Afrikaforscher Heinrich Barth

Im 19. Jahrhundert waren viele Regionen des afrikanischen Kontinents noch weiße Flecke auf der Landkarte. Der deutsche Forscher Heinrich Barth wollte dies ändern und brach 1845 zu seiner ersten Afrika-Expedition auf. Er durchquerte in fünfjähriger Reise die Sahara, erreichte den Tschadsee und entdeckte die Benuequellen.

Ein wißbegieriger junger Mann

Heinrich Barth wurde am 16. Februar 1821 als Sohn eines wohlhabenden Fleischereibesitzers in Hamburg geboren.

Seine Eltern ließen ihn eine Privatschule besuchen. 1839 legte er sein Abitur am renommierten Johanneum ab. Schon als Kind fiel es ihm leicht, Fremdsprachen zu erlernen. Eines seiner Lieblingsfächer war antike Geschichte.

An der Universität zu Berlin belegte er im Studium die Hauptfächer Altertumswissenschaft und Geographie. 1844 promovierte Barth mit einer Doktorarbeit über die antike Handelsgeschichte im östlichen Mittelmeer.



Auf den Spuren antiker Seefahrer


Von 1845 bis 1847 reiste Barth entlang der Mittelmeerküste Tunesiens und Libyens und setzte nach Malta über.

Er verfolgte die archäologischen Spuren der Phönizier, Griechen und Römer. Erst später begann er sich auch für die Völker Afrikas und deren Geschichte und Kultur zu interessieren.

Bei einem Überfall zwischen dem heutigen Libyen und Ägypten verlor Barth einen Teil seiner Tagebücher und seinen Fotoapparat. Mit dem Bericht über diese Reise habilitierte er sich als Privatdozent für Geographie an der Berliner Universität.



Der Weg durch die Sahara



Im Jahre 1849 gelang es dem Missionar James Richardson, die britische Regierung von einer Expedition zu überzeugen, die von Tripolis durch die Sahara an den Tschadsee führen sollte.

Die Briten erhofften sich davon eine Steigerung des Exports von maschinell gefertigten Tuchen. Gleichzeitig sollte die Produktion von Baumwolle in Afrika gesteigert werden, und Großbritannien sollte den alleinigen Zugriff auf diese Anbaugebiete haben. Tatsächlich ging es Richardson aber primär um die Bekämpfung des Sklavenhandels, und die wirtschaftlichen Argumente dienten dazu, die Regierungsstellen für das Projekt zu ködern.

Da Richardson über keine wissenschaftliche Vorbildung verfügte und es in England keine Wissenschaftler gab, die so eine Reise antreten wollten, vermittelte der preußische Gesandte neben dem Geologen Adolf Overweg aus Berlin auch Barth als Begleiter an die britische Seite.

Diese Reise dürfte die bedeutendste und auch am besten ausgerüstete Afrikaexpedition gewesen sein. Barth verhalf sie damals zu Weltruhm.



Geheimnisvolles Timbuktu



James Richardson überlebte die lange und strapaziöse Reise nicht. 1851 starb er im heutigen Nordnigeria. Vorher hatten sich Richardson und Barth zerstritten, da der Deutsche seine Aufgabe nicht in der Förderung des britischen Außenhandels. Sein Ziel war es, die Kulturen und die Geschichte Afrikas zu erforschen.

Für Barth dauerte die Reise sechs Jahre. Nachdem auch Adolf Overweg 1852 am Tschadsee verstorben war, ernannte die britische Regierung Barth zum Leiter der Expedition.


Im weiteren Verlauf erforschte Barth die Gebiete südlich des Tschadsees und den Flusslauf des Benue, das ist ein Nebenfluss des Niger.

Er drang bis zur berühmten Handelsstadt Timbuktu im westafrikanischen Mali vor und verfasste die erste ausführliche Beschreibung der Oasenstadt.

Von dort aus kehrte er nach Tripolis zurück und reiste weiter nach London. Insgesamt legte Barth auf der gesamten Reise knapp 20.000 km zurück.



Ein anerkannter Forscher



Trotz des Todes von Richardson und Overweg wurde die Expedition zu einem großen Erfolg, der besonders Barth angerechnet wurde.

Er war der erste Forscher, der Karten der Sahara und der Sahelzone erstellt hatte.


Aus heutiger Sicht liegt Barths Hauptverdienst in der Erforschung der afrikanischen Kulturen, die er als erster Europäer umfassend und ohne Vorurteile beschrieben hat.

In dieser Hinsicht ist Barths Forscherleistung im Nachhinein höher einzuschätzen als die von so bekannten Reisenden wie Henry Morton Stanley oder David Livingstone. Deren Werke schilderten reisserisch den weißen Mann, den Boten der Zivilisation, bei seinem ständigen Kampf mit wilden Tieren und wilden Menschen.

Dagegen lieferte Barth auf 3.500 Seiten eine wissenschaftliche Darstellung von Kulturen, von deren Existenz die europäische Wissenschaft bislang kaum etwas gewusst hatte und aus zum Teil rassenideologisch motivierter Engstirnigkeit auch weiterhin nichts wissen wollte.


Wegen der hohen Wissenschaftlichkeit, des Umfangs und des dadurch bedingten hohen Preises verkaufte sich sein Werk nur sehr schleppend. Auch eine zweibändige Volksausgabe wurde kein Verkaufsschlager.

Im Jahre 1865 starb Heinrich Barth an einem Magendurchbruch. Er wurde in Berlin-Kreuzberg beigesetzt.



 

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Text: RR, Stand: 13. 2. 2011, Bilder: Wikipedia (PD)




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