Festgefroren im Packeis

Am 16. Februar 1904 wurde das britische Expeditionsschiff Discovery aus dem antarktischen Packeis befreit, das dort samt seiner Besatzung zwei Jahre lang festgefroren war. Welche Entdeckungen bei dieser Antarktisreise gemacht wurden, was man unter Schelfeis versteht und warum es Trockentäler mitten im ewigen Eis gibt, lest ihr hier.

Foto: Discovery

Am 6. August 1901 verließ das Expeditionsschiff Discovery (dt.: Entdeckung) Großbritannien mit dem Ziel, die Antarktis zu erkunden. Es war erst die zweite englische Erkundungsreise in dieses Gebiet nach der Expedition von James Clark Ross, der 60 Jahre davor in der Antarktis das Rossmeer, die Rossinsel sowie die Vulkane Erebus und Terror entdeckt hatte.

Herausforderungen des unbekannten Kontinents

Karte: Im eingekreisten Gebiet waren Scott und seine Mannschaft unterwegs.

In das Gebiet des Ross-Schelfeises war zuvor noch niemand gelangt, ja es war noch nicht einmal geklärt, ob es sich bei der Antarktis um eine Landmasse handelte oder nur um Eisberge wie in der Arktis. Es gab weder Kartenmaterial noch wusste man, was einen beim weiteren Vordringen auf dem eisigen Kontinent erwarten würde.

Scott berühmt durch tragischen Südpol-Wettlauf

Im Auftrag der englischen Gelehrtengesellschaft Royal Society sowie der Royal Geographical Society leitete der Marineoffizier Robert Falcon Scott die Unternehmung. Berühmt wurde dieser durch seine zweite Antaktisexpedition. Von 1910 bis 1912 lieferte er sich einen Wettlauf mit dem Norweger Roald Amundsen zum geografischen Südpol, den er zusammen mit seinen vier Mitstreitern verlor. Auf dem Rückweg zu ihrer Basisstation starben die Briten während das norwegische Team ohne große Anstrengungen nach Hause fand.

Doch zurück zu Scotts erster Reise in den wilden Süden. Da man die unbekannte Gegend nicht nur erkunden wollte, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse erhoffte, nahm Scott ein Team von jungen Forschern mit.

Man wollte nämlich sowohl die magnetischen Bedingungen als auch wetterkundliche und biologische Besonderheiten der Gegend untersuchen. Auch die Gesteins- und Meereskunde sowie die Physik sollten durch diese Forschungen bereichert werden. Leider hatte nur einer der Mitreisenden Erfahrungen mit dem Leben unter polaren Bedingungen gemacht.

Mehr Mut als Verstand

Auch Scott selbst bewies mehr Abenteuerlust als Professionalität hoffte er doch, in der Antarktis mit Hundeschlitten voran zu kommen, ohne jemals ein solches Gefährt ausprobiert zu haben. Sein Vertrauter Ernst Shackleton konnte nicht einmal ein Zelt aufbauen und hatte noch nie in einem Schlafsack übernachtet nicht gerade ideale Voraussetzungen um diese Tätigkeiten bei arktischen Temperaturen und im Schneesturm zu erlernen.

Trotzdem gelangten Scott und seine zwei engsten Mitarbeiter Edward Wilson und Ernst Shackleton weit in den weißen Kontinent vor weiter als jeder andere Mensch vor ihnen vorgedrungen war, doch bis zum geografischen Südpol fehlten trotzdem noch 480 Meilen. Trotz widrigster Bedingungen hatten sie das Transantarktische Gebirge auf Karten eingezeichnet und auf weiteren Erkundungstouren das Polarplateau sowie schneefreie Stellen, so genannte Trockentäler entdeckt.

Die eingefrorene Discovery

Foto: Das Schiff "Terranova" gehörte zum Rettungskomando der "Discovery". 1910 machte sich Scott erneut mit der Terranova auf den Weg um als erster Mensch zum Südpol vorzudringen.

