Viktoria, Königin von England

Vor 105 Jahren, am 22. Januar 1901, starb Königin Viktoria von England. Die Herrscherin mit den deutschen Wurzeln war zeitweise Herrscherin über ein Drittel der Weltbevölkerung. Von ihren fast 82 Lebensjahren saß sie 64 Jahre als Regentin auf dem englischen Thron. Dieses Zeitalter der englischen Geschichte ist als Viktorianische Epoche bekannt.

Am 24. Mai 1819 wurde Königin Viktoria als Alexandrina Viktoria im Kensington Palast in London geboren. Sie war das einzige Kind des Herzogs Eduard von Kent und seiner deutschen Frau, Prinzessin Marie Louise Viktoria aus dem Haus Sachsen-Coburg-Gotha. Sie erhielt eine umfassende Ausbildung in Geographie, Geschichte und Politik.

Als Viktoria gerade 18 Jahre alt war, starb ihr Onkel, Wilhelm IV., König von Großbritannien und Irland. Am 20. Juni erlag er einer Lungenentzündung und Viktoria war die rechtmäßige Thronfolgerin. Sie wurde am 28. Juni 1837 zur Königin von Großbritannien und Irland gekrönt.

Prinz Albert, der perfekte Mann

Schon 1836 hatte die damalige Prinzessin ihren Cousin, den deutschen Prinzen Albert von Sachsen-Coburg-Gotha kennengelernt. In einem Brief an König Leopold I. von Belgien, der das Kennenlernen organisiert hatte, schwärmte sie von dem gleichaltrigen Prinz Albert. Sie schrieb, Albert besäße jede Eigenschaft, um sie vollkommen glücklich zu machen.

Im Jahr 1839 verlobte sich die junge Königin mit Prinz Albert, und am 10. Februar 1840 heiratete sie ihre große Liebe. Gerade einmal neun Monate später wird das erste Kind geboren: Tochter Viktoria Adelaide Marie, die spätere Kaiserin von Deutschland.

Nicht alle Bürger Großbritanniens waren von der Heirat begeistert. Schließlich war da auf einmal ein Deutscher ganz nah am Zentrum der Macht. Doch nach und nach arrangierten sich die Briten mit Prinz Albert.

Sie hatten auch nicht Unrecht mit der Annahme, dass er Einfluss auf die Politik haben würde. Aber es war ein positiver Einfluss. Königin Viktoria beriet sich eingehend mit ihrem Gemahl über politische Entscheidungen. Wirtschaftlich ging es mit England bergauf, nicht zu letzt dank der industriellen Revolution.

Eine aufgeschlossene Königin

Wichtige Erfindungen wurden gemacht, und die Königin probierte viele davon gleich aus: Englands erste Eisenbahn spuckte Dampf, Viktoria ließ sich als erste Königin gegen die Pocken impfen, Chloroform wurde ihr zur Linderung der Geburtswehen verabreicht und sie kabelte das erste Telegramm nach Kanada.

Ein engagierter Prinzgemahl

Auch weltpolitisch befand sich das Britische Empire auf dem Höhepunkt seiner Macht. 1851 setzte sich Prinz Albert mit dem Wunsch nach einer Weltausstellung durch. Großbritannien konnte sich als größte Industrie, Finanz- und Kolonialmacht präsentieren. Außerdem sorgte Prinz Albert für den Bau der ersten Arbeitersiedlungen, in denen die Menschen Toiletten mit Wasserspülung sowie fließendes Wasser hatten.

Das Ende des Glücks

Eine glückliche Zeit, wie es scheint. Doch 1861 fielen Schatten auf das Glück, die das ganze Land verdunkeln sollten. Prinz Albert starb mit 42 Jahren an Typhus oder einem Krebsleiden, die Wissenschaft ist sich unklar über die genaue Todesursache.

Sein Tod traf Königin Viktoria tief. Sie zog sich fast vollständig aus dem öffentlichen Leben zurück und trug bis an ihr Lebensende Witwenkleidung. Sie ließ die Gemächer Alberts täglich herrichten, als wäre er noch am Leben. Sie schlief mit seinem Schlafanzug neben sich ein und bevor sie wichtige Verträge unterzeichnete, fragte sie sein Portrait um Rat.

Traurige Epoche

Vor Alberts Tod war Viktoria eine lebenslustige Frau, die auch einem mitternächtlichen Kartenspiel nicht abgeneigt war. Sie lachte laut und herzlich. Doch mit Alberts Tod wich alle Freude aus ihrem Leben. Das übertrug sich auch auf die Bevölkerung, die buchstäblich mit ihrer Monarchin mittrauerte. Daher rührt auch das Dumpfe, Graue und Traurige, für das die Viktorianische Epoche bekannt ist.

Das Albert Memorial in Kensington Garden, London. Königin Viktoria ließ es als Andenken an ihren geliebten Mann errichten. Rund um den sitzenden und nach Restauration wieder vergoldeten Prinz Albert sind Figurengruppen angeordnet. Sie stellen Europa, Asien, Amerika und Afrika dar. Weitere Figuren stellen Handel, Landwirtschaft, Produktion und Ingenieurskunst dar.

In einem Brief schrieb sie: "Mein Leben als glücklicher Mensch ist zu Ende! Die Welt ist für mich zu Ende! Wenn ich doch weiterleben muß, so ist es um unserer vaterlosen Kinder Willen (...) Sein Edelmut war zu groß, sein Streben zu hoch für diese elende Welt! Sein Geist lebt nun in der Welt, die er verdient!"

Königin Viktoria starb am 22. Januar 1901 im Familiensommersitz Osborne House auf der Isle of Wight in den Armen ihres Enkels, des deutschen Kaisers Wilhelm II. Im Tode wurde sie wieder mit Prinz Albert vereint. Beide ruhen im Mausoleum von Frogmore in der Nähe von Windsor.

Übrigens:

Durch die Heiraten ihrer neun Kinder hatte Viktoria Verbindungen zu fast allen Adelshäusern Europas. Deswegen nennt man sie auch "Großmutter Europas".

Der deutsche Kaiser Wilhelm II. war Viktorias Lieblingsenkel. Sie nannte ihn "Willy aus Preußen".

Königin Viktoria war nicht nur Königin von Großbritannien und Irland, sondern von 1877 bis 1901 Kaiserin von Indien. Sie herrschte damit über ein Fünftel der Erde und ein Drittel der Weltbevölkerung. Sie selbst war aber nie in Indien.

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...zur Lage von Kindern zu Zeiten Königin Viktorias

Text: -jj- 19.1.2006 // Bilder: PD; Albert Memorial: Steffen/PD

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