14. November 1961: Erste Frau wird Bundesministerin

Einflussreiche Frauen in der Politik kein Problem, möchte man meinen. Doch vor fast 50 Jahren mussten sich Politikerinnen den Zugang zu wichtigen Ämtern noch schwer erkämpfen. Erst auf das massive Drängen von Kolleginnen ernannte der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer eine Frau zur ersten Ministerin der Bundesrepublik: die Frankfurterin Elisabeth Schwarzhaupt.

Elisabeth Schwarzhaupt war die erste Frau in einem Bundesminsteramt in Deutschland.

Die CDU/CSU-Frauen mussten harte Überzeugungsarbeit leisten. Gemeinsam versammelten sie sich vor dem Kabinettsaal und gaben nicht eher Ruhe, bis Adenauer ihnen eine Ministerin versprach. Elisabeth Schwarzhaupt wurde das neu geschaffene Gesundheitsministerium zugeteilt. Alle klassischen Ressorts waren bereits von Männern besetzt.

Arzneimittelgesetz eingeführt

Die größte Herausfoderung als Ministerin erwartete Elisabeth Schwarzhaupt bereits 10 Tage nach Amtsantritt: der Contergan-Skandal wurde bekannt. Das bis dahin als harmlos geltende Schlaf- und Beruhigungsmitteln hatte bei zahlreichen Neugeborenen zu schlimmen Missbildungen geführt. Ihre Mütter hatten die Pillen während der Schwangerschaft bedenkenlos geschluckt, weil es damals noch keine gesetzliche Regelung für die Zulassung von Medikamenten gab. Genau das änderte die neue Ministerin. Sie führte das erste Arzneimittelgesetz in Deutschland ein.

Für Gleichberechtigung

Ihr Leben lang engagierte sich Elisabeth Schwarzhaupt für die Verbesserung des Frauen- und Familienrechts. Auch schon bevor sie Bundesministerin wurde. Nur der hartnäckigen Überzeugungsarbeit der damals noch Abgeordneten ist es zu verdanken, dass Frauen in Sachen Kindererziehung mit dem Mann gleichberechtigt sind. Die Väter hatten nämlich bis 1959 in allen die Kinder betreffenden Entscheidungen das letzte Wort. Nach dem Ausscheiden aus ihrem Ministeramt kümmerte sich die Politikerin vor allem um die Verbesserung der Rechte nichtehelicher Kinder.


Elisabeth Schwarzhaupt engagierte sich stark für die Gleichberechtigung der Frau.



Überzeugte Protestantin

Die Gleichberechtigung von Frauen lag Deutschlands erster Ministerin besonders am Herzen. Vielleicht begann sie 1920 gerade deshalb, Rechtswissenschaften zu studieren. Mit den Nazis stand Elisabeth Schwarzhaupts von Anfang an auf Kriegsfuss. Sie protestierte öffentlich gegen das von ihnen propagierte Frauenbild. 1931 konnte sie sich dem Regime nicht mehr widersetzen. Sie verlor das eben erst gewonnen Richteramt. Erst nach dem Krieg wurde sie wieder in dem von ihr studierten Beruf aktiv. Als überzeugte Protestantin übernahm das juristische Referat der Evangelischen Kirche in Frankfurt.

Bis ins Alter politisch aktiv

Auch nach ihrer Amtszeit als Bundestagsabgeordente und später als Gesundheitsministerin blieb Elisabeth Schwarzhaupt als Frauenrechtlerin aktiv. Sie leitete u.a. den Deutschen Frauenrat und den Deutschen Akademikerinnenbund als Vorsitzende. 1986 starb die Politikerin 85järig in Frankfurt.

Nic - 13.11.2001 / Fotos: Vorschau: Konrad Adenauer Stiftung; Briefmarke: Deutsche Post AG (pd); Portrait: Bundesarchiv (Heisler cc)

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