Klaus Störtebeker: Der Robin Hood der Meere
Als Robin Hood der Meere ist Klaus Störtebeker in die Geschichte eingegangen. Im späten Mittelalter überfiel der Pirat mit seinen Mannen die reich beladenen Schiffe der Hansestädte und teilte die Beute mit der friesischen Bevölkerung. Dort galt er als Held und noch heute erinnern zahlreiche Küstenstädte mit Störtebeker-Festspielen an den wagemutigen Seeräuber.
Zahlreiche Legenden ranken sich um den roten Teufel, wie der Pirat auch wegen seines feurigen Bartes genannt wurde. Doch über die historische Persönlichkeit weiß man nur sehr wenig. Mehr als 20 Geburtsorte werden in der Literatur genannt und auch die gesellschaftliche Herkunft ist reine Spekulation.
Trinkfester Bursche
So ist er nach Ansicht mancher Erzählungen ein friesisches Findelkind, dass bei einer schweren Sturmflut an Land gespült wurde. Andere sehen in ihm ein gräfliches Halbblut von der Insel Rügen, das in einem armen Fischerhaus aufwuchs. Der Name deutet jedenfalls auch einen starken, trinkfesten Kerl hin. "Störtebeker" soll vom friesischen Ausdruck "den Becher stürzen" abstammen.
Legende und Wirklichkeit
So bunt schillernd diese Geschichten sind, wir können sie nicht belegen. Namentlich erwähnt wird Störtebeker erstmals 1380, als er wegen einer Schlägerei aus Wismar verwiesen. Es gilt als wahrscheinlich, dass er auch in der Hansestadt geboren wurde. Als wir das nächste Mal von ihm hören, ist seine Karriere als Seeräuber bereits in vollem Gange. Allein 14 Mal taucht sein Name 1394 in einer Klageschrift Heinrichs IV. von England auf, der sich über geraubte Waren und Waffen beschwert und Schadensersatz verlangt.
Tummelplatz für Piraten
Seeräuberei hatte es an der deutschen Küste schon immer gegeben. Doch mit dem Aufschwung des Seehandels, wurde die Nord- und Ostsee im Mittelalter zu einem wahren Tummelplatz für Piraten. Klaus Störtebeker hatte sich mit seinen Freibeuter-Kollegen Godeke Michels und Magister Wigbold auf Handelsschiffe der Hanse spezialisiert. Als Hanse bezeichnet man ein Städtebündnis aus den wichtigsten Handels- und Hafenstädten der norddeutschen Küste. Hamburg und Bremen gehörten ebenso dazu wie Wismar und Rostock.
Fette Beute
Die Beutezüge lohnten sich. Waren doch die Schiffe, je nach Ziel oder Herkunftsort, mit wertvoller Fracht wie Pelzen, Bier, Wein, Salz und Getreide beladen. Eine Flotte von rund 1000 Schiffen, so genannten Koggen, verkehrte damals zwischen Deutschland und seinen Handelspartners wie Russland, England, Schweden oder Norwegen. Mit zunehmender Bedrohung wurden die Frachtschiffe von Kriegschiffen, so genannten Fredekoggen begleitet.
Im Schutz der Krone
Gefördert wurde die Piraterie Ende des 14. Jahrhunderts durch den Kampf um die dänische Thronfolge zwischen Königin Margaret und König Albrecht von Schweden. Beide Parteien stellten so genannte Kaperbriefe aus um den Gegner wirtschaftlich zu schwächen. Die Seeräuber wurden damit gewissermaßen eingeladen unter dem Schutz der Krone feindliche Schiffe zu überfallen und auszurauben. Dass darunter auch viele unbeteiligte Hanseschiffe waren, interessierte die Freibeuter wenig.
Held der Friesen
Störtebeker und seine Bande gehörten zu den so genannte Likedeelern (= Gleichteiler). So nannte man Piraten, die ihren Anführer selbst wählten und ihre Beute gleichmäßig untereinander aufteilten. Der bekannteste deutsche Pirat aller Zeiten häufte viele Reichtümer an und versteckte sie auch. Bei den Friesen machte er sich beliebt, weil er einen Teil seiner Beute, die er auf den Hanseschiffen geraubt hatte, auf Märkten verkaufte oder an die Bevölkerung verteilte. Da die Friesen nicht unbedingt gut auf die Hanseaten zu sprechen waren, wurde er ihr heimlicher Held.
Kopflos
Zunächst war Störtebeker mit seinen Likedeelern vor allem in der Ostsee aktiv. Als sie dort verstärkt gejagt wurden, wanderten sie in die Nordsee ab. Seinen Feinden ging der Pirat trotzdem irgendwann ins Netz. Um genauer zu sein am 22. April 1401. Der Legende nach soll ein Spitzel flüssiges Blei in die Ruder des Seeräuberschiffes gegossen haben. Störtebeker und seine Männer wurden festgenommen und kurze Zeit später in Hamburg geköpft.
Die Liekedeeler leben weiter
Auch Godeke Michels wurde kurze Zeit später dem Henker vorgeführt. Damit waren zwei der bekanntesten Seeräuber-Kapitäne der damaligen Zeit ausgelöscht. Die Likedeeler beeindruckte das aber wenig. Gemeinsam mit den Friesen schadeten sie die Hanse in den kommenden Jahrzehnten noch gehörig. Erst 1433 wurde ihr Hauptquartier Emden eingenommen.
Festspiele auf Rügen
Noch 600 Jahre nach seinem Tod lebt der Mythos Störtebeker weiter. In Ralswiek auf Rügen finden jährlich die Störtebeker-Festspiele statt.
Nic 19.04.2006 / Fotos: www.stoertebeker.de, Pressebilder der Störtebeker-Festspiele.
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