Die Meuterei auf der Bounty Abenteuer und Wirklichkeit

Die HMS Bounty war ursprünglich ein privates Segelschiff, das Kohle transportierte und wurde von der britischen Marine gekauft um Pflanzen von Tahiti nach Jamaika zu bringen. Der Frachter fuhr im Dezember 1787 mit 44 Mann Besatzung unter dem Kommando von Leutnant William Bligh von England aus Richtung Tahiti (Südpazifik).

Am besten, ihr schlagt den Atlas auf oder seht euch eine Weltkarte an um euch zu verdeutlichen, welche abenteuerlichen Strecken das Segelschiff zurücklegte.

Foto: Modell der Bounty

Von England aus ging es mit Zwischenstopp auf der Insel Teneriffa (vor der nordafrikanischen Küste) bis zur Südspitze Südamerikas, dem Kap Hoorn. Das Wetter war jedoch zu schlecht, um das Kap zu umfahren und so nahm die Bounty Kurs auf Südafrika mit dem Ziel, den Erdball in der anderen Richtung zu umkreisen. Nach 10 Monaten auf See erreichte die Bounty im Oktober 1788 Tahiti.

Ein Kutter voller Pflanzen reist um die Erde

Hier sollte die Besatzung eine Schiffsladung voll Setzlinge des Brotfruchtbaumes mitnehmen und diese zu den westindischen Inseln in der Karibik bringen. Die karibischen Inseln, zu denen auch Haiti und Jamaika gehören, befinden sich vor der Küste Mittelamerikas. Auf diesen Inseln arbeiteten zahlreiche Sklaven für die englischen Kolonialherren. Um die Ernährung der Sklaven sicher zu stellen, sollten Brotfruchtbäume eingeführt und angepflanzt werden. Doch dazu kam es gar nicht.

Süßes Leben auf Tahiti

Als die Bounty auf Tahiti landete, befanden sich die Brotfruchtbäume gerade in ihrer jährlichen Ruhephase, während der man sie nicht umpflanzen kann. Also musste die Besatzung fünf Monate auf der Insel verbringen und warten. Während dieser Zeit freundeten sich die Seeleute mit Frauen aus Tahiti an, einer von ihnen, Fletcher Christian, heiratete sogar eine Eingeborene.

So war vermutlich niemand glücklich, als Kapitän Bligh am 4. April 1789 mit seiner Mannschaft wieder in See stach und Kurs auf die Karibik nahm, wo die Pflanzen abgeliefert werden sollten.

Die Meuterei

Bild: Erste Verfilmung des Romans von 1935 mit Clark Gable

Am 28. April 1789 kam es zur berühmten Meuterei auf der Bounty. Der Anlass für den Aufstand war an sich unbedeutend. In einigen Quellen werden geklaute Kokosnüsse als Grund genannt, in anderen der vergebliche Versuch Fletchers, auf einer Insel Wasser zu holen. In jedem Fall gerieten Fletcher und Kapitän Bligh aneinander, es kam zu einem heftigen Wortwechsel, vielleicht sogar zu einer Bestrafung Fletchers durch den Kommandanten.

Im Roman Die Meuterei auf der Bounty und in den verschiedenen Verfilmungen des Stoffes wird der Kapitän als Tyrann dargestellt, der seine Mannschaft knechtete und mit unmenschlichen Methoden bestrafte. Ob das der geschichtlichen Realität entspricht, wird heute angezweifelt. Sicher ist es aus unserer Sicht schwer, Bestrafungsmethoden wie beispielsweise Peitschenhiebe, die damals auf Schiffen üblich waren, zu beurteilen.

Ob gerechtfertigter oder ungerechtfertigter Weise, der Matrose Fletcher Christian fühlte sich gedemütigt und verweigerte dem Kapitän gemeinsam mit elf weiteren Seeleuten die Gefolgschaft. William Bligh wurde samt 18 seiner Getreuen in ein kleines Beiboot verfrachtet und ausgesetzt.

Wie durch ein Wunder gelang es den 19 Leuten im offenen Boot, fast 6000 Kilometer bis zur Insel Timor zurückzulegen. Von dort aus kam Bligh im März 1790 nach England zurück.

