Fridtjof Nansen

Der norwegische Nordpolarforscher, Zoologe und Diplomat überquerte 1888 als Erster die Inland-Eisdecke Grönlands auf Hundeschlitten. Nansen engagierte sich auch politisch und erhielt 1922 den Friedensnobelpreis.

Fridtjof Nansen wurde am 10. Oktober 1861 nahe Oslo geboren. Sein Vater war ein tief religiöser Rechtsanwalt, der ihm Pflichtbewusstsein und moralische Grundsätze vermittelte.

Seine Kindheit verbrachte Nansen in einer ländlichen Gegend, in der er jagen, fischen und durch die Wälder streifen konnte. Er galt als ein fleißiger Schüler und war bedingt durch seine sportlich ambitionierte Mutter ein leidenschaftlicher Schwimmer, Eisschnellläufer, Skifahrer und nationaler Meister im Skilanglauf.

Die erste Forschungsreise

1881 begann er ein Studium der Zoologie und ein Jahr später begann er an Bord des Robbenfängers Viking seine erste Forschungsreise ins arktische Gewässer. Im Juli wurde das Schiff vom Packeis eingeschlossen, das jedoch wenig später wieder frei kam und nach Norwegen zurückkehrte. Nach der Reise nahm Fridtjof Nansen sein Studium jedoch nicht mehr auf und wurde stattdessen Kurator der zoologischen Abteilung des Bergen Museum.

Vielseitige Interessen

Zu dieser Zeit interessierte sich Nansen immer mehr für den Aufbau des Nervensystems und spezialisierte sich deshalb auf dem Gebiet der Neuroanatomie, schließlich veröffentlichte er 1888 darüber eine Doktorarbeit. 1897 wurde er Professor für Zoologie. 1908 gab Nansen seine Lehrtätigkeit in der Zoologie auf und wurde Professor für Ozeanographie.

1889 heiratete er Eva Sars, welche er einige Jahre zuvor beim Skifahren kennenlernte. Sie hatten zusammen fünf Kinder.

Nach dem Tod von Eva (1907) heiratete er 1919 Sigrun Munthe.

Expeditionen

Am 3. Juli 1888 startete Fridtjof Nansen eine Grönlandexpedition. Der Marsch durch Grönland dauerte 49 Tage. Jedoch kamen sie zu spät und erreichten kein Schiff mehr, das nach Europa fuhr.

Die sieben Monaten bis das nächste Schiff kam, verbrachte man damit, die Lebensweise der Inuit zu erforschen und damit Techniken zum Überleben in der Arktis und den Einsatz von Hundeschlitten zu erlernen.

30. Mai 1889 traf die Mannschaft wieder in Norwegen ein. Fridtjof Nansen konnte mit dieser Expedition nachweisen, dass das gesamte Innere Grönlands von Schnee und Eis bedeckt ist. Zusätzlich konnte er etwas über die Ausdehnung und Bewegung der Gletscher Grönlands fesstellen,  was für die moderne Gletscherforschung von großer Bedeutung war. Der Erfolg der Expedition führte zur Gründung der Norwegischen Geographischen Gesellschaft.

1893 unternahm er eine weitere Expedition zu den Neusibirischen Inseln, die sogenannte Framexpedition. Ziel war es den Transpolaren Eisdrift zu untersuchen und erstmals den geographischen Nordpol zu erreichen.

Erst 1896 kamen die Teilnehmer wieder in Norwegen an. Der geographischen Nordpol wurde zwar nicht erreicht, jedoch lieferte die Expedition bedeutende geographische Entdeckungen und allgemeinwissenschaftliche Erkenntnisse. Weiterhin wurde auch die Theorie des Transpolaren Eisdrifts bestätigt.

Eine weitere Forschungsreise nach Island und Jan Mayen folgte und 1913 nahm er, als Teil einer Delegation zur Erkundung neuer Handelswege von Westeuropa nach Sibirien, an einer Reise in die Karasee teil.

 Seine Erfolge brachten ihm einen hohen Status ein und viele Forschungsreisende, die in die Arktis und Antarktis aufbrachen, suchten seinen Rat.

Politische Karriere

Nansen vertrat in der Öffentlichkeit die Interessen Norwegens, allerdings strebte er anfangs keine politische Karriere an. Nichtsdestotrotz spielte er bei der Separation Norwegens von Schweden eine Rolle.

1906 wurde er Botschafter von Norwegen in London. Seine Amtspflichten waren ihm oftmals zuwider, allerdings konnte er so seine wissenschaftlichen Interessen verfolgen, indem er Kontakte zur Royal Geographical Society knüpfte.

1907 kündigte er das Amt und kehrte wegen seiner erkrankten Ehefrau nach Norwegen zurück.

Norwegen im Ersten Weltkrieg



Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Nansen zum Präsidenten der Nordischen Verteidigungsunion ernannt. Da Norwegen jedoch neutral blieb, war die Verteidigungsunion eher bedeutungslos. Bedrohlich wurde es für Norwegen, als die Kriegsparteien wichtige internationale Handelswege blockierten. Nansen schaffte es jedoch, dass die USA Güter nach Norwegen lieferten, womit eine Hungersnot abgewendet wurde.

Hochkommissar des Völkerbundes

Gegen Kriegsende wurde der Völkerbund gegründet und Nansen gelang es, eine Vollmitgliedschaft für Norwegen auszuhandeln.

Des Weiteren leitete er die norwegische Delegation und kümmerte sich nach Kriegsende um die Heimkehr von Kriegsflüchtlingen.

Er führte außerdem den Nansen-Pass ein, der staatenlosen Flüchtlingen und Emigranten helfen sollte wieder in ihre jeweilige Heimat zurückzukehren. Hierfür bekam er 1922 den Friedensnobelpreis, dessen Preisgeld er der Flüchtlingshilfe spendete.

Später wurde er zum Hochkommissar für Flüchtlingsfragen des Völkerbundes ernannt.

Auch für Deutschland  setzte er sich ein, da er die Aussetzung der deutschen Reparationszahlungen forderte und eine Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund unterstützte.

Am 13. Mai 1930 starb Nansen in einem Liegestuhl auf dem Balkon oberhalb der Südterasse seines Hauses an einem Herzinfarkt.

 Mehr über das Leben in den Polarregionen erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 36 Polargebiete. Über Reisen zum Nord- und Südpol informiert euch der WAS IST WAS Band 5 Entdecker und ihre Reisen.

Text: RR, Stand: 9. 10. 2011, Fotos: National Library of Norway (Nansen im Alter von vier Jahren, Fridtjof und Eva Nansen 1897, Marsch über das Inlandeis, Die im Packeis eingeschlossene Fram im März 1894), Library of Congress (Fridtjof Nansen 1893)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt