Charles A. Lindbergh Flieger aus Leidenschaft

1927 flog er in 33 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden von New York nach Paris. Mit dieser fliegerischen Pioniertat ging Charles A. Lindbergh als amerikanischer Held in die Geschichte ein. Der 25jährige wurde zum ersten Mediensuperstar des 20. Jahrhunderts. Am 4. Februar 2007 wäre er 105 Jahre alt geworden.

Charles Augustus Lindbergh wurde am 4. Februar 1902 in Detroit als Sohn eines aus Schweden eingewanderten Anwalts geboren. Die Eltern bewirtschaften eine Farm, doch der junge Charles interessierte sich mehr für die Motoren der Traktoren als für die Landwirtschaft. Nach dem Schulabschluss begann er deshalb ein technisches Studium. 1922 wechselte er an die Fliegerschule von Lincoln/Nebraska. 1924 trat er als Kadett in die US-Flugdienstreserve ein, wo er es bis zum Hauptmann brachte.

Nationalheld und Medienstar

Nachdem Lindbergh am 21. Mai 1927 um 22.24 Uhr - nach einem Nonstop-Flug von 3614 Meilen - mit seinem Flugzeug Spirit of St. Louis in Paris gelandet war, wurde der unbekannte Postflieger aus dem amerikanischen Mittelwesten zum Medienstar. Ganz allein hatte er gegen Schlaf, Vereisung, Turbulenzen und Kursabweichungen angekämpft und einen Preis über 25.000 Dollar gewonnen. Jeder seiner Schritte und jede Stellungnahme vollzogen sich fortan unter den Augen einer sensationslüsternen Öffentlichkeit. 150.000 Menschen bejubelten seine Ankunft in Paris, und sein Atlantikflug löste auf beiden Seiten des Atlantiks eine Hysterie aus.Über Nacht war Lindbergh einer der berühmtesten Männer seiner Zeit geworden.

Nach seiner Rückkehr in die USA wurde er zum Oberst befördert. Fliegen bestimmte fortan sein Leben. Weitere Rekordflüge führten ihn nach Mexiko, Japan und China.

Glamour und Tragik

Es ging weiter wie im Märchen: 1929 heiratete Lindbergh die Tochter des amerikanischen Millionärs und Diplomaten Morrow, Anne Spencer Morrow, eine erfolgreiche Schriftstellerin. Ein Jahr später kam ihr erster Sohn zur Welt: Charles August junior

Am 1. März 1932 wurde das anderthalb Jahre alte Kind entführt. Die Suche hielt die Welt in Atem. Zwei Monate später, am 12. Mai fand man die Leiche des Kindes. In einem aufsehenerregenden Indizienprozess verurteilte das Gericht den mutmaßlichen Täter Bruno Richard Hauptmann zum Tode. Am 3. April 1935 wurde er hingerichtet. Das Urteil, ist bis heute umstritten.

Ende einer Legende

Im Auftrag des amerikanischen Kriegsministeriums unternahm Lindbergh 1935 und 1938 Reisen nach Paris, Berlin und Moskau. Als er sich 1941 für die Neutralität der USA aussprach, nannte ihn Präsident Roosevelt öffentlich einen Defätisten. Lindbergh wurde als Verräter beschimpft und beschuldigt, Kopf einer im Untergrund agierenden Nazi-Partei zu sein. Tatsächlich hatte er sich von den technischen Entwicklungen des Nationalsozialismus blenden lassen.

Das NS-Regime hatte Lindbergh und seine Frau vor dem Krieg hofiert. Zur Eröffnung der Olympischen Spiele 1936, hatte das Paar auf Hitlers Ehrentribüne Platz genommen, ein Medienauftritt, den ihm seine amerikanischen Landsleute nun verübelten.

Obwohl Lindbergh im Frühjahr 1944 im Südpazifik gegen die Japaner kämpfte, wurde er erst 1954 durch eine Beförderung zum Brigadegeneral voll rehabilitiert. Charles Lindbergh starb am 27. August 1974 auf der Hawaii-Insel Maui an Krebs.

Eine interessante Biografie Lindberghs erschien 1999: Der Amerikaner A. Scott Berg durchforstete neun Jahre lang mehr als 2.000 Kisten voller Briefe, Tagebücher und unveröffentlichter politischer Reden, sprach mit Freunden, Kollegen und Familienangehörigen Lindberghs, mit den fünf Kindern und der Witwe Anne Morrow Lindbergh. Das Ergebnis seiner jahrelangen Recherchen ist ein spannendes Buch, das 1999 als beste Biographie mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Auf Deutsch ist das Buch im Karl Blessing Verlag erschienen (Foto oben).

-rr- 4. 2. 2002 // -jj- 31.1.2007

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