Pitcairn, die geheime Insel

Die Meuterer sowie 13 Seeleute, die zum Kapitän gehalten, aber nicht ins Beiboot gepasst hatten, segelten mit der Bounty zurück nach Tahiti. Die meisten Seeleute blieben dort, während Fletcher mit acht Meuterer sowie sechs Männern, elf Frauen und einem Baby aus Tahiti weiter segelten auf der Suche nach einem Versteck.

Das Problem war nämlich, dass auf Meuterei damals die Todesstrafe stand und die Gefahr groß war, dass die englische Regierung die Meuterer suchen lassen würde. Tatsächlich wurden drei der auf Tahiti gebliebenen später festgenommen und verurteilt.

Die Bounty segelt also in der Südsee umher und stieß tatsächlich auf eine unbewohnte Insel, die in den Seekarten der englischen Marine völlig falsch eingezeichnet war: Pitcairn Island. Das ideale Versteck. Dort lebten sie glücklich und in Frieden und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute?

Wer die ganze Geschichte bis zu dieser Stelle für ein Märchen oder einen erfundenen Abenteuerroman hielt, liegt leider falsch.

Die Meutererkolonie

Bild: Flagge der Pitcairn Island

Die Insel Pitcairn im Südpazifik gibt es wirklich und sie wird bis heute von den Nachfahren der Meuterer bewohnt. Allerdings war das Leben der ersten Inselbewohner zwar abenteuerlich aber wenig romantisch. Kurz nach ihrer Ankunft im Januar 1790 verbrannten sie die Bounty, damit das Schiff nicht von See aus gesehen werden konnte und ihr Versteck verriete.

Das Zusammenleben der kleinen Gemeinschaft wurde von Konflikten überschattet: Die englischen Seeleute behandelten die tahitischen Männer wie Arbeitssklaven. Auch die Konkurrenz der Männer um die Frauen ließ keinen Frieden unter ihnen aufkommen. So kam es, dass sich drei Jahre nach ihrer Ankunft elf der 15 Männer gegenseitig umbrachten. Unter den Getöteten war auch der frühere Anführer Fletcher Christian. 1800 lebt nur noch einer der Männer John Adams.

Erst 1808 kam zum ersten Mal ein Schiff nach Pitcairn und somit wurde die Existenz der Meutererkolonie bekannt.

Das Leben auf Pitcairn heute

Heute leben etwa 50 Menschen auf der nur 4,6 Quadratkilometer großen Insel. Das Besondere an der Insel ist, dass sie sich mitten im Pazifik, weit entfernt von jeder bewohnten Umgebung befindet. Die nächste unbewohnte Insel ist etwa 150 Kilometer entfernt (dort machen die Inselbewohner Urlaub), die nächste bewohnte Insel, Tahiti, ist knapp 2500 Kilometer weit weg. Bis nach Neuseeland sind es mehr als 6000 Kilometer, bis Chile 7400 Kilometer.

Die wichtigste Verbindung zur Außenwelt, die die Menschen auf Pitcairn haben, stellt das Radio dar. Fernsehen gibt es nicht. Seid kurzem gibt es einen Internetanschluss, da auf der Insel eine Erdbebenmessstation eingerichtet wurde, die ihre Daten per Internet verschickt.

Alle Vierteljahr kommt das Versorgungsschiff von Neuseeland zur Insel und bringt und holt Post und andere Güter. Viele Kinder der Inselbewohner, die auf weiterführende Schulen gehen, leben in Neuseeland.

Für Briefmarkensammler sind die Postwertzeichen der Insel ein begehrtes Sammelobjekt, deshalb ist Pitcairn weltbekannt. Und natürlich wegen seiner meuternden Vorfahren.

Links 

Hier findet ihr die offizielle Internetseite der Insel (auf englisch). Alle Bewohner werden namentlich vorgestellt, einige sogar mit Fotos.

Das Bounty Projekt: Jugendliche aus Berlin sammeln alles zum Thema Bounty, Pitcairn & Co.

Mehr über Entdecker lest ihr im WAS IST WAS Band 5 Entdecker und ihre Reisen. Über Seeräuber informiert euch WAS IST WAS Band 71 Piraten.



Text: LM - 26.04.04, aktualisiert: 23.04.09. Foto Modell der Bounty: http://www.sell-it-easy.de/amati/german/

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt