Suleiman der Prächtige

Im 16. Jahrhundert breite sich das Osmanische Reich in alle Richtungen aus. Unter Suleiman I. blühte die osmanischen Herrschaft. In der heutigen Türkei gilt er als der größte Sultan der Osmanen. Am 4. Dezember 1534 erreichten die Türken die Stadt Bagdad und eroberten sie.

Das Osmanische Reich

Das Volk, welches wir heute als Türken kennen, nannte sich früher Osmanen. Der Name geht auf den Fürsten Osman (1299 - 1326) zurück, der Kleinasien erobert hatte. Seit dem 8. Jahrhundert bekannten sich die Völker in der Region zum Islam.

Die Osmanen unterwarfen einen Großteil des heutigen Griechenlands, darüber hinaus Makedonien, Bulgarien, Serbien und die Herzegowina.

1453 erstürmten die Türken Konstantinopel und machten es zu ihrer Hauptstadt Istanbul. Das bedeutete das Ende des Oströmischen Reiches und seiner über 1000 Jahre langen Vorherrschaft des Christentums.

Selim, der siegreiche Kalif

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts eroberte Selim Persien, Armenien, Palästina, Syrien und Ägypten. Auch die heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina gehörten nun zu seinem Reich. Damit nahm er den Titel Kalif an. Kalif ist ein islamischer Herrschaftstitel und bezeichnet eine Person, die zugleich religiöses und politisches Oberhaupt eines bestimmten Bereiches ist. Der erste Kalif war Abu Bakr, der Nachfolger des Propheten Mohammed. Er regierte ab etwa 632 nach Christus. Kalif bedeutet wörtlich Nachfolger des Gesandten Gottes.

Am 6. 11. 1494 wurde Selmins Sohn Suleiman geboren (andere Schreibweisen sind auch Süleiman, Sulaiman, Soliman), der später den Beinamen "der Prächtige" bekam.

Der Weg nach Westen

Nach Selims Tod erbte Suleiman im Jahr 1520 die Sultanswürde und übernahm die Macht. Er sollte 46 Jahre regieren. In dieser Zeit erreichte das Osmanische Reich den Höhepunkt seiner Macht und Kultur. Als Suleiman die Regierung übernahm, war das Osmanische Reich bereits als Weltmacht etabliert. Suleimans Vater Selim hatte bereits Pläne für eine osmanische Expansion im Westen ausgearbeitet. Suleiman wollte gleich nach seinem Amtsantritt Österreich angreifen und sich dazu mit Ungarn verbünden. Doch dort wurden die osmanischen Diplomaten verhaftet und später getötet.

Niederlage vor Wien

1526 überrannten die Osmanen Ungarn und erschienen drei Jahre später vor Wien. Die Belagerung Wiens brachte den Türken jedoch keinen Erfolg. Das osmanische Heer hatte fast 20.000 Todesopfer hinnehmen müssen. Bis 1540 herrschte anschliessend zwischen Ferdinands und Sultan Suleimans Reichen Waffenstillstand.


Über die Belagerung Wiens erfährst du mehr in einem anderen WAS IST WAS-Artikel, der unten verlinkt ist.

Neue Eroberungen im Osten

Nach der Niederlage vor Wien orientierte Suleiman sich wieder nach Osten und vergrößerte das Osmanische Reiche durch weitere Feldzüge. Im Herbst 1533 sandte er ein Heer nach Asien, wo die Festungen Ardschisch, Ahlat und Van fielen. 1534 nahm er den Persern ihre Hauptstadt Tabriz. Das Heer zog weiter nach Bagdad. Die Stadt wurde am 4. Dezember 1534 besetzt. Von hier aus verwalteten die Osmanen das eroberte Land.

Eine neue Seemacht

Mit Hilfe des Seeräubers Cheir ed-Din Barbarossa schuf Suleiman die türkische Flotte. Bereits 1521 hatte er eine Invasionsflotte zur Insel Rhodos entsandt, welche um diese Zeit eine vom Johanniterorden gehaltene Seefestung war, und diese 1522 erobert. Die Johanniter kapitulierten nach einer sechsmonatigen Belagerung. Es war die Eröffnungsschlacht einer 60 Jahre andauernden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den christlichen Mittelmeermächten und den Osmanen um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum. Nach einem erfolgreichen Seekrieg mit Venedig in den Jahren 1538-1540 stellte Suleimans Flotte im Mittelmeer einen wichtigen Machtfaktor der Osmanen dar. Sie übernahm fast alle venezianischen Besitzungen und befuhr die Meere bis zum Indischen Ozean.

Bündnis mit Frankreich

Kaiser Karl V. war Suleimans wichtigster Gegner. Unter anderem hatte dieser mit der spanischen Flotte nach einer Seeschlacht Tunis erobert. Weil auch Frankreich eine zu grosse Erstarkung Habsburgs fürchtete, verbündete sich das Osmanische Reich mit den Franzosen. Gemeinsam belagerten die beiden Reiche Nizza und nahmen die Stadt ein. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestanden immer wieder Bündnisse zwischen Paris und Istanbul gegen Habsburg.

Tod in Ungarn

Nach 1540 gab es immer wieder Scharmützel der Osmanen mit Österreich. Später brach in Ungarn der so genannte "Burgenkrieg" aus, der 140 Jahre dauern sollte. Es war ein Stellungskrieg zwischen Habsburgern und Türken, der auf beiden Seiten mit geringer Kraft geführt wurde.

Im Alter von 72 Jahren reiste Suleiman 1566 ein letztes Mal mit einem Heer nach Ungarn. Nach einem Treffen mit dem Herrscher von Siebenbürgen und der Einnahme der ungarischen Burg Szigetvár starb Suleiman der Prächtige in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1566 im Feldlager der osmanischen Armee.

Ein großer Sultan

Süleiman gilt als der größte Sultan der Osmanen. Er war ein weiser Gesetzgeber und Staatsmann, reorganisierte im Innern umfassend Steuersystem, Verwaltung und Justiz. Daneben förderte er Architektur und Literatur. Seine große Leidenschaft galt der Dichtkunst. So verfasste er unter dem Namen Muhibbi etwa 3000 Gedichte. In Istanbul ließ er zahlreiche prächtige Bauwerke errichten. Er beschließt die Periode der Blüte der osmanischen Herrschaft. Sein Sohn Selim II. folgte ihm auf den Thron.

Text: RR, Stand 30. 11. 2009; Bilder: Gemälde von Tizian,  Destination Europe.

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