Wenn der Sohn den Erwartungen des Vaters nicht entspricht.....

18. Jahrhundert. Preußen, das Königshaus. Der Vater, Friedrich Wilhelm I. war streng, hart, manchmal auch gewalttätig, ein Liebhaber des Militärs. Der Sohn Friedrich war zart, musikalisch, literatur- und kunstinteressiert. Kein Wunder, dass es zwischen den beiden öfter krachte. Doch dann wollte der Kronprinz sogar fliehen. Damit forderte er seinen Vater heraus......

Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I.

Friedrich Wilhelm I. regierte als König von Preußen von 1713 bis 1740 mit strenger Hand. Er duldete keinen Ungehorsam und widmete sich voll und ganz seiner Pflicht und Arbeit. Sparsam verzichtete er auf übertriebenen Pomp und versuchte den Staatshaushalt auszugleichen. Da Preußen zu jener Zeit sehr zersplittert war, versuchte er das Land durch eine starke Armee zu schützen. Die Armee war das Zentrum seiner Macht und seines Staates. Deshalb wurde er auch Soldatenkönig genannt. Er zentralisierte die Verwaltung und schuf einen Einheitsstaat. Die Künste oder Kultur kümmerten ihn nicht. Stattdessen galt bei ihm nur Disziplin, Unterordnung, Gottesfürchtigkeit, Eifer und Ehrlich- und Sparsamkeit.

Da immer mehr Soldaten aus dem preußischen Herr desertierten, das heißt sich einfach aus dem Staub machten, erließ der König ein Edikt gegen die Fahnenflüchtigen. Sollte jemand dennoch desertieren und erwischt werden, drohte ihm die Todesstrafe.

Sohn und Kronprinz Friedrich

Das Gegenteil seines Vaters war Thronfolger Friedrich, der 1712 geboren wurde. Der Kronprinz galt als intellektuell, als Schöngeist mit musischem Talent. Heimlich lernte er das Flötenspiel. Mit der groben, oft gewalttätigen Art seines Vaters und dessen Begeisterung für das Militärische konnte er nichts anfangen. Friedrich widersetzte sich seinem Vater immer wieder. Immer wieder stritten die beiden unerbittlich. Friedrich wollte sich dem Zwang des Vaters nicht beugen, wusste aber, welche Pflicht als Thronfolger auf ihn wartete.

Der Fluchtversuch

1730 beschloss Friedrich die Situation zu beenden, vor allem, weil der Vater auch noch eine Hochzeit aus Staatsgründen für Friedrich und seine Lieblingsschwester Wilhelmine plante. Er wollte fliehen. Sein schlecht durchdachter Plan war, sich auf einer gemeinsamen Reise mit seinem Vater im Süden Deutschlands, nach England abzusetzen. Bei diesem Plan half dem Kronprinzen Hermann von Katte, sein langjähriger und bester Freund. Doch der Plan misslang und Friedrich wurde erwischt. Von Katte wurde unter Folter dazu gezwungen, das Vorhaben zu verraten.

Die Strafe

Friedrich Wilhelm I. forderte hart und unerbittlich für seinen Sohn die Todesstrafe wegen Fahnenflucht. Bestürzte Berater, der Kaiser selbst und auch zuständige Richter veranlassten, dass das Urteil zu einer Festungshaft in Küstrin abgemildert wurde. Dennoch sollte sein Sohn aber die volle Strenge des Vaters spüren: So wurde Hans Hermann von Katte, der Freund und Helfer Friedrichs, zum Tode verurteilt und vor den Augen des Kronprinzen hingerichtet.

Friedrich musste seine Strafe in Küstrin zunächst absitzen, dann wurde er ins Verwaltungswesen eingeführt und übernahm 1732 als Oberst ein Regiment. Sein Wille war scheinbar gebrochen.

Die Abkehr von der Rebellion

Friedrich unterwarf sich seinem Vater und stimmte auch der Heirat mit Elisabeth Charlotte von Braunschweig- Bevern zu - dadurch stimmte er seinen Vater wieder milde. Er bekam von seinem Vater das Landschloss Rheinsburg und konnte dort als Kronprinz seinen literarischen und musikalischen Hobbies frönen. Es heißt auch, er habe dort auf den Tod seines Vaters "gewartet".

Als Friedrich Wilhelm I. 1740 starb, übernahm der Kronprinz als Friedrich II. Preußen und baute die Macht des Landes als "Friedrich der Große" aus. Volkstümlich erhielt er den Namen "der alte Fritz". Er führte dazu mehr Kriege als sein Vater und legte sich vor allem immer wieder mit den Habsburgern an, besonders mit der österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Die Arbeit seines Vaters fortsetzend, baute er die Verwaltung aus, reformierte das Herr-, Rechts- und Erziehungswesen und die Landwirtschaft.

Die Ehe Friedrichs II. mit Elisabeth-Charlotte blieb kinderlos. So weiß man nicht, ob Friedrich ein anderer, toleranterer Vater als der eigene geworden wäre.......

Noch mehr Infos zur Geschichte Preußens und der Könige:

www.preussen-chronik.de/,

www.preussen.de,

Stiftung preußische Schlösser und Gärten Berlin - Brandenburg .

-ab- 03.11.2005 Text / Fotos: Gemälde von Friedrich Wilhelm I. gemalt von Hofmaler Antoine Pesne, siehe http://www.spsg.de/; Buchcover: "Friedrich der Große - Der König und seine Zeit" von Johannes Kunisch, erschienen im C.H.Beck Verlag (2004) und "Der König und die Kaiserin" von Klaus Günzel, Droste Verlag (2005).

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