Wer war Rob Roy?

Wie Robin Hood in England ist Rob Roy ein Volksheld in Schottland. Über sein Leben wurden Bücher geschrieben und Filme gedreht, zum Beispiel von Walt Disney. Sein wahrer Name war Robert MacGregor. Er lebte von 1671 bis 1734.

Rob Roy wurde im Frühjahr des Jahres 1671 als Robert MacGregor in Glengyle am Loch Katrine geboren. Ein Taufregister der Gemeinde von Buchanan Parish belegt die Geburt. Sein Vater war Donald MacGregor und seine Mutter Margaret Campbell. Von ihr erbte Robert die roten Haare, daher sein Spitzname Rob Roy, Roter Robert. Über seine Kindheit und Jugend ist nicht viel bekannt.

Die Jakobiten

Rob Roy lebte in der Zeit der Jakobitenaufstände. Der katholische König Jakob II (englisch King James) vom Zweig der Stuarts war 1688 vom englischen Thron vertrieben und durch seine Tochter Maria II. und Wilhelm (William) von Oranien ersetzt worden. Seine Anhänger wurden Jakobiten genannt. Sie opponierten zwischen 1689 und 1760 mehrfach gegen die neue Herrschaftsordnung und die protestantische Thronfolge. Erstmals erhoben sich in Schottland die Stuartanhänger im Aufstand von 1689 unter der Führung von John Graham of Claverhouse, genannt Bonnie Dundee.

Eine blutige Schlacht

Als 18jähriger kämpfte Robert an der Seite seines Vaters in der Schlacht von Killiecrankie, die 1689 in die Geschichte einging.

Diese mörderische Schlacht dauerte nur rund zehn Minuten. Mehr als 30% der schottischen Kampfkräfte, die ursprünglich 2000 Mann umfassten, und wahrscheinlich 60% der doppelt so großen englischen Streitmacht verloren in dieser kurzen Zeit ihr Leben. Die siegreichen Highlander zogen trotzdem keinen Gewinn aus dieser Schlacht, denn Bonnie Dundee wurde durch eine verirrte Kugel getötet; die Hochländer waren nun ohne starke Führung.

Der Viehhändler

Nach dieser Schlacht ging Robert zurück in sein Dorf und versuchte sein Glück als Viehhändler. Der Verkauf von Highland-Rindern verhalf ihm zum Wohlstand. 1693 heiratete er Mary Helen MacGregor von Comar, aus Leny Farm, Strathyre, in Glenarklet. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor: James, auch Mor oder Tall genannt, Ranald, Coll, und Robert, auch Robin Oig oder Young Rob genannt. Später wurde auch ein Neffe, Duncan, adoptiert.

Ein Kuhhandel

Ein Handel ließ ihn 1711 zum Freibeuter der Highlands werden. Um Vieh zu kaufen lieh er sich von James Graham, 1. Duke of Montrose eine große Summe. Einer seiner Viehtreiber sollte damit für Robert Rinder kaufen. Doch der Mitarbeiter verschwand. Ob er mit dem Geld durchgebrannt ist oder als Opfer einer Intrige umgebracht wurde ist Stoff von Legenden und Abenteuergeschichten.

Jedenfalls hatte der Herzog (das bedeutet das englische Wort Duke) wenig Verständnis für Robert MacGregor und beschlagnahmte sein Land. Rob Roy schwörte daraufhin Rache und stritt mit dem Duke, bis er 1722 aufgeben musste.

Gewissenskonflikt

1715 kommt es zu einem neuen Aufstand der Jakobiten. John Erskine, der Earl of Mar stand an der Spitze einer Streitmacht von 12.000 Hochländern. Erneut stand Robert MacGregor auf Seiten der Aufständischen und führte die Highlander von Perth nach Sterling. Es kam zur Schlacht von Sheriffmuir. Hier geriet Robert in einen Gewissenskonflikt, weil der Duke of Argyll den Einmarsch der Highlander in die Lowlands verhindern wollte. Im Kampf gegen den Duke of Montrose war der Duke of Argyll Roberts einziger Verbündeter und Schutzherr gewesen. So hielt Robert sich in dieser Schlacht im Hintergrund, was seine Anhänger nicht nachvollziehen konnten.

Ein Geächteter

Nach der Schlacht von Sheriffmuir schmolz die Unterstützung der Hochländer für die Jakobiten. Der Aufstand schlug fehl, denn die großen Städte Schottlands hielten fest zur jetzt gesamtbritischen Regierung. Rob Roy musste fliehen und hielt sich im weiteren Verlauf des Aufstandes zurück. Ein Kopfgeld war auf ihn ausgesetzt. Er wurde der Beteiligung am Aufstand, der Erpressung und des Diebstahls bezichtigt.  Später wurde er inhaftiert und im Jahre 1727 begnadigt. Er starb am 28. Dezember 1734 in seinem Haus in Inverlochlarig Beg, Balquhidder.

Legendenbildung

Nach dem Scheitern der Jakobiten entstanden immer neue Geschichten über seine Heldentaten. Schon zu Lebzeiten wurde Rob Roy zur Legende. Die inspirierte den berühmten Literaten Daniel Defoe (u. a. bekannt durch den Roman Robinson Crusoe) zu seinem 1723 veröffentlichten Roman Highland Rogue. Sir Walter Scott (u. a. bekannt durch den Roman Ivanhoe) veröffentlichte 1817 den Roman Rob Roy. Im 20. Jahrhundert wurde das Leben Rob Roys mehrfach verfilmt: 1953 Rob Roy - Der königliche Rebell (Rob Roy, the Highland Rogue) unter der Regie von Harold French. Die bekannteste Verfilmung wurde 1995 gedreht und ist mit Liam Neeson in der Hauptrolle besetzt.

Text: RR, Stand 28. 12. 2009, Fotos: Loch Katrine (Richard Webb; cc by sa 3.0), Rob Roys Grab (Clément Dominik; GDFL), Walter Scott 1822. Porträt von Henry Raeburn.


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