 Das alles ging jedoch sehr langsam vor sich, da die Schlittenhunde mittlerweile gestorben waren und die Forscher zu Fuß mit ihrem Gepäck durch die Eiswüste wanderten und mehrere Gletscher bestiegen. Bereits im ersten antarktischen Winter (Mai August 1902) hatte Scott die Discovery im Packeis einfrieren lassen, aus dem sie auch im folgenden Sommer nicht wieder loskam.

Als auch nach dem zweiten Winter im Eis keine Aussicht auf ein Entkommen bestand, sollte ein Rettungsexpedition, bestehend aus zwei weiteren Schiffen die Besatzung nach Hause bringen.

Mit Dynamit gegen Eis

Man beschloss, die Discovery aufzugeben, sollte sie nicht bis Ende Februar 1904 losgeeist sein. Zunächst versuchte man, das Packeis aufzuschneiden, was jedoch angesichts einer 32 Kilometer langen Strecke bis zur nächsten eisfreien Fahrrinne aussichtslos war. Die letzte Hoffnung bestand nun in Sprengungen. Am 16. Februar 1904 geschah das Unerwartete mit den Sprengungen hatte man sich bis in eine Entfernung von drei Kilometern an das Schiff vorgearbeitet. Und da löste sich das restliche Eis durch eine plötzliche Erwärmung die Discovery war frei und konnte sich auf die Rückreise begeben.

Jetzt noch einige Erklärungen zu polaren Themen:



Das Polar-Plateau...

...ist eine der unwirtlichsten Gegenden unserer Erde. Es gibt hier so gut wie kein Leben, nicht einmal Bakterien ertragen die Bedingungen, die hier herrschen. Bei dem Plateau handelt es sich um eine Ebene auf der Höhe von 3000 Metern über dem Meer, über das eisige Winde fegen. Hier werden die kältesten Temperaturen der Erde gemessen. Das Polar-Plateau befindet sich in der Ost-Antarktis

Trockentäler

Foto: Antarktische Trockentäler.

In der Antarktis gibt es Täler, die seit Millionen von Jahren eisfrei sind, obwohl ringsherum die Erde komplett von Eis bedeckt ist. Das liegt daran, dass sie in die antarktische Gebirgskette eingebettet sind.

Trockene Winde, die den mitgebrachten Schnee bereits an der anderen Seite des Berges abgegeben haben, trocknen die Böden extrem aus, sodass diese völlig versalzen sind. So kommt es, dass hier Wasserpfützen existieren, die trotz tiefer Minusgrade nicht einfrieren, weil das Wasser einen derart hohen Salzgehalt enthält.

Was ist Schelfeis?

Foto: Ross-Schelfeis der Antarktis

Am Anfang steht der Schnee: Er fällt im Inneren des Kontinents, wo es sehr kalt ist, auf die Gletscher. Die weiße Decke verdichtet sich unter ihrem eigenen Gewicht und drückt das Eis in Richtung Meer. Als Schelfeis bezeichnet man eine große Eisplatte am anderen Ende dieses Prozesses, die auf dem Meer schwimmt und mit einem Gletscher an Land fest verbunden ist. In der Regel ist Schelfeis zwischen 200 und 1000 Metern dick.

Was ist Packeis?

Packeis bezeichnet gefrorenes Meerwasser, von dem sich je nach Jahreszeit mehr oder weniger in den Meeren rund um Arktis und Antarktis befindet. Es besteht aus aufeinander geschobenen Eisschollen.

 Mehr über das Leben in den Polarregionen erfahrt ihr auch im WAS IST WAS Band 36 Polargebiete. Über die Reisen von Scott und Amundsen zum Südpol informiert euch der WAS IST WAS Band 5 Entdecker und ihre Reisen.

Text: Liane Manseicher, 16.02.09; Fotos: alle: pd.

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