Wie kam es zu den Hexenprozessen?

Man sagte ihnen nach, sie tanzten vom 30. April auf den 1. Mai, in der Walpurgisnacht um den Blocksberg und brächten Seuchen und Unglück über das Land: Tausende angeblicher Hexen starben im 15. bis 18. Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen. Aber wieso entstand der ganze Aberglaube überhaupt? Und wie wollte man herausfinden wer eine Hexe war?

Warum wurden überhaupt Hexen verfolgt?

Bild: Darstellungen des Hexenfluges.

Vom 15. bis 18. Jahrhundert wurden viele Tausend vermeintliche Hexen und Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Gründe für diesen Hexenwahn sind vielfältig. Zumeist suchte man Sündenböcke für Missstände, Hungersnöte und Seuchen. Der Glaube an Magie war zu dieser Zeit noch sehr verbreitet, und so war es nicht verwunderlich, dass man vermeintliche Hexen dafür verantwortlich machte.

Doch auch die Kirche spielte eine Rolle: Zunächst war sie gegen den Hexenglauben und versuchten ihn sogar zu bekämpfen. Als sie dann aber unter Bedrängnis kam gaben sie dieses Prinzip auf. Erst ab 1409 kam die Vorstellung auf, dass Hexen einen Bund mit dem Teufel eingegangen seien und mit ihrer Zauberkraft Volk und Kirche schaden würden. Die Kirche begann nun Hexen und Hexer systematisch zu verfolgen. Einmal verdächtigt, entkam bald kaum jemand mehr einer Verurteilung.

Wer wurde verfolgt?

Bild: Hexenverbrennung vor den Toren der Stadt.

Beschuldigt werden konnte jeder: Frauen wie Männer, Alte wie Junge, Schöne wie Hässliche. Aussehen war kein wichtiges Kriterium. Zwar galten rote Haare, grüne Augen, Sommersprossen und blasse Haut als bedenklich, viel verdächtiger machten einen aber Flüche, Drohungen und ähnliches.

Oftmals gefährdet waren auch Frauen, deren Wissen und Befähigung über das Normalmaß hinaus reichte: Viele der Frauen, die als Hexen verbrannt wurden, konnten lesen und schreiben und hatten oft auch Kenntnisse über Heilpflanzen.

Auch eine weit persönlichere Möglichkeit kam nicht selten vor: So wurde beispielsweise der unliebsame Nachbar einfach als Hexer angezeigt um ihn los zu werden. Genau so oder ähnlich lief es vielfach ab: Man beschuldigte eine unliebsame Person zu Unrecht um sich ihrer zu entledigen.

Wer sowieso schon immer als Außenseiter galt, und dann noch kurz vor einem Unwetter auf dem Feld war und vielleicht ein paar seltsame Bewegungen machte, dem konnte eine Anzeige als Hexe oder Hexer nahezu sicher sein.

Was sind die Hexenproben?

Wurde eine mutmaßliche Hexe gefasst, so versuchte man sie darauf zu prüfen ob sie wirklich schuldig ware. Dazu benutzte man allerdings nicht, wie heutzutage üblich, ein Gericht, sondern die so genannten Hexenproben.

Eine davon ist die Wasserprobe: Dabei hängte man der Verdächtigen ein schweres Gewicht an die Füße und ließ sie ins tiefe Wasser gleiten. Schwamm sie an der Oberfläche, so sah man dies als Beweis dafür, dass sie eine Hexe war. Denn, so nahm man an, sie wurde ja vom Teufel gerettet. Tauchte sie jedoch unter, galt sie als unschuldig. Meist ertranken die Verdächtigen bei der Probe jedoch.

Bei einer weiteren Probe wurde die Hexe auf eine Waage gestellt. Man ging davon aus, das eine Hexe wesentlich leichter sei als ein normaler Mensch, um auf ihrem Besen fliegen zu können. War sie also eine Hexe, durfte ihr Gewicht nicht mehr als fünf Kilogramm über einem festgelegten Wert liegen. Lag er innerhalb dieses Bereiches, so ging man davon aus, dass sie eine Hexe war. Doch auch wenn der Wert eigentlich bedeutet hätte, dass sie unschuldig war, konnte sie angeklagt werden. Schließlich hätte sie die Waage ja verzaubern können.

