damit ist es Deutschland wieder erlaubt eine eigene Armee aufzubauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgelöst worden war. Am 5. Mai 1955 wird die Bundeswehr offiziell gegründet. Da alle östlich der Bundesrepublik gelegenen Länder mit der UdSSR (Sowjetunion) paktieren, darunter auch die DDR, sieht man Deutschland und die Bundeswehr als Bollwerk gegen die Sowjetunion und ihre Verbündeten.

Doch schon bald wird deutlich, dass die Sowjetunion den NATO-Streitkräften weit überlegen ist. Für die NATO ist es allerdings zu teuer ihre Truppen aufzustocken. Deshalb bitten mehrere europäische Staaten, darunter Frankreich, Großbritannien und Deutschland die USA um Hilfe. Sie wollen amerikanische Atomwaffen in Europa stationieren, um der UdSSR die Stirn bieten zu können. Dieses Vorhaben wird vor allem durch Verteidigungsminister Franz Josef Strauß und Bundeskanzler Konrad Adenauer unterstützt. Ende 1957 beschließt die NATO, dass alle Mitgliedstaaten US-Raketen bei sich stationieren.

Die "Pershing"-Raketen ersetzten den "Matador"-Typ.



Der Beginn des deutschen Atomzeitalters

1958 werden die ersten amerikanische Atomraketen vom Typ "Matador" nach Deutschland geliefert, um sie von einer neuen Einheit testen zu lassen. Sie bleiben allerdings unter der Verfügungsgewalt der USA und können nur gestartet werden, wenn sowohl die USA als auch Deutschland zustimmen. Allerdings werden sie 1963 durch modernere Raketen ersetzt. Auch die Artillerie verfügt nun über Kurzstreckenraketen. 1961 werden diese durch modernere ergänzt. Neu ist ebenfalls das Kampfflugzeug "Starfighter", das die Atomwaffen tragen kann. Diese Waffen wurden allerdings nie eingesetzt.

"Kampf dem Atomtod"

In Deutschland gibt es auch erhebliche Kritik und Proteste gegen die Einführung der Kernwaffen. In einem Interview von 1957 verharmlost Bundeskanzler Adenauer die Atombewaffnung als "Weiterentwicklung der Artillerie". Daraufhin weisen 18 namhafte Wissenschaftler im "Göttinger Appell" auf die Zerstörungskraft der Atomwaffen hin. In Deutschland bildet sich ein Bündnis aus Gewerkschaften, SPD, FDP und anderen Parteien, die mit der Parole "Kampf dem Atomtod" zum Widerstand aufruft. Als die Einführung der Kernwaffen nicht verhindert werden kann, kommt es im Land zu Streiks. Die Bewegung flacht jedoch ab, als bekannt wird, dass Deutschland selbst gar keine Atomwaffen besitzt, sondern diese weiter unter US-Verfügung stehen.

Im Fliegerhorst Bühel sind noch heute Nuklearwaffen stationiert.

Atomwaffen in Deutschland heute

Nachdem der Beginn eines dritten Weltkriegs nach der Kubakrise 1963 gerade noch einmal abgewendet wird, beginnt langsam ein Annäherungsprozess zwischen den Westmächten und der UdSSR, der in der Auflösung der Sowjetunion und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 endet. Erst danach beginnt die langsame Abrüstung der Atomwaffen, die allerdings nur teilweise verwirklicht wird. Heute gibt es in Deutschland nur noch einen Stützpunkt, an dem Kernwaffen der USA stationiert sind. Der Fliegerhorst Büchel beherbergt derzeit noch etwa 20 amerikanische Nuklearwaffen. Doch diese kommen hoffentlich niemals zum Einsatz.

Auf der Seite lostplaces.de erfährst du viel über die Vorbereitungen und baulichen Maßnahmen der Bundesrepublik für den Fall eines Angriffs aus dem Osten.

17.03.2008 Text: Jan Wrede, Bilder: Wikipedia

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt