18. Dezember - der Internationale Tag der Migranten

Im Jahr 2000 rief die Uno den 18. Dezember zum internationalen Tag der Migranten aus. Wir erklären euch, was dieser Begriff bedeutet, warum Menschen ihre Heimat verlassen und wie sich die Einwanderung nach Deutschland in den letzten Jahren verändert hat.

Migration ist ein lateinischer Begriff und bedeutet Wanderung. Gemeint ist damit jedoch nicht eine Freizeitbeschäftigung, sondern das dauerhafte Ein- oder Auswandern von Menschen in andere Länder oder aber Wanderungsbewegungen innerhalb eines Landes. Ein paar Beispiele dazu.

Beispiele für Migration

In der Zeit des Nationalsozialismus wanderten viele Juden oder politisch Verfolgte aus Deutschland in andere Länder, z. B. die USA aus. Sie emigrierten. Man nennt sie deshalb Emigranten.

Von 1955 bis 1973 herrschte in Deutschland Arbeitskräftemangel. Gastarbeiter, besonders aus Südeuropa wurden angeworben. Viele von ihnen blieben dauerhaft in Deutschland. Man nennt sie Immigranten, also Einwanderer.

Innerhalb Deutschlands kam es nach der Wende 1990 zu Wanderungsbewegungen. Viele Menschen zogen vom Osten in den Westen Deutschlands, weil es in ihrer Heimat nicht mehr genug Arbeitstellen gab. Dieser Trend dauert weiter an.

Formen von Migration

Man unterscheidet freiwillige von notgedrungener oder zwangsweiser Migration. Ein Arzt, der in ein europäisches Nachbarland auswandert, weil dort die Arbeitsbedingungen für ihn besser sind als in Deutschland, tut dies freiwillig.

Jemand, der in seiner Heimat aufgrund seines Glaubens oder seiner politischen Einstellung verfolgt oder zur Ausreise gezwungen wird, hat keine andere Wahl. Solche Emigranten nennt man auch Flüchtlinge.

Die Grenzen zwischen beiden Bereichen sind jedoch fließend. Ein Mann, der aus einem afrikanischen Land nach Europa einwandern möchte, weil er in seiner Heimat seine Familie nicht mehr ernähren kann tut er das nun freiwillig oder nicht?

Probleme der Migranten

Wer freiwillig in ein anderes Land einwandert, erhofft sich dort in der Regel eine bessere Zukunft als er sie im Herkunftsland gehabt hätte. Häufig stehen Einwanderer jedoch vor einer Reihe von Problemen. Oft müssen sie eine neue Sprache lernen, um sich verständlich zu machen. Wegen ihrer Kommunikationsprobleme haben sie schlechtere Chancen einen Arbeitsplatz zu finden.

Wer weder Freunde noch Verwandte am neuen Ort hat, leidet unter Einsamkeit und Heimweh. Oft werden die Zugezogenen von den Einheimischen ausgegrenzt und müssen lange darum kämpfen, akzeptiert zu werden. Vorurteile und Misstrauen werden ihnen entgegengebracht.

Situation der Migranten in Deutschland das Zuwanderungsgesetz

Seit dem 1. Januar 2005 ist in Deutschland das Zuwanderungsgesetz in Kraft, das die Einwanderung regeln soll. Eigentlich wollte man damit spezialisierten Fachkräften aus dem Ausland den Zuzug vereinfachen. In Wirklichkeit geschah das jedoch nicht.

Die Regelungen für Asylsuchende wurden weiter verschärft. Nur noch etwa 5% der Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen, dürfen hier bleiben.

"Es kommen immer mehr Einwanderer" ein Gerücht

Häufig hört man die Klage, Deutschland würde von Ausländern geradezu überschwemmt. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Die Zahl der Einwanderer hat sich in den letzten Jahren drastisch reduziert.

Verrechnet man die Zahl der Einwanderer mit der Zahl der Auswanderer, erhält man das sogenannte Wanderungssaldo, das angibt, wie viele Menschen insgesamt dazukamen bzw. weggingen.

Während 1991 knapp 428.000 Menschen durch Immigration hinzukamen, waren es 1996 noch 149.000 und 2004 nur noch 55.000. Da diese Entwicklung weiter anhält, ist damit zu rechnen, dass das Wanderungssaldo bald negativ wird, dass also mehr Menschen aus Deutschland auswandern als hinzukommen.

Wer wandert nach Deutschland ein?

Menschen aus anderen EU-Ländern

Menschen aus den meisten anderen EU-Staaten können frei nach Deutschland einwandern. Ausnahmen gibt es bei den 2004 hinzugekommenen osteuropäischen Ländern. Derzeit ist das Wanderungssaldo in dieser Personengruppe nahezu ausgeglichen, d.h. es wandern etwa gleich viel ein wie aus. 

Spätaussiedler

Spätaussiedler sind Menschen mit deutscher Herkunft, die in anderen Ländern, vor allem der ehemaligen Sowjetunion aber auch in Rumänien, Polen, Ungarn und der ehemaligen Tschechowlowakei lebten. Sie und ihre Familien haben freies Zuzugsrecht nach Deutschland. Auch die Zahl der Spätaussiedler-Immigranten wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Während 1993 über 230.000 kamen, waren es 1997 noch 134.000 und 2005 nur noch 35.000. 2006 verringerte sich die Zahl noch einmal drastisch auf gut 7700.



Asylsuchende

Asylsuchende sind Menschen, die in ihrer Heimat verfolgt werden oder vor einem Krieg fliehen. Im Jahr 2005 wurde 3000 Flüchtlingen der Zuzug nach Deutschland erlaubt. Weitere rund 45.000 Asylsuchende wurden abgelehnt. Außerdem wurde 17.000 Flüchtlingen (vor allem aus dem Irak), die bereits in Deutschland lebten, dieses Recht wieder entzogen, obwohl sie in ihrem Herkunftsland nicht sicher leben können.

2006 gab es rund 18.000 Asylbewerber, von denen über die Hälfte abgelehnt wurde. Nur 154 Personen wurden als asylberechtigt anerkannt.

Während des Asylverfahrens, in dem geprüft wird, ob der Flüchtling in Deutschland bleiben darf, wird derjenige in einer Gemeinschaftsunterkunft (Asylantenheim) untergebracht und darf den Landkreis nicht verlassen. Das Verfahren kann zwischen wenigen Wochen und mehreren Jahren dauern.

Ehepartner- und Familien

Zu dieser Kategorie gehören sowohl die ausländischen Ehepartner von Deutschen als auch die Ehepartner und Kinder von hier lebenden Ausländern. Von 1996 bis 2002 stieg die Zahl der Ehepartner und Kinder, die nach Deutschland nachzogen von 55.000 auf 85.000 an. Seither sinkt dieser Wert wieder und erreichte 2005 den Wert von etwa 53.000.

Migration im europäischen Vergleich:  ein interessanter Artikel darüber, wie Statistiken täuschen können: hier.

Noch mehr Infos über Migration bei der Bundeszentrale für politische Bildung.



Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Text: lm 15.12.06 / aktualisiert 17.12.07.

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