Verfolgung Verhör Hinrichtung

Bild: Hexenverbrennung

Wenn man eine mutmaßliche Hexe gefangen hatte, so brauchte man zunächst einmal ihr Geständnis. Daran konnte übrigens auch eine Hexenprobe nichts ändern. Ein Recht auf einen normalen Prozess, wie ihn heute jeder Tatverdächtige bekommt, hatte eine Hexe hingegen nicht. Normalerweise gestand sie erst während der Folter gezwungener Maßen. Darauf folgte dann ein öffentlicher und qualvoller Tod, meistens auf dem Scheiterhaufen.

Was ist der Hexenhammer?

Der Hexenhammer ist ein Buch (siehe Titelbild rechts), das die bestehenden Auffassungen und Vorurteile gegenüber Hexen präsentierte und eine Art Anleitung zu deren Verfolgung liefern wollte und damit wohl die Ausmaße des Hexenwahns um einiges vergrößerte.

Der traurige Erfolg des Buches ist nicht zu übersehen: Das Buch erreichte 29 Auflagen und wurde zum Grundregelwerk der Hexenrichter. Die Autoren des Hexenhammers sind übrigens die beiden Inquisitoren des Dominikanerordens Jakob Sprenger und Heinrich Kramer.

Was ist ein Inquisitor?

Inquisitoren verfolgten Ketzer, also Menschen, die entweder gar nicht an das Wort Gottes glaubten oder nicht auf die Weise, die von der Kirche anerkannt war. Die so genannte Inquisition begann 1232. Davor hatte Papst Gregor eine Bulle veröffentlicht und mit ihr diese Fahndung anordnete. Zu den Ketzern zählten übrigens auch die Hexen, die nach der Vorstellung der Kirche den Teufel anbeteten.

Der Hexenwahn hat ein Ende.

Doch auch schreckliche Zeitalter gehen zu Ende: Der letzte Prozess in Europa fand 1782 in der Schweiz statt und zog eine öffentliche Auseinandersetzung nach sich. Man beschwerte sich, dass die rechtliche Lage nicht klar genug sei.

Dank der zunehmenden Aufklärung begannen die Leute nun nicht mehr hinter jedem Gewitter den Teufel zu sehen. Als Reaktion auf diese Geschehen wurden die Gesetze überarbeitet, nicht nur in der Schweiz sondern in ganz Europa.

Um 1800 stand schließlich in keinem Gesetzestext mehr etwas von Hexenverfolgung. Eine grauenvolle Ära ging damit zu Ende. Viele tausend Menschen waren hingerichtet worden, etwa 80 Prozent davon Frauen, doch auch Männer und sogar Kinder waren darunter.

Was ist die Walpurgisnacht?

Die Walpurgis-Nacht (siehe Bild) war, nach den Volkslegenden, jene Nacht in der die Hexen um den Blocksberg flogen. Er fand in der ersten Vollmondnacht nach der Frühlingstagundnachtgleiche statt. Eine Tagundnachtgleiche ist der Tag im Jahr, an dem Tag und Nacht gleicht lang sind. Davon gibt es eine im Frühjahr und eine im Herbst.

Benannt wurde sie nach der Heiligen Walpurga. Eigentlich heißt sie Valborg, aber es gibt zahlreiche Abwandlungen ihres Namens: Von Waltpurde und Walburg über Walpurgis und Walpurga bis zum französischen Vaubourg.

Bild rechts: Auch heute zündet man in der Nacht zum 1. Mai vielerorts Maifeuer an.

Im Gegensatz zu ihrer Namensgeberin ist die Legende von der Walpurgisnacht allerdings zum großen Teil nur Mythos. Gefeiert wird sie trotzdem auch heute noch. Allerdings traditioneller Weise in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Dabei wird gelacht, getanzt und manchmal verkleidet man sich sogar, wie an Halloween, als Hexe um die Geister des Winters endgültig zu vertreiben.

Was bedeutet eigentlich Hexe?

Das Wort Hexe stammt aus dem westgermanischen Sprachraum und bedeutet so viel wie dunkles Wesen. Die genaue Bedeutung ist bislang ungeklärt.

Aber es gibt noch ein paar mehr Begriffe, die man der Hexe zugeteilt hat: Die Kirche bezeichnete sie zum Beispiel als Lamia (Nacht-Ungeheuer), Herberia (Kräuterfee, -sammlerin), Venefica (Giftmischerin) und Strix (Schrei-Eule).

Englische Autoren nannten Hexen früher sowohl hags (heute: alte Vetteln) als auch fairies (heute Feen). Früher bedeuteten diese Wörter das gleiche. Nebenbei: Das englische Witch (Hexe) kommt von wicce, was soviel heißt wie Wissen.

  

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Text: Sabrina Hofmann, alte Bilder: alle pd; Maifeuer: Henryk Kotowski: GFDL.

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt